Tschechische Republik Tourismusausblick

Tschechische Republik: Tourismusausblick

Der Tourismusausblick mit Stand April 2023: trotz Inflation steigendes Urlaubsinteresse – österreichaffine Zielgruppe von Inflation kaum betroffen - mehrere Kurzurlaube statt langer Urlaubsreise

Wirtschaft und Gesellschaft

Tschechien hat einen neuen Präsidenten: Der frühere Armeegeneral Petr Pavel legte am 9. März vor einer gemeinsamen Sitzung der beiden Parlamentskammern den Amtseid ab. Der 61-Jährige hatte bei der Stichwahl um das Präsidentenamt Ende Jänner den populistischen Ex-Regierungschef Andrej Babiš mit 58,3 % der Stimmen deutlich geschlagen. Pavel gilt als prowestlich und proeuropäisch.

Mehrere Tausend Menschen haben in Tschechien gegen eine mögliche Anhebung des Pensionsantrittsalters auf 68 Jahre demonstriert. Heuer wird mit einem Defizit in den Pensionskassen von umgerechnet rund 3,3 Milliarden Euro gerechnet.

Die Verbraucher*innen-Preise in der Tschechischen Republik sind im Februar 2023 um 16,2 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen (im Jänner um 15,7 %).

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im vierten Quartal 2022 um 0,4 % gegenüber dem Vorquartal und stieg um 0,2 % gegenüber dem Vorjahr. Für das gesamte Jahr 2022 wuchs das BIP um 2,4 %.

Der durchschnittliche Monatslohn in Tschechien lag Ende 2022 bei 43 412 Kronen (1844 Euro) und damit um 7,9 % höher als im Vorjahr. Angesichts einer Inflation von 15,7 % sind die Reallöhne aber deutlich gesunken. Generell erhielten rund zwei Drittel der Beschäftigten weniger als den Durchschnittslohn. Die Arbeitslosenquote erreichte im Jänner 2023 2,6 %. (Quelle der Wirtschaftsdaten: tschechisches Statistikamt)

Da die Folgen der wirtschaftlichen Turbulenzen insbesondere niedrigere Einkommensschichten betreffen, ist es fraglich, inwiefern unsere Zielgruppe für Urlaub in Österreich tatsächlich dadurch beeinflusst wird.

Tourismus und Trends

Der Sommer-Strandurlaub, den die Tschech*innen letztes Jahr sehr stark präferiert haben, wird dieses Jahr wahrscheinlich nicht im selben Ausmaß genommen werden. Dies geht zumindest aus einer exklusiven Umfrage hervor, die Median für MF DNES mit einer Stichprobe von etwa tausend Befragten durchgeführt hat.

Die Daten zeigen, dass sich nur 33,8 % der Menschen den gleichen oder sogar einen teureren Urlaub als im letzten Jahr leisten können. 18 % werden sich im Sommer mit einem Urlaub in der Tschechischen Republik begnügen müssen und weitere 20 % werden nicht einmal einen Urlaub im Inland machen. Weitere 5 % werden in den Sommerferien arbeiten, und etwa ein Fünftel der Befragten weiß noch nicht, ob es verreisen wird.

Urlaub in Österreich

Die Reiseveranstalter sind geteilter Meinung. Die großen behaupten, dass die Sommerbuchungen bereits laufen – sowohl Urlaub am Meer als auch Österreich etc. – und dass die Menschen, die sich momentan einen Urlaub leisten können, ihr Geld ausgeben wollen. Bei den kleineren Reiseveranstaltern ist es noch ruhiger, die Verkäufe starten aber auch schon. Es hängt damit zusammen, dass die großen Veranstalter die Kataloge bzw. Angebote früher präsentieren.

Paradoxerweise könnten also die Ergebnisse der Median-Umfrage einen Wettbewerbsvorteil für Österreich darstellen, das aufgrund seiner geografischen Nähe leicht und schnell erreichbar ist. Die Gäste können daher spontane und relativ kurzfristige Urlaubsentscheidungen treffen.

Dies unterstreichen die aktuellen Ergebnisse der noch laufenden Wintersaison, in der Tschechien laut Hochrechnung bei den Ankünften ein leichtes Minus von 2 % gegenüber 2019 verzeichnet. Die Zahl der Übernachtungen weist jedoch ein Minus von 5,4 % aus. Daraus ist eindeutig der Trend abzuleiten, dass die Gäste mehrere Kurzurlaube statt eines langen Urlaubs unternehmen.