Lebensqualität am Wilden Kaiser

Lebensqualität am Wilden Kaiser

Angewandte Nachhaltigkeit / Teil 4

Gemeinsam mit den Tiroler Gemeinden Ellmau, Going, Scheffau und Söll initiierte der Tourismusverband Wilder Kaiser 2017 das dialogorientierte Projekt „Lebensqualität am Wilden Kaiser“, um eine Tourismusstrategie zum Wohle aller Beteiligten zu entwickeln. Dort boomt der Tourismus vor allem im Sommer, der den Winter an Übernachtungen bereits überholt hat. TVB Geschäftsführer Lukas Krösslhuber spricht mit bulletin über bereits umgesetzte Maßnahmen.

Wie sieht nachhaltiger Tourismus idealerweise aus?

Nachhaltiges Wirtschaften gelingt nur dort, wo ökonomische, ökologische und soziale Aspekte gleichermaßen berücksichtigt werden. Wir wollen regionale Kreisläufe und die lokale Landwirtschaft für eine gemeinsame Agrarvermarktung einbinden, etwa mit dem Projekt „Tiroler Almrind“, das heimisches Rindfleisch verstärkt in die lokale Gastronomie bringt. Ähnliches wollen wir auch mit hiesigen Milchproduzenten und Käsereien umsetzen. Damit können Gäste die Region erschmecken und die Produzenten finden Abnehmer.

Welche Strategie haben Sie zu Verkehr und Mobilität?

Als TVB können wir direkt Einfluss auf die lokale Mobilität nehmen und Alternativen organisieren. Wir haben Kooperationen mit lokalen, regionalen und überregionalen Transportunternehmen und statten die Gäste mit Tickets für den öffentlichen Verkehr aus, die sie auch gerne nutzen. Die Meisten reisen nach wie vor am liebsten mit dem eigenen PKW an, also ist in diesem Bereich sicher noch Luft nach oben. Darum starten wir ab Herbst 2019 eine Kooperation mit der Deutschen Bahn und schaffen monetäre Anreize für eine Anreise im Zug in Form von Gutscheinen.

Wie kommt die Strategie bei den Gästen an?

Ob die Nachhaltigkeitsstrategie die Wahl des Urlaubsortes direkt beeinflusst, ist aktuell nicht ermittelbar. Allerdings stellen wir fest, dass sich Gäste vor Ort sehr wohl dafür interessieren, woher etwa der Strom für die Beheizung des Schwimmbads kommt oder wie effizient die Schneekanonen sind.

Wie holen Sie die Bevölkerung vor Ort ins Boot?

Es ist klar, dass Tourismus nicht zu Lasten der Bevölkerung gehen darf, wobei wir nicht mit erhobenem Zeigefinger vorgehen wollen. Im Zuge unserer Neuorientierung haben wir viel Input aus allen Richtungen eingeholt und viel zugehört. Als Tourismusverband werden wir beispielsweise bis 2024 gezielt die Nebensaison promoten, statt neue Betten zu fördern. Außerdem gibt es Benefits wie die Bürgercard für die Nutzung des hiesigen Freizeitangebots, worauf wir sehr positives Feedback erhalten haben.