Obwohl das ökologische Bewusstsein der Pol*innen von Jahr zu Jahr größer wird und sie gern unterstreichen, immer nachhaltiger zu leben, ist das leider eher eine gesprochene, denn gelebte Idee. Das hat oft damit zu tun, dass das Einkommensniveau der Pol*innen nach wie vor anders als in anderen westlichen Ländern ist. Wie https://businessinsider.com.pl vom 7. Dezember 2021 anführt, haben in der Zeit der Pandemie rund 37 % der Befragten angegeben, dass sie großen Wert auf nachhaltige Produkte legen, gleichzeitig haben aber 90 % auch gesagt, dass sie aus finanziellen Gründen billigere Produkte wählen. Die Pol*innen wollen nachhaltig leben, was sie aber bremst, ist vor allem der Preis. Auf der anderen Seite muss man auch anmerken, dass hier nicht immer der Preis der wichtigste Faktor sein kann. Es gibt nach wie kein Bewusstsein für Nachhaltigkeit – wie man im alltäglichen (Arbeits-)Leben sehen kann. Es werden beispielsweise beim Drucken von Arbeitsunterlagen immer bunte und einseitige Kopien bevorzugt; beim Reisen bevorzugt man die Flieger und nicht die Bahn. Noch vor ein paar Jahren war das Einpacken von nicht aufgegessenen Speisen im Restaurant oder ein eigener Kaffeebecher für einen Take-away-Kaffee als vollkommen unüblich. Zusammenfassend kann man sagen, dass das Bewusstsein der Pol*innen für Nachhaltigkeit wächst, aber noch nicht ausreichend entwickelt ist. Dies bestätigen auch die Ergebnisse einer 2021 vom Ministerium für Umwelt und Klimaschutz durchgeführten Studie. Mehr als die Hälfte der Befragten nannte den Umweltschutz als den Bereich, in dem Polen Nachholbedarf aufweist. Hier wurden vor allem die Luftverschmutzung, ineffiziente Abfallwirtschaft und Wasserverschmutzung genannt.
Die am häufigsten praktizierten Umweltschutzmaßnahmen der Pol*innen sind: Mülltrennung, Gebrauch von Mehrwegbeuteln und -verpackungen, Wasser- und Stromsparen sowie Reduzierung der Menge an Kleidern und Gegenständen für den täglichen Gebrauch. 96 % der Befragten deklarieren, dass sie die Regeln der Mülltrennung kennen; Müll wird von 79 % der Pol*innen getrennt, und 68 % weisen Personen, die diese Regeln nicht beachten, zurecht. Vier von zehn Befragten geben an, bereit zu sein, einen höheren Preis für Produkte zu zahlen, wenn diese nicht in Plastik verpackt sind. Diese Quote ist im Vergleich zum Jahr 2020 gestiegen (damals betrug sie 35 %). Eine ähnliche Personenzahl erklärt, beim Einkaufen meistens oder immer ökologische Beutel zu wählen und jede*r Dritte verwendet beim Einkaufen eine eigene Einkaufstasche. 85 % der Befragten wären bereit, auf Plastikverpackungen für Getränke zugunsten von Glasflaschen zu verzichten, wenn das System der Leergutabnahme bequem wäre. Auch viele, nämlich 67 % der Befragten, wären bereit, Plastik-Einwegverpackungen (für Fleisch, Käse oder Kosmetika) aufzugeben und diese Produkte in eigenen Mehrwegverpackungen zu kaufen. Über die Hälfte der Befragten wäre bereit, auf das eigene Auto zugunsten der öffentlichen Verkehrsmittel zu verzichten. Gefragt nach den für die Umwelt besten Energiequellen weisen 83 % der Befragten vor allem auf erneuerbare Energien (Sonne, Wind- und Wasserkraftwerke) hin.
Ein Fünftel der Befragten würde Kernkraftwerke begrüßen, die Kohle wird von lediglich 5 % der Pol*innen gewählt. Nach Meinung von 37 % der Befragten ist die ökologische Lage in Polen schlechter als in anderen Ländern. Gegensätzlicher Meinung sind nur 7 %. Senior*innen und Großstadtbewohner*innen beurteilen diese Situation deutlich schlechter als die anderen Gruppen.
Die größten ökologischen Vorteile Polens im Vergleich zu anderen Ländern sind große Waldflächen, eine geringere Industrialisierung des Landes, viele Grünflächen und eine ökologische Landwirtschaft. Die Nachteile Polens sind vor allem Kohle, Smog, Abfallwirtschaft, alte Öfen und damit auch schlechte Luftqualität sowie Wasserwirtschaft. Neun von zehn Befragten sind der Meinung, dass die polnische Energiewirtschaft auf erneuerbaren Energiequellen basieren soll, drei von zehn weisen auf die Atomenergie hin. Die Kohle nennt hier nur jede zehnte Person. 31 % sind der Meinung, dass Polen die kohlebasierte Energie ganz aufgeben soll, fast die Hälfte meint, dass dieser Prozess allmählich und in beschränktem Maße umgesetzt werden soll.
Drei von zehn der Befragten antworten auf die Frage nach dem Zeitplan Polens für den Kohleausstieg – der Plan sieht das Jahr 2049 vor –, dass es ein zu weit entferntes Datum ist, ein Viertel hält es für richtig und 18 % meinen, dass der Prozess zu schnell ist. Acht von zehn Befragten stimmen mit der Feststellung überein, dass Polen in erneuerbare Energien investieren soll. 63 % meinen, dass Polen mitverantwortlich für die globale ökologische Lage ist, über die Hälfte stimmt mit der Feststellung überein, dass Polen für die aufgrund der globalen ökologischen Situation entstehenden Kosten aufkommen soll (4 % im Vorjahr).