Blockchain erklärt

Wie die Blockchain wirklich funktioniert

Alles redet über die Blockchain – aber was ist das eigentlich? Die Grundlagen der Technologie erklärt. Plus: von welchen Anwendungen der Tourismus profitieren kann.

Kaum eine Tourismus-Fachtagung in den vergangenen Monaten, die nicht das Thema Blockchain behandelt hat. Bezeichnend eine exemplarische Beobachtung auf einer solchen Veranstaltung im heurigen Frühjahr: Bei keinem anderen Programmpunkt gab es im Anschluss so viele Fragen aus dem Publikum wie nach dem Vortrag „Technologie als Tourismustreiber: Wie Blockchain Technologie auch Ihre Branche entfesselt“. Und kein anderer Vortrag ließ die Zuhörer mit so vielen Fragezeichen über den Köpfen zurück. Alles redet über die Blockchain, aber wie die Technologie im Kern funktioniert, darüber spricht kaum jemand. Das bu//etin schon. Lesen Sie hier, was wirklich hinter dem Technologie-Buzzword steckt.

Blockchain, endlich verständlich erklärt

Wir beleuchten das Thema anhand von Kryptowährungen, weil die das wahrscheinlich bekannteste Anwendungsbeispiel sind. Die da­runterliegende Technologie eignet sich aber für alle möglichen Themenbereiche. Grundsätzlich immer dann, wenn sich Abläufe dezentralisieren lassen.

Im Kern steht immer die Blockchain. Die ist im Grunde nichts anderes als eine Kette von Daten, die alle Transaktionen im Netzwerk erfasst. Im Fall von Kryptowährungen sind das die Transaktionen zwischen den Usern. Wenn User A an User B digitales Geld überweist, ist das in der Blockchain vermerkt.

Der Clou: Die Blockchain liegt nicht irgendwo auf einem zentralen Server. Keine Bank, keine zentrale Organisation hat die Kontrolle darüber. Die Blockchain ist dezentral bei den Usern gespeichert. Auf dem PC jedes Netzwerkteilnehmers liegt eine Kopie der Blockchain und sie wird automatisch zwischen den Teilnehmern geteilt.

Was Game of Thrones mit Bitcoin

gemein hat Kennen Sie das Torrent-Netzwerk, in dem die User untereinander die neuesten Filme, Serien oder Songs tauschen? (Nutzen würden Sie das selbstverständlich nicht, das wäre ja verboten, aber vielleicht haben Sie schon davon gehört ...) Das Prinzip ist dasselbe. So wie im Torrent-Netzwerk die neueste Folge Game of Thrones geteilt wird, teilen alle Teilnehmer am Bitcoin-Netzwerk die Bitcoin-Blockchain. Und genau wie alle Serienfans am Ende dieselbe Episode von Game of Thrones sehen, sind sich alle Teilnehmer im Bitcoin-Netzwerk über den Inhalt der Blockchain einig.

Sollte ein Teilnehmer seine Kopie der Blockchain manipulieren, um sich mit einer Fake-Transaktion zum ­Millionär zu machen, ist das schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt. ­Nachdem die Mehrheit die authentische Blockchain teilt, wird die Manipulation automatisch erkannt und abgelehnt.

Was die Blockchain dem Tourismus bringt

Damit hätten wir den Kern der Blockchain-Technologie auch schon verstanden. Im Fall von Kryptowährungen kommen noch anwendungsspezifische Besonderheiten hinzu (Stichwort „Mining“), aber das braucht uns für unser Basiswissen erst einmal nicht zu interessieren.

Bleibt die Frage: Wie kann die Blockchain dem Tourismus helfen? Konkrete Anwendungsmöglichkeiten gibt es einige, von dezentralisierten Buchungsplattformen bis hin zu mani­pulationssicheren Werbenetzwerken. Mit Letzteren hat die Österreich Werbung schon erste praktische Erfahrungen sammeln können.

ÖW-Pilotprojekt mit Adbank

Das kanadische Start-up AdBank hat ein Werbenetzwerk auf Blockchain-Basis aufgesetzt. Klick-Betrug ist laut ­AdBank ein ernsthaftes Problem für die Onlinewerbebranche. Dass die Schaltungen über die Blockchain für alle Teilnehmer transparent sind, soll Betrug erschweren. Zusätzlich werkt im Hintergrund auch künstliche Intelligenz zur Erkennung verdächtiger Aktivitäten. Das zweite Versprechen: Durch das Ausschalten herkömm­licher Mittelsmänner (Buchungs­agenturen) können Schaltungen über AdBank günstiger abgewickelt werden.

Die ÖW hat die AdBank-Technologie heuer anhand eines Pilotprojekts getestet, in dessen Rahmen schon Schaltungen über den ÖW-Adserver und die Blockchain getätigt wurden. Die Evaluierung gemeinsam mit AdBank läuft noch. Eine zweite Runde des Pilotprojekts ist für 2019 geplant.

Sollte sich Blockchain-Technologie im Onlinewerbebereich mittelfristig tatsächlich etablieren, wäre das für Blockchain-Befürworter die dringend gesuchte Erfolgsstory. Vor Kurzem haben US-Wissenschaftler für eine Studie den Status von 43 verschiedenen Blockchain-Projekten untersucht. Das ernüchternde Ergebnis: Die Autoren fanden eine Fülle von Pressemeldungen, White Papers – aber keine einzige praktische Anwendung, die die ihr zugeschriebenen Vorteile durch die Blockchain tatsächlich nachweislich realisiert.