Was ist „Overtourism“ – welche Auswirkungen hat er und welche Lösungen wurden auf dem ITB Kongress in Berlin präsentiert.
Ein Beitrag von Birgit Hartmann, Brand Management, ÖW Wien
Ein Städteurlaub hier – ein Skiwochenende dort. Heutzutage ist Reisen relativ kostengünstig und für jedermann zugänglich. Doch auch wenn ein Zuwachs im Tourismus auf den ersten Blick positiv erscheint, so gehen manche Destinationen in den Touristenmassen förmlich unter.
Da es für „Overtourism“ keine einheitliche Definition gibt, wirkt es unkonkret und nicht greifbar. Neu ist das Problem - auch unter „Mallorca Effekt“ bekannt - allerdings nicht. Bereits in den 1980ern und 90ern wurde an Konzepten gearbeitet – allerdings mit dem Zielgedanken, möglichst viele Touristen an einem Strand unterzubekommen.
Tourismus ist ohne Zweifel ein Wirtschaftsboost: Immerhin gibt es weltweit 300 Mio Jobs in der Branche (1 von 10 Menschen arbeitet im Tourismus). Allerdings verteilen sich die Touristen nicht gleichmäßig: Im Jahr 2016 verbrachten 67 % der Gäste ihren Urlaub in nur 20 Ländern. Österreich liegt mit 27 Mio Ankünften immerhin auf Platz 13. Bis 2020 wird für die Top10-Destinationen noch mehr Zuwachs erwartet. Besonders Städte werden das spüren. Bereits jetzt konzentrieren sich mancherorts 80 % der Gäste auf nur fünf POIs – kein Wunder, wenn es da eng wird.
Gar nicht leicht zu beantworten, immerhin gibt es verschiedene Ansätze von Tragfähigkeit, die man berücksichtigen muss:
Davon leiten sich Fragen ab wie „Haben wir die richtigen Gäste? „Wie sind unsere Produkte – und sind diese auf die Bevölkerung abgestimmt?“. Anstatt also die Touristen zu verbannen, muss man die Destination formen. Der Fokus sollte aber nicht länger nur auf den Bedürfnissen der Gäste liegen, sondern auf der Bevölkerung – ein Akteur, der lange nicht in die Konzeption von touristischen Angeboten eingebunden wurde. Es ist auch ein Spannungsfeld zwischen Stadt und Land. Denn wird es in der Stadt zu eng, muss man auf POIs im ländlichen Bereich ausweichen.
Der Destinationsmarketingorganisation (DMO) kommt da eine ganz entscheidende Rolle zu (mehr dazu auch im Blogbeitrag Die Rolle der DMO in Zeiten der Digitalisierung). Sie ist ein wichtiges Bindeglied zwischen der Bevölkerung, Politik und Infrastrukturen. Nur wenn sie als Vermittler zwischen den Interessen fungiert, kann sie eine allumfassende Strategie entwickeln, um den Tourismus zu koordinieren und zu lenken. Unter anderem muss sie etwa darauf achten, wie sich der Tourismus entwickelt, wie das Befinden der Bevölkerung ist und ob eine Balance zwischen den Kapazitäten und der Nutzung einer Destination herrscht.
Quellen:
Tackling „Overtourism“ at destinations: Best practice solutions from setting quotas to pricing to high tech
Speaker: Gloria Guevara Manzo, World Travel & Tourism Council
Margaux Constantin, McKinsey
Overtourism: Status quo, best practices from european tourism destinations
Speaker: Prof. Dr. Christian Laesser, University of St.Gallen
Prof. Dr. Harald Pechlaner, Catholic University of Eichstätt-Ingolstadt
Prof. Dr. Jürgen Schmude, Ludwig-Maximilians-University München
Smart Destinations: Digital technologies for managing the flow of visitors – approaches and experiences away from large cities
Speaker: Bastian Kneissl, MapCase Media GmbH
Thorsten Rudolph, Hochschwarzwald Tourismus
Gerals Swarat, Fraunhofer IESE