Reisen sind unverzichtbares Konsumgut - FIT-Reisen steigen - neue Direktverbindungen nach Südchina - Fokussierung auf Individualreisende
In China hat sich das Wirtschaftswachstum etwas verlangsamt. Es beträgt knapp über 6 %. Das ist im Vergleich zum Westen viel, aber weniger als in den vergangenen Jahren, was zu einer gewissen Beunruhigung auf den Märkten geführt hat. Darüber hinaus führen die Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China zu Verunsicherung. Um den Export anzukurbeln, wurde der chinesische Yuan im Spätsommer um ca. 5 % abgewertet, was Auslandsreisen in den Euro- und USD-Raum verteuert. Die Proteste in Hongkong führen im harmoniebedürftigen China ebenfalls zu einer gewissen Zurückhaltung bei den Konsumausgaben.
Reisen ins Ausland haben sich im vergangenen Jahrzehnt als unverzichtbares Konsumgut etabliert. Allerdings kam es auch hier in der jüngsten Vergangenheit zu einer Abschwächung des Wachstums. In Europa können noch immer die meisten Destinationen ein leichtes Plus verzeichnen, allerdings gab es in großen Destinationen wie Frankreich und Deutschland Rückgänge im ersten Halbjahr 2019.
In China werben beinahe alle touristisch relevanten Destinationen der Welt um Gäste. Individuelle Reisen in Familien- und Freundesverbänden sowie Kleingruppen sind stark auf dem Vormarsch. Die in den letzten Jahren gewonnene Reiseerfahrenheit gibt den chinesischen Reisenden Sicherheit bei Planung, Buchung und Durchführung von individuellen Trips. Gruppenreisen werden nach wie vor nachgefragt, die Gruppen stammen allerdings vermehrt aus den so genannten 2nd-und 3rd-tier-cities.
Im Europavergleich schlägt sich Österreich nach wie vor sehr gut. Wenn auch die relativen Steigerungen zum Vorjahr aktuell mit ca. 5 % geringer als früher ausfallen, so liegt man bei den absoluten Wachstumszahlen weiterhin im europäischen Spitzenfeld. Deutschland liegt zurzeit im Minus, die Schweiz – v. a. aufgrund einer sehr großen Incentivereise im Mai 2019 – etwas im Plus. Auffallend ist, dass Österreich vor allem im FIT-Segment sehr stark wächst und aktuellt bei einem FIT-Anteil chinesischer Gäste von gut 30 % hält.
Aus den südchinesischen Metropolen Shenzhen und Guangzhou gibt es mit Hainan Airlines und China Southern seit Herbst 2018 bzw. Juli 2019 direkte Flugverbindungen nach Österreich.
Die klassischen Reiseveranstalter müssen ihr Geschäftsmodell stärker auf Individualkunden fokussieren. Der Konkurrenzkampf mit den Plattformen Ctrip, Tongcheng etc., aber auch booking.com, wird härter. Prognosen für die unmittelbare Entwicklung des chinesischen Marktes werden durch die verstärkte Individualisierung schwieriger.