Köstinger gibt Startschuss für Erarbeitung des „Plan T – Masterplan für Tourismus“: Schwerpunkte im Bereich verstärkter Kooperation, Finanzierung und zukunfts-weisender Indikatoren, die den nachhaltigen Erfolg des Tourismus messbar machen
Das Urlaubsland Österreich kann sich international sehen lassen. Das zeigen nicht nur die jüngsten Ankunfts- und Nächtigungsstatistiken sowie das seit Jahren konstante Ranking unter den Top15 Tourismusländern der Welt. Auch auf der ITB, der Leitmesse der weltweiten Reisebranche in Berlin, die am Mittwoch eröffnet wurde, präsentiert sich das österreichische Angebot eindrucksvoll. Gemeinsam mit 76 Partnern – darunter alle neun Landestourismus-organisationen, touristische Regionen, Städte und Leistungsträger – macht die Österreich Werbung von 7. bis 11. März das Urlaubsland für Fachbesucher und Endkunden erlebbar. „Die ITB verdeutlicht, wie hart der internationale Wettbewerb geworden ist“, erklärt Tourismusministerin Elisabeth Köstinger beim gemeinsamen Pressegespräch mit Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau der WKÖ-Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft, und ÖW-Geschäftsführerin Petra Stolba heute in Berlin. „Tausende Destinationen kämpfen um jeden Gast und dessen Aufmerksamkeit. In Anbetracht dieser Dichte an Konkurrenz ist die Leistung der Österreich Werbung, der Landestourismusorganisationen und aller anderen Tourismuswerber Österreichs noch höher einzuschätzen“, so Köstinger.
Köstinger startet Arbeit für „Plan T – Masterplan für Tourismus“
Auch wenn es verlockend sei, angesichts der jüngsten Entwicklungen monatlich von Erfolgen, Rekorden, Zuwächsen und Höchstwerten zu berichten, müsse man diese differenziert betrachten. „Nachhaltiger Erfolg im Tourismus ist mehr - es geht um Umsätze, Ertrag, Wertschöpfung, Arbeitsplätze, Akzeptanz, etc. Dazu brauchen wir ein umfassendes und vor allem zukunftsgerichtetes Indikatorensystem, das uns anzeigt, ob wir am richtigen Weg sind“, so Köstinger.
Um die Basis für eine sinnvolle und nachhaltige Weiterentwicklung des Tourismus in Österreich zu legen, gab Köstinger auf der ITB den Startschuss für die Arbeit am „Plan T – Masterplan für Tourismus“. „Die letzte gesamthafte Strategie für den heimischen Tourismus stammt aus dem Jahr 2010“, erinnert Köstinger. „Seitdem hat sich vieles verändert, es ist hoch an der Zeit, dass wir wesentliche Eckpunkte neu überlegen und erarbeiten. Ein ganz wesentlicher Punkt des neuen Masterplans werde daher die sinnvolle Messung von Tourismus sein. „Wir sollten uns vom monatlichen Wettlauf um irgendwelche Rekorde verabschieden. Ehrlicher wäre es, einmal im Jahr Bilanz zu ziehen und mit einem Indikatorenset offen und objektiv die Entwicklung zu diskutieren. Am besten Bund und Bundesländer gemeinsam, um dann auch die richtigen Schlüsse zu ziehen und Maßnahmen zu setzen. Die Länder in ihrem Bereich, der Bund in seinem Bereich.“
In die Arbeit zu diesem neuen Masterplan will Köstinger alle wesentlichen Player des Tourismus miteinbeziehen. „Wir machen das nicht für uns, sondern für die Branche, einen der wichtigsten Wirtschaftszweige unseres Landes. Ich werde alle Stakeholder einladen, ihren Beitrag zu leisten und in verschiedenen Arbeitspaketen zu diesem Masterplan beizutragen. In einem Jahr, also im Frühling 2019 wollen wir den fertigen Masterplan auf den Tisch legen und mit der Umsetzung beginnen. Wichtige Partner sind dabei natürlich auch die Länder, denn bei ihnen liegt der größte Teil der Zuständigkeit, wenn es um Tourismus geht.“
WKÖ-Nocker-Schwarzenbacher: Arbeitsmarkt muss im Fokus liegen
„Wir im Tourismus müssen visionäre Traditionalisten sein“, unterstreicht auch Nocker-Schwarzenbacher und begrüßt den gemeinsamen Masterplan. Ein wesentlicher Fokus muss dabei für die oberste Branchensprecherin am wachsenden Arbeitskräftebedarf liegen: „Wir wissen aus einer aktuellen WIFO-Studie, dass bis 2023 alleine für den Bereich Beherbergung und Gastronomie mit einem Plus von 36.000 zusätzlichen Beschäftigungsverhältnissen zu rechnen ist.“ Dies zeige deutlich den dringenden Handlungsbedarf auf, gemeinsam mit der Politik Strategien und Lösungen zu entwickeln. Dass die Unternehmen selber aktiv werden und Verantwortung übernehmen, zeigen zudem zahlreiche nachhaltig wirkende Maßnahmen, wie etwa Investitionen in Mitarbeiterausbildung, Personalunterkünfte oder die massive Erhöhung der Lehrlingsentschädigung.
Kooperation zwischen Tourismus & Landwirtschaft und im Tourismusmarketing
Ein weiterer Schwerpunkt der neuen Strategie wird in der Kooperation zwischen Tourismus und Landwirtschaft liegen. „Mit der neuen Aufgabenverteilung in der Bundesregierung ist es gelungen, den ländlichen Raum aufzuwerten, indem zu Landwirtschaft und Umwelt der große Themenbereich Tourismus dazugekommen ist. Hier wurde nun endlich zusammengefügt, was zusammen gehört – und in dieser verstärkten Zusammenarbeit sehe ich noch großes Potenzial“, so Köstinger. Erste Schritte dieser Vernetzung zeigen sich bereits auf der ITB, wie die erstmalige Teilnahme der AMA-Marketing am Österreich-Stand oder die Kooperation zwischen ÖW und dem Österreichischen Sektkomitee.
Um Kooperation geht es auch im Bereich der Finanzierung (Stichwort ÖHT, Förderungen) und natürlich auch im Tourismusmarketing. „Wir sollten darüber nachdenken, wie wir die Kooperation im Marketing auf neue Beine stellen können. Wir müssen im Ausland die Schlagkraft erhöhen. Gerade in Fernmärkten ist Einzelkämpfertum zwar vielleicht heldenhaft, aber selten erfolgreich. Wie können wir am deutschen Markt, in Europa und weltweit so agieren, dass Österreich im starken Wettbewerb von unseren potenziellen Gästen wahrgenommen wird?
Als gute Beispiele für erfolgreiche Kooperationen im Tourismusmarketing nennt Köstinger zum einen die seit heuer verstärkte Marktbearbeitung von Südkorea. Seit Jänner gibt es ein eigenes ÖW Büro in Seoul – und gemeinsam mit Tirol, Salzburg und Kärnten wird neben den sonstigen Maßnahmen zusätzlich Geld in die Hand genommen. „Die gemeinsame strategische Ausrichtung „In tune with Austria“ zielt darauf ab, Österreichs bekanntes Kultur-Image um Natur- und Alpinangebote zu erweitern“, konkretisiert ÖW-Geschäftsführerin Petra Stolba.
Als zweites Beispiel nennt Stolba die gemeinsamen Anstrengungen von SalzburgerLand, Tirol, Oberösterreich und der Österreich Werbung in der ARGE „Stille Nacht“: Am 24.12.1818, also vor 200 Jahren, wurde das Lied erstmals in Oberndorf gesungen. Inzwischen wird dieses Friedenslied in über 300 Sprachen auf allen Kontinenten gesungen und verbindet Menschen unabhängig von Herkunft, Alter oder Religion - nur wenige Menschen wissen allerdings, dass die Ursprünge des Weihnachtsliedes in Österreich liegen. „Einen Scheinwerfer auf Österreich in Verbindung mit diesem Lied zu werfen und es nachhaltig mit seiner Heimat und der Kulturdestination Österreich zu verknüpfen, ist Ziel unserer gemeinsamen Bemühungen“, erläutert Stolba.
Wichtige Schritte bei Umsetzung der Digitalisierungsstrategie für den Tourismus
Oberste Priorität für alle in der Branche hat die Umsetzung der im letzten Sommer erarbeiteten Digitalisierungsstrategie. Im Rahmen des Masterplans soll daher auch eine Plattform geschaffen werden, um sich über alle Initiativen auszutauschen, Synergien zu nutzen und Doppelgleisigkeiten zu vermeiden. Seit der Präsentation vergangenen Herbst konnten bereits einige wichtige Schritte gesetzt werden. So ist es seitens des Tourismusministeriums gelungen, das Förderprogramm „Forschungskompetenz für die Wirtschaft“ der FFG für die Tourismuswirtschaft zu öffnen und einen Digitalisierungsschwerpunkt zu setzen. „Weiterbildung und Aufbau digitaler Kompetenzen ist auch in unserer Branche der zukünftige Schlüssel zum Erfolg. Durch die Öffnung des Förderprogramms ‚Forschungskompetenzen für die Wirtschaft‘ können wir unsere Tourismus-Betriebe nun bei der Qualifizierung ihrer Fachkräfte gezielt und individuell unterstützen“, begrüßt Nocker-Schwarzenbacher die neue Möglichkeit, im Rahmen derer 2 Mio. für förderwürdige Tourismusprojekte zur Verfügung stehen.
Um den Herausforderungen im digitalen bzw. datengetriebenen Tourismusmarketing zu begegnen, investiert die Österreich Werbung in die dafür notwendigen Systeme, um für und mit der Branche zukunftsfit zu werden. „Durch gezielte Arbeit mit unterschiedlichsten Daten kann Tourismusmarketing effizienter und effektiver werden. Dazu gibt es nun auch eine ‚Datenallianz‘ der neun Landestourismusorganisationen mit der Österreich Werbung. Das gemeinsame Lernen aus den Daten ermöglicht uns allen besser zu werden – und das ist gerade bei knappen Mitteln entscheidend, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, so Stolba abschließend.