Multimedia im Hotel

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Multimedia im Hotel ist längst mehr als Video-on-Demand oder ein hoteleigener Info-Kanal. Mit welchen smarten Lösungen Hotels ihre Gäste individuell ansprechen – über verschiedene Devices und Medien hinweg.

Im Zimmer, in der Lobby, im Restaurant oder im Wellnessbereich: Multimediale Lösungen ziehen sich durch moderne Hotels wie gutes Design. Das bu//etin hat recherchiert, welchen Mehrwert multimedialer Content dem Gast bringt und wie Hoteliers damit ihre Services bewerben können.

Das Hotel am Schirm

„Der Gast sucht sich sein Medium selbst aus und die Infos zu Angeboten und Services sollten ihn auf allen Kanälen begleiten“, sagt Florian Haselsberger, Marketingleiter bei goingsoft. Das Tiroler Technologie-Unternehmen hat mit „Hotainment“ ein interaktives Multimedia-System für die Hotellerie entwickelt, das genau das leistet. Es spielt webbasierte Inhalte über verschiedenste Kanäle aus: auf dem Fernseher im Zimmer, dem Touchscreen im Foyer und über die WLAN-Startseite sogar am privaten Smartphone oder Tablet des Gastes.

Die technologische Basis bildet Web-Technologie mit einem zentralen Datenpool. Daraus wird jeder Gast in Echtzeit gezielt mit Angeboten bespielt. Zum Beispiel: Bleibt ein Hotelzimmer am Abreisetag unbelegt, schlägt das System dem Gast am Screen einen Late-Check-out vor. Sind im Wellnessbereich noch kurzfristig Massage-Termine frei, erhält der Gast ein vergünstigtes Angebot. Oder auch: Nur jene Gäste, die an der vom Hotel organisierten gemeinsamen Wanderung teilgenommen haben, bekommen die dabei entstandenen Fotos ausgespielt. Die Möglichkeiten sind zahlreich und beschränken sich nicht auf die hoteleigenen vier Wände. Die Plattform kann auch als Werbefläche an regionale Partner wie Taxibetreiber und Restaurants vermietet werden. „Am Fernseher hat man die alleinige Aufmerksamkeit des Nutzers und konkurriert nicht wie am Smartphone mit weiteren Apps, die auch alle Push-Mitteilungen schicken“, erklärt Haselsberger.

In Ellmau im Bezirk Kufstein hat goingsoft sein Konzept auf die gesamte Gemeinde ausgeweitet. Tourismusverband, Bergbahn, Kaiserbad, Golfplatz und die lokalen Händler füllen eine zentrale Content-Datenbank mit Informationen und Services. So erfährt der Hotelgast unterwegs und am Hotelfernseher Aktuelles zu Pistenlage, Wandertouren oder einer Autogrammstunde mit dem „Bergdoktor“ Hans Sigl.

Den Screen in der Jeans

„Ein großer Trend liegt in Video-on-Demand-Services“, sagt Markus Adlberger, Leiter Digital Workplace Solutions bei Dimension Data Austria. Daher seien Hotels gut beraten, ihren Gästen am Smart-TV einen Gratiszugang zu TV-Streamingdiensten wie Netflix und Amazon Prime zu bieten. Wenn diese Apps schon am eigenen Smartphone laufen, sollten sie unkompliziert am Fernseher gestreamt werden ­können –
per Kabel oder „Screen Mirroring“, also dem kabellosen Koppeln der Bildschirme, sodass am TV das Video vom Smartphone läuft.

Adlberger empfiehlt auch, statt der Festnetztelefonie die gesamte Gästekommunikation über das Smartphone oder das Tablet des Gastes abzuwickeln. Die Grundidee des „Hospitality ­Services“ von Dimension Data ist, dass der Gast alle Services des Hotels immer parat hat, über eine App oder die WLAN-Startseite. „Der Gast erkennt erstens das volle Potenzial des Hotelangebots und kann es zweitens bequem und schnell buchen“, erzählt Adlberger. Einen Tisch im Restaurant reservieren, die Speisekarte ansehen, den Zimmerservice nutzen und ein Taxi ordern: All das ist möglich. Sogar Fernsehgerät, Jalousien, Klimaanlage und Beleuchtung lassen sich via App bedienen. „Anhand der Nutzungsstatistiken erfährt das Hotel, welche ­Services gut ankommen und welche man sich design- und bedienungstechnisch noch einmal anschauen sollte“, sagt Adlberger. 

Die Band an der Wand

Ein lebensgroßes Jazz-Trio spielt ein virtuelles Konzert in der Lobby – der Pianist am linken Screen, der Drummer am rechten Screen, in der Mitte der Kontrabassist. „Im Gegensatz zu Livemusikern sind unsere Studiomusiker preiswerter, man kann sie leise stellen und sie trinken keinem das Bier weg“, scherzt Tobias Stoldt, Managing ­Director Sales des Hamburger Videoproduktionsdienst VEAV Productions. Ihre 3-Monitor-Installation „Ambitainment“ verspricht kunstvolles Virtual Entertainment in gestochen scharfem 4K. „Wir sehen einen Trend zu großen Bildschirmen, die immer flacher, leichter, preiswerter und unauffälliger werden“, sagt Stoldt. Das Erfolgsgeheimnis seines Angebots sei „qualitativ hochwertiger Content, den man nicht so einfach aufs Smartphone bekommt wie Nachrichten oder den Wetter­bericht“.

Das Hotel erwirbt demnach nicht nur die Hardware, sondern auch ein eigens produziertes Video-Paket mit individuell gestaltbaren Playlists. So läuft beispielsweise zum Frühstück das Video einer Kutschenfahrt durch den Wiener Prater, unterlegt von klassischer Musik. Und am Abend covert eine Band originalgetreu Joe Cocker.

Technik unterstützt

Was Gästen von ihrem Urlaub bleibend in Erinnerung behalten, sind freilich weniger derartige technische Spielereien als Eindrücke, Erlebnisse, persönliche Kontakte. Die richtige Technologie kann aber helfen, dass Gäste überhaupt erst von all den Möglichkeiten erfahren, die ihre Urlaubsdestination bietet.