Startschuss für den Giro del Cibo

Startschuss für den Giro del Cibo

Ein Bartender aus Mailand und eine Käsesommelière aus Tirol touren gemeinsam durch die österreichische Genusslandschaft.

In Kooperation mit dem ÖW Büro Italien hat die AMA Marketing ein neues und außergewöhnliches Konzept ausgearbeitet: die perfekte Kombination aus österreichischen Produkten und kreativen Cocktails zu kreieren, die im Mai im Rahmen von Pressekonferenzen in Mailand und Rom präsentiert wurden. Dazu schickten sie Cristian Lodi, Bartender und Inhaber der Bar Milord in Mailand, und Ginevra Sanders, Käsesommelière aus Tirol, auf eine Reise durch die Kulinarik Österreichs. Welche Erwartungen sie an die Reise hatten und was sie besonders begeisterte, haben sie im Interview verraten.

Ginevra Sanders, Sie haben Ihre berufliche Laufbahn in ganz einem anderen Feld begonnen, nämlich in der Kunstgeschichte. Wie kommt man von der Kunst zum Käse?

Mein Vater ist als Restaurator tätig und hat in Florenz Kunst studiert. Als ich dann meine Matura in der Abendschule nachgeholt hatte, war ein Kunstgeschichtestudium sehr naheliegend für mich. Nach ungefähr einem Jahr an der Uni hat mich aber die Lust nach „richtiger“ Arbeit gepackt, danach, etwas zu schaffen und zu erreichen. Außerdem wollte ich weg aus Tirol. Also habe ich mich umgesehen und eine Anstellung als Köchin und Sennerin auf einer Alm in Vorarlberg gefunden. Nachdem ich 2 Wochen dort in der Käseproduktion gearbeitet hatte, hat mich die Leidenschaft gepackt und ich habe mich von der Kunstgeschichte abgewandt und eine Lehre begonnen.

Dass ich sofort eine Stelle gefunden habe, war eigentlich ein riesiges Glück, da Frauen nicht oft in der Käseproduktion arbeiten – es ist ein sehr harter und körperlich anspruchsvoller Job. Aber Sibratsgfäll, ein Ort mit 400 Einwohnern hoch in den Vorarlberger Bergen, hat mich aufgenommen und mir die Möglichkeit gegeben, meinen Traum zu erfüllen.

Was ist in Ihren Augen – abgesehen vom Käse – ein typisch österreichisches Produkt, untrennbar mit der österreichischen Kultur verbunden?

Da hab ich zum Glück ein bisschen den Blick von außen: Ich habe Verwandte in Italien, die immer wieder von unserem österreichisches Brot schwärmen. Es gibt hier bei uns dank der fünf verschiedenen Getreidesorten so viele verschiedenen Varianten von Brot wie in sonst kaum einem Land.

Für mich sind aber auch die österreichischen Süßspeisen einzigartig – wer sonst isst Süßspeisen wie Kaiserschmarrn oder Marillenknödel als Hauptspeise?

Und natürlich ganz wichtig: der Schnaps und die Edelbrände – sie sind aus der österreichischen Kulinarik nicht wegzudenken.

Sie kennen unser Land nun doch schon sehr gut. Welche neuen Entdeckungen machten Sie während dieser Rundreise?

IIch kannte den Westen Österreichs sehr gut, das ist richtig. Wir konzentriertenuns in unserem Giro aber eher auf den Osten und Süden – Niederösterreich, die Steiermark und Kärnten hatten noch Einiges zu bieten, das ich noch nicht kannte oder so nicht erwartet hätte. Die Natur ist dort anders als im Westen, die Landschaft weicher und hügeliger, ich glaube das wirkt sich auch auf die typischen Produkte und vielleicht auch auf die Bewohner und Bewohnerinnen aus.

 


Cristian Lodi, für Sie ist es ja das erste Mal in Österreich. Welche Bilder hatten Sie bisher im Kopf, wenn Sie das Wort „Österreich“ gehört haben?

Die Sachertorte!

Nein, ich mach nur Spaß: Österreich bedeutetefür mich vor allem grüne und unberührte Natur, frische Luft und sehr hohe Berge. Und Bäume aller Art. Wobei der Baum, der immer vor meinem inneren Auge auftaucht, die Zirbelkiefer ist – woher das kommt, weiß ich nicht, wahrscheinlich ist es eine Erinnerung oder ein Bild aus meiner frühen Kindheit.

Ein ganz starkes Bild, das ich zu Österreich hatte, war natürlich auch die Traditionalität, wie die typischen Tiroler Trachten, Lederhosenund Dirndl. Es hätte mich nicht gewundert, wenn die Leute hier so etwas immer tragen würden.

Welche Erwartungen haben Sie an diese Reise und an Österreich?

Was mich vor allem interessierte war herauszufinden, woher die einzelnen Produkte kommen und den Produktionsprozess kennenzulernen. Als Bartender hatte ich bereits einige Fabriken besucht, in denen die verschiedenen Getränke hergestellt werden, aber eine Käserei oder eine Bäckerei hatte ich zum Beispiel noch nie besichtigt.

In meinenAugen war es für die Erfüllung unserer Aufgabe sehr wichtig zu wissen, was hinter dem Produkt steckt, welche Menschen dahinterstehen, was ihr Antrieb ist, woher ihre Idee kommt, woher die Zutaten stammen und so weiter. Ich glaube, dadurch erhalten wir ein besseres Verständnis für die Produkte.

Was ist in Ihren Augen das Merkmal Österreichs, das das Land bei den Italienerinnen und Italienern so beliebt macht?

Die Sachertorte!

Nein, jetzt im Ernst: ich habe lange als Immobilienmakler gearbeitet, bevor ich mich als Barista selbstständig gemacht habe. Das hat mir eine sehr gute Menschenkenntnis mitgegeben, ich glaube, ich kenne meine Landsleute ganz gut. Trotzdem kann ich nicht sagen, was der größte Reiz Österreichs für die Italienerinnen und Italiener ist.