Punktlandung für den Tourismus

Punktlandung für den Tourismus

Österreichs Flughäfen sind Wirtschaftsfaktor, Arbeitgeber und Verkehrsdrehscheiben – und besonders für Gäste aus Fernmärkten und Kongresstouristen ein wichtiges Tor nach Österreich. Der Tourismus ist für die Flughafenbetreiber ein wesentlicher Partner.

Das Flugzeug ist ein wichtiger touristischer Zubringer: Im Jahr 2015 reisten 22,5 Prozent der ausländischen Gäste über den Luftweg nach Österreich, das waren 6,1 Millionen Menschen. Hochgerechnet haben diese Fluggäste 17,4 Millionen Nächtigungen in Österreich generiert, also ein knappes Fünftel (17,6 Prozent) aller Nächtigungen aus dem Ausland. Die meisten dieser Gäste (4,9 Millionen) reisten über den Flughafen Wien an. Dahinter folgt der Flughafen Salz­­burg mit rund 452.000 Incoming-Passagieren sowie Innsbruck (rund 343.000), Graz (rund 188.000), Linz (rund 87.000) und Klagenfurt (rund 70.000). Das zeigt eine Studie des Österreichischen Luftfahrtverbands (ÖLFV) über die Bedeutung des Luftverkehrs für den österreichischen Tourismus. Dazu kamen noch jene Gäste, die über grenznahe Flughäfen wie München, Bratislava oder Ljubljana nach Österreich reisten.

Gemeinsam Potenziale ausloten

Mit dem Tourismus pflegen die Flughäfen enge Beziehungen. „Die Zusammenarbeit mit der Steiermark und dem Graz Tourismus ist sehr wichtig“, betont Gerhard Widmann, Geschäftsführer des Flughafens Graz. Besonders um neue Destinationen zu erschließen, benötige man das Bekenntnis von Tourismus und Wirtschaft. Auch der Flughafen Wien kooperiert eng mit Tourismusverbänden wie WienTourismus – vor allem bei der Akquirierung von Airlines für Langstreckenflüge. „Auf der Langstrecke verkauft man weniger den Flughafen als vielmehr die Destination und das Einzugsgebiet“, erklärt Julian Jäger, Vorstandsdirektor der Flughafen Wien AG. So trete man beispielsweise bei Messen in Asien und Südamerika gemeinsam mit WienTourismus auf.

Grenzüberschreitend kooperieren

Die Tirol Werbung betreibt seit 2005 gemeinsam mit dem Flughafen Innsbruck und Innsbruck Tourismus die „Fluglinien-Kooperationen“, um wichtige Herkunftsmärkte ganzjährig an den Flughafen anzubinden. Eine Erhebung zeigt, dass 2015 durch diese Kooperationen rund 120.000 zusätzliche Passagiere am Flughafen Innsbruck begrüßt werden konnten. Auch zum Flughafen München, der vor allem für die internationale Anbindung wichtig ist, pflegt die Tirol Werbung eine enge Beziehung: Unter dem Titel „Jewels of Romantic Europe – Bavaria & Tirol“ tritt die Tirol Werbung gemeinsam mit dem Flughafen München und weiteren Partnern in Märkten wie Indien und den USA auf.

Unterschiedliche Ansprüche

Um das Geschäft anzukurbeln, sind laufende Investitionen in die Infrastruktur ­gefragt. Was sich die Gäste am Flughafen wünschen, ist abhängig von der Art der Reise: „Business-Reisende wollen meist so schnell wie möglich von A nach B, wenn sie am Flughafen Zeit verbringen, brauchen sie Rückzugsplätze mit Stromanschluss und kostenfreiem WLAN“, erzählt Widmann. Urlaubsreisende hingegen lassen die Ferien am Flughafen beginnen. Widmann: „Sie kommen gerne etwas früher, trinken oder essen gerne noch vor dem Abflug und nehmen sich Zeit zum Shoppen.“ Die Menschen aus der Umgebung wüssten den Flughafen aber auch für sein gastronomisches Angebot, als Veranstaltungsort und als Nahversorger zu schätzen.

Der Flughafen als Buchungszentrale

Auch in Linz wird deutlich, dass der Flughafen weit mehr als eine Verkehrsdrehscheibe ist. Gleich vier Reisebüros sind am Airport ansässig. „Viele Gäste kommen eigens vorbei, um das Angenehme – ein Essen im Restaurant oder Flugzeugschauen auf der Dachterrasse – mit dem Nützlichen zu verbinden und am Flughafen ihren nächsten Urlaub zu buchen“, beobachtet Ingo Hagedorn, Pressesprecher des Flughafens Linz. Denn auch wenn sich die Reiseangebote am Flughafen heute preislich nicht mehr wesentlich von jenen anderer Reisebüros unterscheiden, würden viele Gäste den alten Zeiten nachhängen und in der Hoffnung auf günstige Last-Minute-Schnäppchen am Flughafen ihren Urlaub buchen, erzählt Hagedorn.

Infrastruktur und Service ausbauen

Ausländische Gäste gewinnen am Flughafen einen ersten Eindruck vom Urlaubsland. Auf eine attraktive Gestaltung und ein hochwertiges Serviceangebot legen die Flughafenbetreiber daher großen Wert. Potenzial sieht Flughafen-Wien-Direktor Jäger im Bereich der Terminalinfrastruktur: Bis 2023 sollen am Flughafen Wien bis zu 500 Millionen Euro in Maßnahmen wie den Ausbau der Shopping- und Gastronomieflächen investiert werden. „Wir wollen das Bild des Flughafens deutlich verbessern, um auch ein schönes Ambiente anzubieten, das zum Verweilen einlädt und Gelegenheit zum Shoppen bietet“, erläutert Jäger. Schon jetzt sind Shopping und Gastronomie wichtig für die Flughafenkasse: Das Unternehmen nimmt jährlich über 45 Millionen Euro in diesen Bereichen ein.

Vielversprechendes 2018

Das heurige Jahr spart nicht mit Herausforderungen: Die Pleiten von Air Berlin und Niki bringen Umwälzungen auf den Pisten, aber auch viel Raum für Neues. Der Flughafen Wien bemüht sich derzeit um neue Verbindungen aus China, wo Jäger noch großes Potenzial ortet. Die neue Airline Lauda­motion fliegt bereits ab Deutschland und geht im Juni 2018 an den großen österreichischen Flughäfen an den Start. Zusätzliche Flugverbindungen sind immer gute Nachrichten. Für die Flughafenbetreiber – und für den Tourismus in Österreich.