Der Tourismusausblick mit Stand April 2023: konjunktureller Aufschwung – Ringen um Pensionsreform – Junge setzen auf grüne Beförderungsmittel und nachhaltigen Urlaub – Aufenthalte in authentischen Orten gefragt
Frankreichs Wirtschaft erwartet eine positive Konjunkturentwicklung. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone wird in diesem Jahr voraussichtlich um 0,6 % wachsen, das ist eine Verbesserung gegenüber der bisherigen Prognose von 0,3 %. Dieses Wachstum wird stark vom Privatkonsum unterstützt, welcher sich wieder dynamischer entwickelt und sich auch spürbar auf den Tourismus auswirkt. Die Inflation dürfte sich in der zweiten Jahreshälfte deutlich abschwächen und soll sich dieses Jahr durchschnittlich bei 5,4 % einpendeln. Die Arbeitslosenquote liegt mit 7,5 % so niedrig wie seit 15 Jahren nicht mehr.
Auf längere Sicht erwartet die Banque de France eine Beschleunigung der Wirtschaft, sobald die Auswirkungen der Energiekrise überwunden sind, und prognostiziert ein Wachstum von 1,2 % im Jahr 2024 und 1,7 % im Jahr 2025. Die Regierung kämpft zu Beginn des zweiten Quartals noch mit der seit den „Gelbwesten-Protesten“ angestauten Unzufriedenheit in einem Teil der Bevölkerung, welche nun im Zuge der Umsetzung der Pensionsreform wieder zutage kommt. Die Exekutive sieht die Reformumsetzungen wie die Pensionsreform als unerlässlich, um notwendige Investitionen in die Zukunftsfähigkeit des Landes, vor allem den grünen Umbau der Wirtschaft, zu tätigen und damit langfristig den Wohlstand zu sichern.
Generell blickt die Reisebranche optimistisch auf das Jahr 2023. Die Auslandsreisen erholen sich gut. Es besteht weiterhin echte Urlaubssehnsucht. Sechs lange Wochenenden, davon vier im Mai, begünstigen 2023 Kurzreisen- und Citytrips.
81 % der Menschen in Frankreich planen 2023 eine Urlaubsreise, 38 % davon werden mehrmals wegfahren. 56 % wollen in den Frühlingsmonaten verreisen und 60 % in den Sommerferien. Urlaub im Familienbund liegt mit 48 % vorne, gefolgt von Reisen mit dem Lebenspartner (34 %).
43 % der potenziellen Urlaubsgäste werden innerhalb Europas bleiben (+1 % zu 2022). Die begehrtesten Reisedestinationen sind Spanien, Italien, Griechenland und Portugal. 65 % wollen im eigenen Land urlauben (+4 % zu 2022). Lange Autoreisen sind für 72 % der Menschen in Frankreich keine Hemmschwelle, 30 % verreisen per Flugzeug und 27 % mit der Bahn.
In Bezug auf das Urlaubsbudget planen 6 % der französischen Urlaubsgäste einen echten Luxusurlaub; 35 % wollen dieses Jahr mehr ausgeben als im Jahr 2022. Wenn gespart wird, dann eher bei anderen Ausgaben. Nur ein knappes Drittel würde aufgrund des Urlaubsbudgets eine Alternativvariante suchen, z. B. eine günstigere Unterkunft wählen oder außerhalb der Hauptreisezeiten wegfahren (Marktstudien Mariott Int. Bonvoy und OpinionWay für Liligo).
Auch die spezialisierten Reiseveranstalter im Kultur- und Outdoorbereich mit Österreich-Programmen erwarten eine positive Entwicklung. Die Buchungen erfolgen langfristiger (drei bis sechs Monate im Voraus), was die Branche auf die große Reiselust, aber auch auf die Inflation zurückführt. Die Zeit der Last-Minute-Schnäppchen scheint vorbei zu sein.
Gehen „Travel Revenge“, also die Wiedergutmachung für das eigene Ego, weil man auf so viel verzichten musste, und „Travel Agents‘ Revenge“ Hand in Hand? Jedenfalls wird wieder mehr im Reisebüro gebucht. Persönliche Beratung und Service sollen bei Unsicherheitsfaktoren wie Flugänderungen etc. die Reisebuchung erleichtern. Außer Zweifel steht, dass der E-Tourismus zunehmen wird. Aus derselben Studie geht hervor, dass die Menschen in Frankreich zunehmend öfter, jedoch kürzer verreisen, die Tendenz für Auslandsreisen ist positiv (Barometer 2023 Opodo v. Raffour Interactif).
Beim Thema Nachhaltigkeit haben die Einwohner*innen Frankreichs rasant aufgeholt, es ist omnipräsent. 28 % geben an, Transportmittel mit begrenztem CO2-Fußabdruck zu bevorzugen (Quelle: Afest, Tourismusforschungsinstitut). Vor allem jüngere französische Gäste setzen auf grüne Beförderungsmittel und nachhaltigen Urlaub. Österreich genießt in Frankreich bezüglich Nachhaltigkeit ein gutes Image und könnte dieses Potenzial ausschöpfen.
Für Österreich gilt die Nachfrage sowohl für Stadt/Kultur- als auch für Erholungsurlaub. Im Sommer punktet Erholungsurlaub in den Bergen mit sportlichen Aktivitäten in der Natur. Kulturelle Rundreisen mit Entdeckungen und Besuchen von Kultur- bzw. Naturattraktionen sind eine sehr beliebt bei französischen Gästen. In der Pandemiezeit haben die Menschen in Frankreich ihre Vorliebe für Bergurlaub (wieder-)entdeckt, eine Nachfrage, die weiterhin zunimmt.
Fünf starke Trends für den kommenden Sommerurlaub sind: Natur erleben, Wanderungen mit thematischen Ausprägungen (Kräuter, Yoga etc.), Rad/Mountainbike-Parcours, Fauna und Flora entdecken, Mehrwert durch regionale Sommercards.
Aus allen Großstädten Frankreichs bestehen ausgezeichnete direkte Flugverbindungen nach Wien. Im März 2023 hat Austrian Airlines eine Direktlinie von Marseille nach Wien aufgenommen. Die Nightjet-Verbindung von Paris nach Wien ist ausgezeichnet gebucht.
Der französische Auslandsgast verfügt über ein überdurchschnittliches Urlaubsbudget. Zudem hat die qualitätsvolle Beherbergungsstruktur in Österreich für französische Gäste im Vergleich zu Frankreich ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Flexible Buchungsoptionen und authentische bzw. lokale Reiseerlebnisse bleiben weiterhin wichtig. Im Trend sind Aufenthalte an pittoresken Orten, Wellness-Feeling der neuen Art, beispielsweise persönliche Entwicklung durch Meditation und Yoga in der Natur, sowie auch sportliche Aktivitäten im Freien.