Niederlande Tourismusausblick

Niederlande: Tourismusausblick

Der Tourismusausblick mit Stand Oktober 2025: steigende Kaufkraft – hohe Reisebereitschaft mit Preisbewusstsein – Frühbucher:innen – ausgebaute Flugverbindungen

Wirtschaft & Gesellschaft 

  • Moderate Konjunkturerholung bei stabiler Beschäftigung: Die niederländische Volkswirtschaft durchläuft eine moderate, aber stetige Erholungsphase mit prognostizierten BIP-Zuwächsen von 1,3% bis 1,9% für 2025 und 1,5% für 2026. Die Arbeitslosenquote verbleibt trotz eines marginalen Anstiegs auf etwa 4% im Jahr 2026 auf einem historisch niedrigen Niveau, was für anhaltende Arbeitsplatzsicherheit in der Bevölkerung sorgt (vgl. ¹).
  • Kaufkraft steigt spürbar an: Die Reallohnentwicklung zeigt eine ausgesprochen positive Dynamik, da die Tariflohnsteigerungen (+4,1% bis +5,1% in 2025) deutlich über der prognostizierten Inflationsrate (2,6% bis 3,2% für 2025/26) liegen. Dies resultiert in einem realen verfügbaren Einkommenszuwachs von über 3% und schafft eine solide finanzielle Grundlage für den privaten Konsum, insbesondere für Urlaubsreisen (vgl. ¹).
  • Verbraucher:innenstimmung verbessert sich, bleibt aber verhalten: Das Konsumklima hat sich zwar merklich von den Tiefstwerten der Krisenjahre erholt, verharrt aber mit einem Indexwert von -32 (Juli 2025) weiterhin im negativen Bereich. Diese Diskrepanz offenbart ein charakteristisches Spannungsfeld: Obwohl sich die persönliche finanzielle Situation der Haushalte verbessert, hält eine allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit an. Gäste verfügen folglich über erhöhte Kaufkraft, agieren jedoch weiterhin wertbewusst und evaluieren ihre Ausgaben mit gesteigerter Sorgfalt (vgl. ⁵).

Tourismus & Trends 

  • Hohe Reisebereitschaft trifft auf ausgeprägtes Preisbewusstsein: Die Reiselust der Niederländer:innen bleibt ungebrochen hoch: 85% der Bevölkerung planten für 2025 mindestens einen Urlaub. Die gestiegenen Reisekosten führen allerdings bei nahezu einem Drittel der Reisenden zu strategischen Anpassungen im Buchungsverhalten, wie der bewussten Wahl preisgünstigerer Destinationen oder der Verlagerung von Reisen in kostengünstigere Nebensaisonen. Das durchschnittliche Jahresbudget der größten Urlaubergruppe bewegt sich zwischen 1 000 und 2 000 Euro pro Person und Urlaub (vgl. ⁷). 
  • Österreich im intensiven Wettbewerb der alpinen Wintersport-Destinationen: Österreich hat sich als Premiumdestination für niederländische Wintersportler:innen etabliert und punktet insbesondere mit seiner unverwechselbaren Atmosphäre („Gemütlichkeit“) sowie dem legendären Après-Ski-Angebot. Die Hauptkonkurrenz formiert sich aus Frankreich (ausgedehnte Pistengebiete, Ski-in/Ski-out-Unterkünfte), Italien (spektakuläre Dolomiten-Kulisse, exzellente Kulinarik) und Deutschland (geografische Nähe für spontane Kurztrips). Um seine Marktposition zu festigen, muss Österreich seinen emotionalen Vorsprung in konkrete, wertsteigernde Leistungsversprechen transformieren, beispielsweise durch außergewöhnliche Servicequalität und authentische, unverfälschte Destinationen (vgl. ⁹).
  • Frühbuchungstrend für Hauptferienzeiten intensiviert sich: Besonders für die nachfrageintensiven Schulferienperioden (Weihnachtsferien: 20.12.2025–04.01.2026; Krokusferien: 14.02.–01.03.2026) etabliert sich ein ausgeprägter Trend zur frühzeitigen Buchung. Marktführende Reiseveranstalter wie Sunweb forcieren diese Entwicklung durch gezielte Anreizkampagnen. Diese Nachfragekonzentration eröffnet gleichzeitig in den Nebensaisonen attraktive Marktchancen für flexible und innovative Angebote (vgl. ⁷).
  • Nachhaltigkeit als gesellschaftlicher „Hygienefaktor", nicht als primärer Buchungstreiber: Nachhaltigkeit genießt zwar eine hohe gesellschaftliche Relevanz, jedoch zeigt sich die Zahlungsbereitschaft für entsprechende Aufpreise als äußerst limitiert (exemplarisch: lediglich 2% CO₂-Kompensation bei KLM-Flügen). Nachhaltige Reiseangebote wie Bahnanreisen müssen daher primär über konkrete Nutzenargumente wie erhöhten Komfort, gesteigerte Bequemlichkeit und Zeiteffizienz vermarktet werden, wobei der Umweltaspekt einen positiven, aber sekundären Zusatznutzen darstellt (vgl. ¹²).

Urlaub in Österreich 

  • Strategische Marktposition bei führenden Reiseveranstaltern sichert Volumen: Branchenführer wie TUI und Sunweb haben Österreich prominent in ihren Winterprogrammen 2025/26 positioniert und fördern aktiv Frühbuchungen. TUI adressiert mit seinen Premiummarken (beispielsweise Robinson) gezielt das zahlungskräftige Familiensegment, während Sunweb den breiten Mittelschichtsmarkt bedient. Diese strategische Verankerung unterstreicht die fundamentale Bedeutung des niederländischen Marktes für österreichische Destinationen (vgl. ¹⁰).
  • Exzellente Erreichbarkeit durch ausgebaute Flugverbindungen: Die Anbindung an die österreichischen Wintersportregionen ist durch ein robustes Flugangebot optimal gewährleistet. Austrian Airlines/Lufthansa setzt die erfolgreichen „Skiflieger"-Verbindungen von Amsterdam nach Innsbruck strategisch fort. Transavia komplettiert das Angebot durch ein dichtes Streckennetz von Amsterdam, Eindhoven und Rotterdam zu den Destinationen Innsbruck und Salzburg, was eine flächendeckende Marktabdeckung der gesamten niederländischen Nachfrage sicherstellt (vgl. ¹⁴).
  • Wegfall des TUI Ski Express modifiziert Anreisestruktur: Entgegen ursprünglichen Planungen wird der TUI Ski Express nach aktuellem Kenntnisstand im Winter 2025/26 nicht operieren (vgl. ¹⁷). Der Wegfall dieser bedeutenden und nachhaltigen Anreiseoption verschiebt den Fokus wieder verstärkt auf Flugzeug- und Pkw-Anreisen.
  • Klimawandel beeinflusst zunehmend die Destinationswahl: Für jeden achten niederländischen Gast hat der Klimawandel (beispielsweise extreme Temperaturschwankungen oder Schneeunsicherheit) bereits heute erheblichen Einfluss auf die Urlaubsentscheidung (vgl. ⁷). Für österreichische Destinationen bedeutet dies, dass die gezielte Kommunikation von Schneesicherheit und die verstärkte Bewerbung höher gelegener Skigebiete sowie alternativer Winteraktivitäten (Winterwandern, Wellness, Kultur) strategisch an Bedeutung gewinnen, um klimabedingten Buchungsbedenken proaktiv entgegenzuwirken.

Quellenangaben

¹ CPB Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis. (2025). CPB Projections Central Economic Plan 2025.

⁴ De Nederlandsche Bank (DNB). (2025). The state of the Dutch economy - June 2025 Spring Projections.

² European Commission. (2025). Economic forecast for the Netherlands.

³ Trading Economics. (2025). Netherlands Unemployment Rate.

² European Commission. (2025). Economic forecast for the Netherlands.

⁵ Trading Economics. (2025). Netherlands Consumer Confidence.

⁷ ANWB. (2025, Januar). Vakantieplannen Nederlanders 2025.

⁸ ANP/nieuws.nl. (2025). ANWB: iets minder Nederlanders willen in 2025 op vakantie gaan.

⁹ hotelgift.com. (2025). Die beliebtesten Wintersportgebiete der Niederländer.

¹² Österreich Werbung. (2022). Nachhaltigkeit auf den Märkten: Niederlande.

¹⁴ btu.at. (2025, Mai). Austrian Airlines präsentiert Winterflugplan 2025/26.

¹³ TUI Group. (2023, August). Nachhaltige Anreise zum Urlaubsziel: TUI plant deutlichen Ausbau von Bahnreisen.

¹⁰ Sunweb. (2025). Skiurlaub 2025/2026.

¹⁵ AviationSource News. (2025, Mai). Austrian Airlines Unveils Its Winter 2025/26 Flight Schedule.

¹⁶ Transavia. (2025). Our destinations in Austria.

¹⁰ Sunweb. (2025). Skiurlaub 2025/2026.

¹¹ wintersport.nl. (2025, Februar). Drukke en rustige weken wintersportseizoen 2025/2026.

¹⁷ wintersportoostenrijkgids.nl. (2025). Nachttrein naar Oostenrijk.

⁶ Raisin B.V. (2025, Juli). Consumentenvertrouwen verbetert in juli 2025.