Trotz Wirtschaftsflaute hohes Urlaubsinteresse - Aktivurlaub - Urlaube in der Nebensaison - günstige Flugverbindungen steigern Nachfrage nach Städtereisen
Die aktuellen Wirtschaftsdaten zeugen von einer „technischen Rezession“, da die letzten beiden Quartale kein Wachstum aufweisen. Die aktuelle Politik sorgt vor allem bei der Wirtschaft für Verunsicherung und Investitionsaufschübe. Die Staatsverschuldung und die damit einhergehenden Haushaltsverhandlungen mit der EU leisteten einen wesentlichen Beitrag dazu. Nicht zuletzt deshalb wurde die Wachstumsprognose für 2019 seitens der EU auf 0,2 % gesenkt. Italien selbst geht von 1 % aus. Auf der positiven Seite sei festgehalten, dass die Zahl der Arbeitslosen im Land 2018 weiter gesunken ist.
Die Stimmung in Bezug auf Urlaub scheint von der allgemeinen wirtschaftlichen Situation entkoppelt. Urlaub hat in Italien Vorrang vor anderen Sparten des privaten Konsums. Die Nationale Statistikbehörde ISTAT meldet sowohl bei Inlands- als auch bei Auslandsreisen (Kurz- und Langaufenthalte) beträchtliche Zuwächse und neue Rekorde. Die Prognosen für 2019 sind ebenfalls positiv.
Ein wesentlicher Grund für die gestiegene Urlaubsnachfrage sind stark gestiegene Frequenzen super-günstiger Flugangebote. Dies spiegelt sich auch im Jahresergebnis der Stadt Wien (über +11 % bei Ankünften und Nächtigungen 2018) wider. Besonders Flug-Kurzreisedestinationen in die europäischen Metropolen profitieren aktuell davon. Gleichzeitig wächst dadurch der Druck auf klassische Kurzreisedestinationen am Binnenmarkt, der zu merklichen Preisreduktionen/Sonderangeboten bei den Bahnunternehmen und Beherbergungsbetrieben an den Küsten führt. Die Stadthotellerie kann aufgrund der internationalen Nachfrage hingegen höhere Preise durchsetzen.
Vielleicht auch deshalb (Argument Preis/Leistung) werden Albanien und Kroatien für den kommenden Sommer besonders stark nachgefragt. Ebenso im Trend liegen Sonnendestinationen für die Wintermonate – hier gibt es besonders bei den Destinationen am Roten Meer eine Renaissance und Destinationen wie Malediven oder Vietnam verzeichnen weitere nennenswerte Zuwächse.
Entzerrung der Reisezeiten: Obwohl August als Monat für die Hauptferien „gesetzt“ bleibt, verreisen die Italiener stärker unterjährig. Speziell für die Frühlingsmonate gibt es gute Möglichkeiten, Potenzial abzuschöpfen.
Festivals/Events/Ausflugziele werden immer mehr zum Anlaß für Kurzreisen. Italienische Gäste planen gerne eine Reise rund um diese Attraktionen. Daher sollten diese in der Kommunikation verstärkt berücksichtigt werden.
Sportlicher, unternehmungslustiger und nachhaltiger: Aktivangebote – speziell zu den Themen Rad und Wandern/Outdoor – erfreuen sich stärkerer Nachfrage.
Nachhaltigkeit, regionale Produkte, Natürliches und Bio – der bewusste Umgang mit Ressourcen, regionale kulinarische und Bio-Produkte direkt vom Produzenten liegen im Trend. Die Italiener schätzen es sehr, wenn sie kosten können, bevor sie ein Produkt kaufen.
Österreich wird von den Italienern als Destination mit attraktivem Preis-Leistungsverhältnis wahrgenommen. Diesen Wettbewerbsvorteil gilt es stärker auszuspielen! Mit Ausnahme der Hauptreisezeit im August herrscht ein Käufermarkt. Die beschriebene Nachfragesituation führt zu Sonderangeboten außerhalb dieser Ferienzeit. Wohl nicht nur die Italiener schätzen ein „gefühltes Schnäppchen“. Aktivitäten österreichischer Destinationen und Betriebe sind hier – speziell im Vergleich zum Hauptkonkurrenten Südtirol – noch wenig spürbar.
In den letzten Jahren hat die Nachfrage nach 3-Sterne Hotels sowie speziell nach Ferienwohnungen merklich zugenommen. In der Angebotskommunikation werden diese Kategorien jedoch wenig kommuniziert.
Das Jahresergebnis 2018 zeigt nach starken Zunahmen im Jahr 2017 – mit Ausnahme Wiens – merkliche Zuwächse im Winter und Rückgänge während der Sommermonate. Im Gesamtjahr wurde ein nahezu ausgeglichenes Ergebnis erzielt.
Neben der gestiegenen Preissensibilität sind als Hauptgründe für die Zuwächse im Winter der frühe Ostertermin sowie für Rückgänge im Sommer, das schlechte Wetter im Juni (Hauptbuchungszeit für den Sommerurlaub) sowie die ungünstige Feiertagslage (fehlenden „Ponte’s“ / Fenstertage 25.04., 15.08. und 08.12.) zu nennen.
Die Schweiz verzeichnet ein ähnliches, jedoch in Summe leicht positives Jahresergebnis. Der Marktführer Südtirol mit einem Anteil von 65 % musste wetterbedingt ebenfalls Rückgänge verzeichnen. Profiteure waren Slowenien (attraktive Preise), Südfrankreich (Wetter) und Deutschland (Billigflüge).
Die neuen Zugverbindungen der ÖBB und DB wurden gut aufgenommen. Beide Unternehmen konnten gute Zuwächse auf Ihren Strecken erzielen. Das ÖBB Nightjet-Angebot wurde um eine zusätzliche Frequenz zwischen Bozen und Wien erweitert.
Die zusätzlichen Flugverbindungen nach Wien – heuer kommen weitere hinzu (Neapel, Pisa) – sollten eine weitere positive Entwicklung garantieren.
Österreich spielt im Geschäft der klassischen Ferienreiseveranstalter eine geringe Rolle. Die wesentlichsten Segmente, bei denen Veranstalter eine Rolle spielen, sind Städte- und Radreisen. Ansonsten bleibt es wichtig, das Angebot der Spezialisten zu forcieren und vor allem in den Vertrieb durch und die Kooperation mit Reisebüros und deren Zugang zu gängigen Reservierungssystemen zu forcieren. Diese haben den direkten Kundenzugang und genießen deren Vertrauen.