USA Nachhaltigkeit

USA: Nachhaltigkeit

  • In den USA gibt es große regionale und politische Unterschiede zum Thema Nachhaltigkeit. Trotzdem kommt es selbst in konservativen Bundesstaaten wie North Dakota, Iowa oder Kansas zu einem Umdenken.
  • Speziell in unserer Zielgruppe beeinflusst das Thema zunehmend auch das Konsumverhalten.
  • Im Alltag bemerkt man sowohl bei der Mülltrennung, bei Tauschbörsen, beim Anstieg von Bauernmärkten, Fairtrade- und Bioprodukten und sogar bei Finanzinvestitionen den Einfluss des Themas.
  • In der Reiseszene ist das Thema Nachhaltigkeit aktuell allgegenwärtig. Die Bedeutung von Nachhaltigkeit bei der Reiseentscheidung ist sicherlich noch relativ gering, wird aber speziell bei jüngeren Generationen immer wichtiger.

Politische Ambitionen

Die USA liegen auf Platz 32 des „Sustainable Development Reports 2021“, weit hinter vielen europäischen Ländern. Dieser Report bewertet medizinische, ökologische und wirtschaftliche Aspekte eines Landes zur Erreichung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung.  

Diese Position ist durchaus ernüchternd, es gilt jedoch zu bedenken, dass es innerhalb der USA große regionale und politische Unterschiede zum Thema Nachhaltigkeit gibt. Aktuell schafft es die Regierung Biden kaum, ihre ambitionierten Klima- und Umweltziele im Kongress durchzusetzen. Die wirtschaftliche Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen ist weiterhin enorm, auch wenn sich die Produktion erneuerbarer Energie (speziell Wind- und Sonnenenergie) im letzten Jahrzehnt vervierfacht hat.

Der anscheinende Stillstand in der Bundespolitik sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass in zahlreichen Bundesstaaten massive Anstrengungen unternommen werden. Wie so oft in der Vergangenheit ist Kalifornien einer der weltweiten Vorreiter in Umweltfragen. Doch selbst in konservativen Bundesstaaten wie North Dakota, Iowa oder Kansas kommt es zu einem Umdenken, alle drei produzieren mehr als 50 % des Stroms mit Wind- oder Sonnenenergie.

Trotz unterschiedlicher politischer Zugänge ist das Thema Nachhaltigkeit in der breiten Öffentlichkeit angekommen. Und speziell in unserer Zielgruppe beeinflusst es zunehmend auch das Konsumverhalten. Bei den wirklich großen Herausforderungen setzen die USA wie immer auf technologischen Fortschritt und wirtschaftliche Interessen.

Bevölkerung

Der Begriff „Greenwashing“ wird mittlerweile sehr ernst genommen und Firmen, die Nachhaltigkeit propagieren, werden durchaus kritisch beleuchtet, um sicherzugehen, dass jedweder Nachhaltigkeitsansatz auch korrekt ist.

Anti-Konsum-Initiativen wie das „Buy Nothing Project“ sowie zahlreiche Tauschbörsen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Das sogenannte „Thrifting“, also der genussvolle Einkauf im Thrift-Store (Trödelladen) ersetzt bei der Generation Z vermehrt den Besuch eines Einkaufszentrums.

Auch bei Finanzinvestitionen wird zunehmend auf Nachhaltigkeit geachtet. Dieser Trend hat Investmentfirmen gezwungen, ihre Portfolios transparenter zu gestalten.

Mülltrennung ist innerhalb der USA an sich weit verbreitet und wird von der Umweltschutzbehörde überprüft. Der Großteil der Bevölkerung (94 %) unterstützt dies, die effektive Recyclingrate hinkt jedoch mit 35 % hinterher.

Bei der Nutzung von E-Autos finden sich die USA aktuell weit hinter Europa und China. Aktuell sind nur 4 % aller neuen Autos E-Autos. Auch was die dazu notwendige Infrastruktur betrifft, hinken die USA aktuell noch hinterher. Allerdings entwickelt sich dieser Sektor rasant. Zahlreiche neue Modelle kommen auf den Markt und die Prognosen gehen davon aus, dass der Anteil an E-Autos an Neuzulassungen bis 2030 30 % erreicht.  

Die Zahl der Bauernmärkte ist in den letzten Jahren rasant gestiegen. Etwa 8600 Bauernmärkte zählt man heutzutage in den USA, davon mehr als 400 allein im Staat New York. Man schätzt, dass etwa 12 % der Bevölkerung auf einem Bauernmarkt einkaufen.  Löblich zu erwähnen ist hier auch, dass viele Bauernmärkte Lebensmittelmarken des Nahrungsergänzungs-Hilfsprogramms akzeptieren.

Fairtrade- und Bioprodukte sind v. a. innerhalb unserer Zielgruppe ein Thema, auch wenn sie etwas teurer sind.  

Seit Oktober 2020 gibt es z. B. in New York ein Verbot zur Ausgabe von kostenlosen Einkaufstaschen aus Plastik. Diese müssen nunmehr bezahlt werden. Bundesstaaten wie Hawaii haben die Verwendung von Plastikstrohhalmen, -besteck und -behältern verboten.

Nachhaltigkeit beim Reisen

In der Reisebranche ist das Thema Nachhaltigkeit aktuell allgegenwärtig. So widmet die „New York Times“ ihre jährliche Destinationsliste 2022 komplett diesem Thema, und zwar unter dem Titel „52 Places for a Changed World“. Das populäre Reisemagazin AFAR setzt in seinem Leitbild auf „Travel as a Force for Good“ und United Airlines, eine der weltweit größten Fluglinien, positioniert sich als nachhaltigste Fluglinie und startete im Dezember 2021 den ersten regulären Passagierflug mit 100 % synthetischem Treibstoff. Der Luxusreiseveranstalter „Insight Vacation“ gibt an, nur mehr jene Reiseerlebnisse neu in sein Programm aufzunehmen, die einen Nachhaltigkeitscharakter in sich bringen.

Die Bedeutung von Nachhaltigkeit bei der Reiseentscheidung ist sicherlich noch relativ gering, wird aber speziell bei jüngeren Generationen immer wichtiger. Besondere Relevanz erhalten Nachhaltigkeitsthemen aber speziell dadurch, dass sie heute Türöffner bei wichtigen Multiplikator*innen speziell in der Medienszene sind.