Der Tourismusausblick mit Stand April 2023: Schweizer Bankensystem, Ukrainekrieg, Pandemieaufarbeitung und Schweizer Neutralität im Gespräch – weiterhin Trend zu Auslandsreisen – gute Österreich-Buchungslage
Das zurzeit dominierende Thema ist die Übernahme der Credit Suisse durch die zweite Großbank des Landes, die UBS. Dabei wird unter anderem diskutiert, welche Risiken der neue Bankenkoloss für die Schweiz birgt, ob der Bund richtig gehandelt hat und welche Auswirkungen die Fusion auf die fast 16 000 Mitarbeiter*innen der Credit Suisse und den Bankensektor in der Schweiz hat. Daneben bewegen die verschiedensten Inhalte Menschen und Medien, unter anderem: Verhandlungen mit der EU, Ukrainekrieg, Aufarbeitung der Pandemie, Bedeutung und Ausgestaltung der Schweizer Neutralität.
Das um internationale Sportevents bereinigte Schweizer Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird gemäß Prognose der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich 2023 um 1,1 % und 2024 um 1,7 % steigen. Dank des milden Winters hat die Energiekrise die Konjunktur weniger stark belastet als befürchtet und Rezessionsängste gedämpft. Allerdings bremsen die weiterhin für Schweizer Verhältnisse hohe Inflation und steigende Zinsen die konjunkturelle Dynamik.
Die Lage am Arbeitsmarkt war 2022 außerordentlich gut. Fast alle wichtigen Kennzahlen erreichten oder übertrafen ihre historischen Höchststände, während die Arbeitslosenquote auf einen Tiefststand sank.
Aufgrund der stabilen Wirtschaftslage und der vergleichsweise geringen Auswirkungen der zahlreichen Krisen auf die Schweizer Bevölkerung ist die Reisefreudigkeit für diesen Sommer ungebrochen. Der Trend geht weiterhin zu Ferien im Ausland. Nach einem COVID-19-bedingtem Peak inländischer Übernachtungen im Sommer 2021 verbuchte die Schweiz in der gleichen Saison 2022 einen Rückgang von 6 %.
Profitieren werden wie auch 2022 Ferien am Meer, insbesondere am Mittelmeer. Ebenfalls dürften Fernreiseziele ein Comeback erwarten – hier herrschte im letzten Jahr noch Zurückhaltung aufgrund von Einschränkungen oder Unsicherheiten.
Dass das Thema Nachhaltigkeit eines der großen Zukunftsthemen ist, zeigen aktuelle Beispiele: Die internationale Klimaschutzorganisation mit Schweizer Wurzeln myclimate bewirbt nicht mehr eine Klimaneutralität durch Kompensation. In Medienberichten wurde kritisiert, dass eine Klimaneutralität faktisch nicht möglich ist. Stattdessen spricht myclimate nun von „Klimaschutzbeiträgen“ und „Investments in bzw. Finanzierung von Klimaschutzprojekten“. Daneben baut Schweiz Tourismus sein Nachhaltigkeitsprogramm „Swisstainable“ weiter aus. Ursprünglich für Betriebe entwickelt, steht das Programm seit April unter dem Namen „Swisstainable Destination“ auch den Tourismusdestinationen offen. Nicht zuletzt nehmen Diskussionen und Maßnahmen zur Beschränkungen des Massentourismus in der Schweiz zu. Beispielsweise gibt es im Kanton Appenzell Innerrhoden Vorstöße, den Zugang zum beliebten Alpstein-Wandergebiet für Tagestourist*innen zu limitieren. Die Stadt Bern will aus ökologischen Gründen gar auf Werbung in den Fernmärkten verzichten.
Prinzipiell sind Reisen aus der Schweiz ins Ausland durch den weiterhin starken Franken aktuell günstiger. Die durch die Inflation erhöhten Preise gleichen diesen Wechselkursvorteil jedoch wieder aus – die Inflation im eigenen Land ist im internationalen Vergleich gering.
In den vergangenen beiden Sommern haben die Schweizer*innen die Berge im eigenen Land entdeckt. Sie bleiben bei einer Urlaubsentscheidung zugunsten des alpinen Raums auch gern im eigenen Land. Die Veranstalter berichten jedoch von einer guten Österreich-Buchungslage für die kommenden Monate.
Entscheidend für Österreich dürfte mitunter sein, ob ein Arbeitskräftemangel zu teilweisen Reduktionen von Angeboten im Hotel und der Region führt. Nicht zu unterschätzen ist auch der bisherige Wettbewerbsvorteil der typisch österreichischen Gastfreundschaft, die durch den vermehrten Einsatz ausländischer Mitarbeiter*innen ein Stück weit verloren geht.
Aktuell nicht vorhersehbar sind die Auswirkungen der fünfmonatigen Sperre des Arlberg-Straßentunnels auf die Sommersaison in den Destinationen östlich des Arlbergs.