Veranstaltet von dem belgischen Medienkonzern MEDIALAAN hat FUEL es sich zum Ziel gesetzt bereits heute die Trends und Innovationen von morgen zu präsentieren.
Ein Beitrag von Katrin Erben / ÖW Brüssel
Unter dem Titel „Re-think the present, create the future“ wurde den über 1.000 TeilnehmerInnen (übrigens eine Steigerung von über 100% im Vergleich zur ersten Ausgabe im Jahr 2017) von internationalen Experten und Expertinnen aus den Bereichen Medien, Technologie und Innovation von den wichtigsten Veränderungen, Trends, aber auch Herausforderungen der Branche erzählt. Da die Veranstaltung selbst in vier Themenblöcke – „Re-Think Industries“, „Re-Think Content‘, „Re-Think Reality“ und „Re-Think Customer“ – gegliedert war, möchte ich diese Struktur an dieser Stelle übernehmen um die wichtigsten Fakten und Trends hierzu mit euch zu teilen.
Die Einleitung des Tages war der Vortrag des Futurologen Dietmar Dahmen, der übrigens selbst in Wien lebt und arbeitet. Seine Kernaussage kann am besten damit zusammengefasst werden, dass Veränderung rund um uns passiert und es an uns liegt auf diesen Zug aufzuspringen oder ihn vorbeiziehen zu lassen. So oder so wird der Zug nicht anhalten und auf uns warten… Eine gute Botschaft in seinem Vortrag fand ich auch in seiner Formulierung einer guten Team-Zusammensetzung. Jede/r von uns muss gut bis sehr gut in etwas sein, aber nicht in allem. Daher ist es auch wichtig in der Zusammensetzung von Teams sich nicht selbst „kopieren“ zu wollen, sondern auf Teammitglieder mit unterschiedlichen Stärken, Erfahrungsbereichen, Kompetenzen und Qualitäten zu setzen.
Anschließend sprach Peter Hinssen über Bitcoin, was an sich schon ein Thema ist, über das man vermutlich stundenlang diskutieren könnte. Da das an dieser Stelle jedoch den Rahmen sprengen würde, möchte ich einfach nur auf die Aussage „Trust becomes essential“ verweisen. Dieses Statement lässt sich wohl auch sehr gut auf unseren Arbeitsbereich umlegen, vor allem, wenn man bedenkt, wie rasant die Digitalisierung um uns herum passiert.
Die Eröffnung des zweiten Themenblocks des Tages übernahm Ian Forrester von der BBC, der vor allem über Storytelling in Zusammenhang mit Artificial Intelligence sprach. Hier wurde auch die Fallstudie von Smart Shows präsentiert, wo eine Serie nicht einem vorab festgelegten Drehbuch folgt, sondern von den ZuseherInnen selbst beeinflusst wird (wer sind die ZuseherInnen, sind es Frauen oder Männer, wo leben sie, welche anderen demographischen Merkmale können sie beeinflussen?). Somit entstehen zahlreiche Variationen einer Geschichte, die auf die Bedürfnisse der Zielgruppe abgestimmt sind. Mit diesem Schritt soll einmal mehr unterstrichen werden, dass Geschichten eine lange Tradition haben – und diese noch lange nicht zu Ende sind: Stories will never die, but we reach a point where storytelling works with variables.
Anschließend betrat niemand Geringeres als Casey Neistat die Bühne und erzählte von seinem Leben als Youtube-Persönlichkeit und seinen Motivationen und Gedanken. Ihn finde ich insofern einfach faszinierend, weil er zur richtigen Zeit das Richtige getan hat ohne einen Masterplan dabei zu verfolgen: „Go for content, voiced with passion.“ Er tat das bei seinem ersten Filmprojekt (mit einem Budget von 40 USD) über iPad-Akkus und schließlich bei dem erfolgreichsten NIKE-Werbefilm aller Zeiten („make the most of it movie“), bei dem übrigens kein einziges NIKE-Produkt gezeigt wird.
Cathy Hackl eröffnete diesen Themenblock mit ihrer Einstellung zu Virtual und Augmented Reality, die uns die Realität (wie wir sie bis dato kannten), den Inhalt und das, was in der Zukunft passieren wird, überdenken lässt. Content ist auch hier einem steten Wandel unterzogen – von 2D zu 3D, über 360° bis hin zu holografischen Eindrücken. Extended Reality – ein übergreifender Begriff, der Virtual, Augmented und Mixed Reality miteinander verbindet – wird unser Denken, unsere Wahrnehmung, aber auch unser Kaufverhalten verändern, letzteres vor allem dadurch, dass KonsumentInnen ein Produkt erleben möchten bevor sie sich für den Kauf entscheiden.
Anschließend sprach Jasna Rokegem, die Gründerin des Modelabels Jasnarok, über innovative Mode mit modernster Technologie. Gepaart mit virtueller und erweiterter Realität soll ihre Kollektion Kleidung zum Leben erwecken. Ihr geht es darum Kleidung für Menschen und somit schlussendlich „intelligente Kleidungsstücke“ zu entwickeln, die sich dem Inneren anpassen und nach außen hin verwandeln. Mir ist bewusst, dass sich das in vielerlei Hinsicht utopisch anhört und aktuell noch wenige Berührungspunkte mit dem Tourismus hat. Aber allein die Partnerschaft, die Jasna Rokegem vor kurzem neben zahlreichen führenden Technologieunternehmen auch mit der NASA eingegangen ist, beweist, dass Veränderung rund um uns passiert und zahlreiche Industrien einem fundamentalen Wandel unterworfen werden.
Während es hier mit einer Präsentation von Rebecca Clyde zuallererst um Chatbots und ihre Verwendung heute und morgen ging, blieb mir noch stärker der abschließende Vortrag von Rana June im Gedächtnis, vor allem, weil sie nach all dem vorangegangen Input zu Technologie und Digitalisierung den Menschen wieder in den Fokus stellte. Immer mehr Maschinen lernen von Menschen, vor allem basierend auf deren Emotionen. Hier liegt es an den EntwicklerInnen ein besonderes Maß an Vorsicht an den Tag zu legen, da kopierte Emotionen in einem falschen Kontext auch die Schattenseiten der Menschlichkeit hervorbringen können. Nichtsdestotrotz bietet der Einsatz von emotionalem Lernen die Möglichkeit, die neuen Technologien von morgen human zu gestalten und diese nicht nur von Menschen, sondern vor allem auch für Menschen zum Einsatz zu bringen.