Spannende Einblicke in die internationale Tourismusbranche

ITB Kongress - Spannende Einblicke in die internationale Tourismusbranche

Das Jahr 2017 war ein aufregendes Jahr im Tourismus. Rolf Freitag, CEO von IPK International, präsentierte bei der ITB die neuesten Insights.

Ein Beitrag von Birgit Hartmann, Brand Management, ÖW Wien

Die Fachvorträge bei der ITB 2018 fanden einen würdigen Auftakt mit dem Überblick über die Reisetrends und das globale Reiseverhalten. Rolf Freitag, CEO von IPK International, präsentierte die Resultate der IPK’s World Travel Monitor®* Studie, die von Jänner bis August 2017 durchgeführt wurde.


Fulminanter Aufschwung im Tourismus

Die Tourismusbranche erfuhr 2017 eine Steigerung von 7 %  - das entspricht 56 Mio mehr Gäste. 2017 haben sich insgesamt 901 Mio Menschen auf 1,152 Mio Reisen begeben (81 Mio Trips mehr als 2016!). Das Wachstum der Tourismusbranche ist sogar doppelt so hoch wie das globale BIP.

Was sind weltweit die Lieblingsdestinationen?

+ 7 % Europa
+ 6 % Nord Amerika
+ 6 % Südamerika
+ 5 % Asien

Zum ersten Mal seit langem verbannt Europa Asien auf die hinteren Ränge der Lieblingsdestinationen. Dabei bleibt Spanien das Top-Urlaubsland. Doch auch Österreich schafft es mit Platz 9 in die Top10 der globalen Lieblingsreiseländer. In Europa liegen neben Spanien sonst nur Deutschland, Frankreich und Italien vor Österreich.

Wer ist am reisefreudigsten?

Weltweites Wachstum bei den Auslandsreisen:
+ 7,5 % Nord Amerika
+ 5,5 % Europa
+ 5 % Asien
+ 5 % Südamerika

Am reisefreudigsten waren 2017 die Amerikaner und Europäer – aber auch in Asien und Südamerika stiegen die Reisequoten.
Im Schnitt bleiben Reisende mittlerweile acht Nächte – ein Plus von 4 %. Ausschlaggebend für die Reiseentscheidung sind die Preise der Destinationen und deren Produkte. Auch wenn das Luxussegment im Steigen ist, sind die Erlebnisse und deren Einzigartigkeit dennoch wichtiger.

So urlaubt die Welt in Europa

Europäer in Europa:                                                                    
Europäer machen am liebsten Städte- (+20 %) und Strandurlaub (+7 %) in Europa. Doch auch in die Berge zieht es die Europäer immer mehr (+6 %). 2017 wurden die Länder Island, Niederlande, Bulgarien, Spanien, Portugal und Kroatien am häufigsten besucht.
Auffällig ist, dass um fast 20 % mehr Russen wieder Urlaub in Europa machen. 
2018: Auch 2018 soll es positiv weiter gehen. Europas Outbound-Reisen werden wieder einen Zuwachs von 4 % erfahren.

Nordamerikaner in Europa:
Europa wurde 2017 eindeutig zur Lieblingsdestination der Amerikaner (+10 %). Nach Amerika selbst geht’s da nur halb so oft. Am liebsten fahren sie in Städte oder schauen sich das Land an. Strände spielen bei den Amerikanern nur eine untergeordnete Rolle.

Asiaten in Europa:
Asiaten sind 2017 besonders gerne nach Europa gereist (+7 %), am liebsten in die Städte. Ein großer Treiber sind die jungen Individualreisenden. Immerhin machen die Millennials bereits 60 % der chinesischen Touristen aus. Der Unabhängigkeitstrend schlägt sich generell durch: Die Fits (Foreign Independent Travellers) machen bereits 50 % der Reisen aus. Gruppenreisen hingegen werden immer unpopulärer.

Overtourism: Wenn der Urlaubsort überfüllt ist

Bei derart hohem, touristischem Zuwachs ist es kein Wunder, wenn es mancherorts eng wird – „Overtourism“ ist die Folge. Laut der Umfrage  von IPK’s World Travel Monitor® geben 25 % der Reisenden an, dass ihr Urlaubsort überfüllt war – 9 % (100 Mio Touristen) meinten sogar, dass dies ihr Urlaubserlebnis negativ beeinflusst hatte. Vor allem Familien und Leute unter 34 Jahren hatten diesen Eindruck. Geografisch gesehen fühlen sich vor allem Asiaten von überlaufenden Destinationen gestört. 

Um das Problem des Overtourism künftig in den Griff zu bekommen, braucht es vernünftige Ansätze und Lösungen. Mehr dazu in den Blogbeiträgen "Overtourism": Wenn die Tourismuswelle zu groß wird - Teil 1 und Teil 2.

Sicherheit als Entscheidungsfaktor

Sicherheit spielt eine zunehmende Rolle in der Reiseentscheidung: Immerhin möchten 24% ausschließlich in sichere Destinationen fahren. Österreich wurde auf internationalem Parkett als 7. sicherstes Land bewertet.

Wie zufrieden waren die Reisenden?

Leute geben immer mehr fürs Reisen aus, folglich ist ihnen auch die Qualität des Urlaubs wichtig. Im Durchschnitt waren alle Befragten mit einer Bewertung von 2,7 (auf einer Skala von 1-10) mit den Urlaubsangeboten und Produkten fast gänzlich zufrieden. Beeindruckende Sehenswürdigkeiten und Kulturerlebnisse spielen, neben der schönen Landschaft, die größte Rolle. Strände oder sportliche Aktivitäten sind nicht so ausschlaggebend für die Bewertung der Urlaubszufriedenheit.

Neuer Trend: Chatbots und Roboter im Tourismus

Künftig werden Digitale Assistenten und Chatbots eine Schlüsselrolle im Tourismus spielen – denn diese sorgen für personalisierte Urlaubserlebnisse. Hotelsmartphones oder Smart Assistants liefern den Gästen maßgeschneiderte Informationen und Vorschläge, die auf Basis von Suchanfragen, Ratings und Bewertungen berechnet werden. Auch Augmented Reality in Verbindung mit Storytelling scheint immer mehr in den Vordergrund zu rücken. Roboter sollen aber auch physische Arbeiten erledigen und etwa im Roomservice oder beim Gepäckstransport eine wichtige Funktion finden.

Mehr Informationen zur Studie hier.

* Die Studie wird seit 1988 in 60 Ländern durchgeführt und anhand von standardisierten Interviews 500.000 Personen pro Jahr befragt – Hauptaugenmerk liegt auf Inbound-, Outbound-Reisen, Reisetrends und Wettbewerbsdarstellung.

Wir baten im Rahmen der ITB Rolf Freitag zu einem Experteninterview und befragten ihn über seine Ansichten zum österreichischen Tourismus: