Nutzung digitaler Medien

Zuckerberg statt Armin Wolf?

Immer mehr Menschen konsumieren Nachrichten über Social-Media-Kanäle und Messaging-Apps. Die aktuellen Trends bei der Nutzung digitaler Medien verrät der Digital News Report 2018.
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Ein Beitrag aus dem bu//etin August/September 2018

Das Internet, Social Media und Smartphones haben die Beziehung zwischen Medien und ihrem Publikum eklatant verändert. Das britische Reuters Institute for the Study of Journalism untersucht im Digital News Report 2018, wie Menschen heute Nachrichten konsumieren. Für die weltweit umfassendste Mediennutzungsstudie wurden 74.000 Menschen aus 37 Ländern und fünf Kontinenten befragt. Das bu//etin hat die relevantesten Ergebnisse für das Tourismusmarketing herausgefiltert.

FACEBOOK

Die Mutter aller sozialen Netzwerke bleibt das weltweit wichtigste soziale Medium für den Nachrichtenkonsum. Von allen Befragten informieren sich 36 Prozent beim Marktführer. In den meisten Ländern jedoch lesen, posten und teilen weniger Nutzer News als 2017. Die Gründe: Zum einen möchten Nutzer überhitzte Debatten und Falschmeldungen meiden, zum anderen möchte Facebook mit einem neuen Algorithmus „bedeutungsvolle Interaktionen zwischen Freunden und Familie“ fördern. Um Fake News einzuschränken, fließen daher weniger Medieninhalte in die Timeline der Nutzer.

WHATSAPP UND SNAPCHAT

Gleichzeitig konsumieren mehr User ihre News über Messaging-Apps wie WhatsApp, Snapchat und Instagram. Der meistgenutzte Messaging-Dienst WhatsApp (weltweit: 15 Prozent) hat sogar Twitter als Nachrichtenquelle überholt (elf Prozent). Immer mehr teilen und diskutieren News im privaten Raum, weil sie erstens bequem und zweitens direkt mit „engen Freunden“ kommunizieren können, ohne – drittens – politische Äußerungen in offenen Netzwerken vor weiteren Freunden rechtfertigen zu müssen.

SMARTPHONES

Die Bedeutung des Smartphones für den mobilen Nachrichtenkonsum wächst weiter (weltweit: 62 Prozent, Deutschland: 47 Prozent). Am Computer bzw. Laptop informieren sich immerhin noch 64 Prozent. Hingegen nimmt die Nutzung von Tablets ab, da ihnen die vielseitigeren Smartphones zunehmend den Rang ablaufen. Für das visuelle Storytelling bedeutet das: Mobile Inhalte sind für kleine Displays und kürzere Aufmerksamkeitsspannen zu optimieren. Auf Instagram fallen Bilder und Videos im Hochformat mehr auf; auf Snapchat können sie mit Text ergänzt werden.

NEWS-APPS UND NOTIFICATIONS

Auch News-Apps und Push-Mitteilungen zu ausgewählten Themen halten die Nutzer auf dem Laufenden (weltweit: 16 Prozent, Deutschland: zehn Prozent). Junge Menschen unter 35 Jahren surfen die Webseiten der Medien seltener direkt an, sondern empfangen die Nachrichten vermehrt über soziale Plattformen und Aggregatoren wie Apple News, die Informationen auf Basis von Algorithmen auf das Smartphone versenden. Das Publikum 45 plus lässt sich mit E-Mail-Newslettern auf die Webseite locken. Ein für Medien schmerzhafter Trend: Der Wunsch nach mehr Privatsphäre führt dazu, dass jeder Vierte Werbung auf dem Endgerät mit Ad-Blockern unterdrückt.

BEWEGTBILD

Das Fernsehen bleibt eine bedeutende Nachrichtenquelle, auch wenn die Zahl der Nutzer jährlich abnimmt. Von allen untersuchten Ländern erreicht der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Österreich noch das größte Publikum. Auch wenn die Bedeutung von Onlinevideos wächst – auf Webseiten von Zeitungen und deren Apps wollen Konsumenten nicht noch mehr News-Videos sehen. Jedes zweite gestreamte News-Video läuft auf Drittportalen wie Facebook und YouTube.

PODCASTS

Die Popularität von Podcasts wächst weltweit, seitdem sich die inhaltliche Qualität und die Verbreitung verbessert haben. Schon jeder dritte Befragte hört monatlich einmal einen Podcast. Gerade junge Menschen unter 35 Jahren ziehen die episodischen digitalen Audiofiles dem linearen Radio vor. Auch Werbung und Sponsoring von Audio-Sendungen gewinnen an Zuspruch.