Nirgendwo ist Radfahren so präsent wie in den Niederlanden, nirgendwo wird auf der Welt mehr Rad gefahren. Durch den E-Bike Trend - bereits ein Drittel aller neu verkauften Räder sind E-Bikes - eröffnen sich enorme Chancen für den österreichischen Tourismus.
Ein Beitrag von Herwig Kolzer, Region Manager Niederlande, Belgien, UK, Dänemark
Die Förderung des Radfahrens ist in vielen Ländern in aller Munde. In den Niederlanden ist das Radfahren seit längerer Zeit ein nationales Kulturgut. Niederlande ist DIE Radfahrnation. Nirgendwo ist es im Alltag so präsent, nirgendwo wird auf der Welt mehr Rad gefahren. Ob Student, Arbeiter, Firmenchef, Premierminister oder die Königsfamilie, alle nutzen das Rad auf breiten vom Autoverkehr getrennten Wegen.
In den Niederlanden gibt es 22,8 Millionen Fahrräder, das sind 1,2 Fahrräder pro Einwohner, und hat damit die höchste Fahrrad-Dichte Europas. Die Radaffinität der vergangenen Jahrzehnte kam nicht von alleine. Schon früh in den 70er Jahren setzte man in den Niederlanden auf eine aktive Radfahrpolitik. Radfahren ist seit Jahren ein fixer Bestandteil der Verkehrskonzepte, bei der Stadtplanung steht das Interesse der Radfahrer im Vordergrund, es gibt Radschnellwege, kostenlose Fahrradparkhäuser und -parkleitsysteme, Fahrradbrücken, finanzielle Anreize zum Umstieg auf das Fahrrad, Steuervergünstigungen, wenn Arbeitgeber Arbeitnehmer-Fahrräder zur Verfügung stellen.
Wie wichtig das Radfahren im Alltag ist, zeigen diverse Innovationen, zum Beispiel „Glow in the dark“-Radwege, beheizte und dynamisch beleuchtete Radwege, innovative Apps die Radpendler belohnen, oder das System Flo, das Radfahrer in Utrecht und Eindhoven das Tempo für eine grüne Welle anzeigt.
Und der Trend zur Fahrradnutzung ist noch lange nicht zu Ende. Zum großen Teil dafür verantwortlich ist der Trend zum E-Bike. In den Niederlanden, in Belgien und in Luxemburg ist bereits jedes dritte verkaufte Rad ein E-Bike. Die Marktanteile des E-Bikes sind in diesen Ländern europaweit die höchsten. Das E-Bike ist besonders beliebt bei Pendlern. Hier ersetzt es zunehmend auch das Auto. Aber vor allem auch in der Freizeit oder im Urlaub ermöglicht es das Radfahren für längere Strecken ohne große Anstrengung.
Längst gehören nicht mehr nur die Senioren, Best Ager und Sportmuffel zu den Käufern. Das Elektrorad wird immer hipper – E-Lastenräder - die niederländischen Bakfiets - und schicke Stadträder ziehen eine junge Klientel an.
Die Radaffinität der Niederländer und der anhaltende Boom rund um das Thema Radfahren haben auch einen gesellschaftlichen Hintergrund: Radfahren ist praktisch, gesund, ökologisch, sozial und stylish. Das Rad ist für den Niederländer Lifestyle- und Wohlfühl-Gegenstand. Auf niederländischen Radwegen geht es gelassen zu. Die typischen holländischen Fahrräder erlauben eine bequeme, aufrechte Sitzhaltung und das Tragen eines Radhelmes ist ein „No Go“ – und Regen und Kälte halten nur die wenigsten vom Radfahren ab.
Für den Niederländer hat Radfahren auch im Urlaub eine hohe und steigende Beliebtheit. Es verbindet sportliche Aktivität, Mobilität und Genuss – ein perfekter Mix für ein Urlaubserlebnis, entweder als reinen Radurlaub mit Radfahren als Hauptaktivität oder in Kombination mit anderen Urlaubsaktivitäten während eines Urlaubes. Laut NBTC-Nipo Studie wollen 1,1 Mio. Niederländer in den nächsten 3 Jahren einen Radurlaub unternehmen (640.000 Niederländer haben Radurlaubserfahrung in den letzten 3 Jahren). Für Österreich stehen die Chancen gut, die Potenziale abzuschöpfen.
Insbesondere durch den Trend zum E-Bike eröffnen sich enorme Chancen, zusätzliche Gäste anzusprechen und Österreich als führende Rad-Destination am niederländischen Markt zu etablieren:
Die Berge – für den Niederländer auf der einen Seite Faszination, auf der anderen Seite eine Hürde - sind zugänglicher, Steigungen können entspannter überwunden werden und bei Radtouren können weitere Entfernungen mit vielfältigeren Erlebnispotenzial zurückgelegt werden. E-Bikes bieten die Möglichkeit, neue Zielgruppen anzusprechen, Unterschiede der Radfahrer aufzuheben. Familienmitglieder, Gruppen oder Paare, die bislang nicht harmonierten, sind in der Lage im gleichen Tempo Strecken zurückzulegen und Berge hinaufzufahren.
Die Kampagne konzentriert sich im ersten Jahr auf zwei Themenschwerpunkte. Unter dem Fokus „Genussrad“ stellt die Kampagne die Vielfältigkeit des Urlaubslands Österreich in den Vordergrund: In Österreich sind abwechslungsreiche Naturlandschaften und kulturelle Schätze auf engstem Raum erlebbar. Österreich bietet die Möglichkeit zum entspannten Radeln vor eindrucksvollen Naturkulissen (vor Bergen, entlang von Flüssen und Seen, aber auch durch malerische Orte und Städte) und lädt zum Einkehren und zum Genuss lokaler Spezialitäten ein. Gemeinsam mit den Landestourismusorganisationen erzeugen wir Aufmerksamkeit für einen Genuss-Radurlaub in Österreich mit Fokus auf Tourenradurlaub am niederländischen Markt.
Typische „Genussradfahrer“ sind die Niederländer. Sie suchen im Österreich-Urlaub Entspannung, Zeit für sich und schätzen das Eintauchen in die lokale Kultur. Im Herkunftsmarkt Deutschland dagegen spielt neben „Genussrad“ auch der zweite Kampagnenschwerpunkt eine Rolle: Mountainbike.