Wir müssen leider draußen bleiben

Wir müssen leider draußen bleiben

Immer mehr Hotels schließen Kinder als Gäste aus.
Mit Kinderfeindlichkeit hat das nichts zu tun. Mit Erwachsenenfreundlichkeit schon eher.
Es gibt eine rege Nachfrage nach „Adults only“-Angeboten. Tendenz: steigend.

Einen Urlaub ohne die eigenen – und besonders ohne fremde – Kinder: Erwachsenenhotels treffen den Nerv der Zeit. Wellness statt Planschbecken, Dinner für Zwei statt Kinderwiener, stilvolles Wohlfühlambiente statt bunten Spielinseln. Es geht um Ästhetik, Genuss und vor allem um eines: um Ruhe. Die Altersgrenze für den Zugang zu Erwachsenenhotels liegt in der Regel über 16 oder gar 18 Jahren.

Angebot ist Trumpf

Warum Erwachsenenhotels bei Gästen immer gefragter werden, weiß Manfred Tautscher, Geschäftsführer des Sinus-Instituts für Markt- und Sozialforschung. Das Institut beschäftigt sich mit wandelnden Werten und Lebenseinstellungen der Gesellschaft. Gerade in den letzten Jahren seien im deutschsprachigen Raum neue und sich verändernde Urlaubsbedürfnisse erkennbar, so Tautscher. Es gebe einen Trend hin zu mehreren, aber dafür kürzeren Urlauben pro Jahr. Damit sich der Erholungseffekt im Kurzurlaub einstellt, müssten Risikofaktoren wie Kindergeschrei ausgeschaltet werden. Als Milieus, die diesen Trend vorantreiben, verortet der Experte die Etablierten, Liberal-Intellektuellen und Performer. Diese Cluster sind jeweils Gruppen aus Gleichgesinnten mit ähnlichen Lebensauffassungen und sozialer Lage. Tautscher ist überzeugt: „Bei der Urlaubsplanung gibt es in diesen Milieus einen gewissen Perfektionismus. Nichts wird dem Zufall überlassen. So, wie die Lage des Hotels via Google genau ausgekundschaftet wird, so wollen diese Konsumenten auch sicherstellen, dass sie nicht von quengelnden Kindern in ihrer Erholung gestört werden.” Dieses Bedürfnis lässt sich nicht nur bei Kinderlosen beobachten, sondern auch bei Eltern, die sich eine Auszeit von der eigenen Familie gönnen und dabei nicht von fremden Kindern umgeben sein wollen.


"Kinderfreie Hotels können ein Garant für den gewünschten Erholungseffekt im Kurzurlaub sein"
Manfred Tautscher


Position mit Chancen

Hotelbetreiber stellen sich gerne auf ihre neuen Adults Only Gäste ein. Die fokussierte Positionierung verspricht steigende Umsätze durch ein kaufkräftiges Klientel. Eckard Mandler ist Geschäftsführer der Vitalpina-Wanderhotels. Einige Mitglieder der Kooperationsgruppe haben sich in den vergangenen Jahren auf „Adults only“ spezialisiert. Mandler sieht den Trend als Chance für Betriebe: „Damit schärfen sie Ihre eigene Positionierung und setzen auf einen Treiber, der in Zukunft noch stärker kommen wird.“Das Vitalpina-Wanderhotel Brandstetterhof in Stans zum Beispiel setzt seit kurzem auf das Erwachsenenkonzept. Der 4-Sterne-Betrieb wirbt seither ganz zielgruppenorientiert mit ungestörter Zeit. Denn diese ist in unserer Zeit für viele der wahre Luxus.

Hotelkonzept mit Zukunft

Auch Manfred Jele, Inhaber des Hotel Kaysers in Mieming, hat seinen Betrieb vor einigen Jahren zum Erwachsenen-Wohlfühlhotel umgestaltet. „Unsere Betten waren früher schwierig zu verkaufen. Wir liegen recht abgeschieden. Vor drei Jahren haben wir die gesamte Hotelinfrastruktur, den Service und unsere Marketingaktivitäten auf ein Erwachsenen-Wohlfühlhotel ausgerichtet. Unsere Gästeschicht hat sich seitdem sehr verändert.“ Neben klassischen Paar-Urlaubern schätzen immer öfter auch gleichgeschlechtliche Paare das Hotel Kaysers. Sie gehören inzwischen zu den Stammgästen und kommen gerne wieder. Jele: „Mittlerweile verstehen wir die Ansprüche unserer neuen Gäste sehr gut und setzen sie in unserem Hotelkonzept um. Besonders wichtig ist die Ruhe.“ Wichtig seien den Gästen aber auch trendige, moderne Zimmer, Freiräume in Hotel und Garten sowie großzügige Räumlichkeiten. Und ein hochwertiges Kulinarik-Angebot. „Unsere Gäste wollen Qualität und dafür sind sie bereit, höhere Preise zu bezahlen“, so Jele. Seit der Umstellung verzeichnet das Hotel Kaysers ein deutliches Umsatzplus. Der Gast lässt sich das kinderlose Angebot durchaus etwas kosten. Ästhetik, stilvolles Wohnen und das Luxusgut Ruhe haben eben ihren Preis, den die Gäste gerne bezahlen. Und der Hotelbetreiber darf sich über hohe Auslastungsraten und steigende Umsätze freuen.

Zahlen bestätigen den Trend

Den Trend hin zum Erwachsenenhotel bestätigen auch die Zahlen: Im Jahr 2014 hatte etwa der Touristikkonzern TUI 65 Erwachsenenhotels im Angebot. Im Sommer 2016 waren es rund 250.