Nächtigungsprognose

Österreichweite Nächtigungsprognose

Im Rahmen eines Forschungsprojekts, das die Österreich Werbung in Kooperation mit JOANNEUM Research, der Technischen Universität Wien und der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt durchgeführt hat, wurde ein Prognosemodell entwickelt, das die Vorhersage von Nächtigungen in Hotels und Ferienwohnungen in sämtlichen Tourismusregionen Österreichs ermöglicht.

Mit dem entwickelten Modell können wir für 100 Tourismusregionen in Österreich sowohl monatliche als auch tägliche Nächtigungszahlen bis zu zwölf Monate im Voraus prognostizieren.

Bisher stützten sich Entscheidungsträger:innen im österreichischen Tourismus vor allem auf historische Nächtigungszahlen, da keine alternativen Datenquellen zur Verfügung standen. Deutlich interessanter ist jedoch der Blick in die Zukunft: Verlässliche und nachvollziehbare Prognosen schaffen Planbarkeit. Während einzelne Beherbergungsbetriebe ihre Auslastung in den nächsten Monaten mithilfe eigener Buchungsdaten bereits recht gut einschätzen können, fehlte bislang ein österreichweit verfügbares Modell zur Prognose der touristischen Nachfrage.

Diese Lücke schließen wir mit dem vorliegenden Projekt. Es bildet zentrale Einflussfaktoren wie Ferien, Feiertage oder Events – sofern entsprechende Daten vorliegen – realistisch ab. Kurzfristige Effekte, wie etwa Schlechtwetterperioden, werden derzeit noch nicht berücksichtigt. Das entwickelte Modell sowie die daraus abgeleiteten Ergebnisse stehen der Branche ab sofort kostenfrei zur Verfügung. Langfristig wollen wir das Modell durch die Integration zusätzlicher Datenquellen weiter verbessern.


Datenbasis

Grundlage des Prognosemodells bildet die offizielle Nächtigungsstatistik der Statistik Austria, die Nächtigungen aller Herkunftsländer in Hotels und Ferienwohnungen sämtlicher Kategorien seit November 1999 für alle 100 Tourismusregionen in Österreich umfasst.

Neben den Nächtigungsdaten wurden weitere Einflussfaktoren der touristischen Nachfrage in das Modell integriert. Hierfür kamen insbesondere kalendarische Informationen zum Einsatz, die Wochenenden  sowie Ferien und Feiertage in Österreich und den wichtigsten Herkunftsmärkten abbilden. Zusätzlich wurden auch Events mit touristischer Relevanz durch Online-Recherchen identifiziert und in der Prognose für die jeweiligen Regionen berücksichtigt.

Zur Modellierung des täglichen Nächtigungsverhaltens wurden zusätzlich Mobilfunkdaten der Anbieter Drei und A1 herangezogen, die nach Tag und Region verfügbar sind. Diese Daten liefern wertvolle Einblicke in die zeitliche Dynamik touristischer Aufenthalte und ermöglichen es, Effekte zentraler struktureller Einflussgrößen – wie Ferien, Feiertage und Wochenenden – in allen Regionen zu schätzen, sowie Monatsprognosen auf Tagesebene zu disaggregieren.

Methodik

Für die Erstellung der Prognosen wird ein zweistufiges Verfahren angewendet.

Im ersten Schritt erfolgt die Monatsprognose mithilfe eines Random-Forest-Modells, das sich nach einer systematischen Evaluation (Grid Search und Qualitätsvergleich auf Basis historischer Daten) als leistungsfähigster Ansatz erwiesen hat. Die Übereinstimmung zwischen prognostizierten und offiziell gemeldeten Nächtigungszahlen liegt derzeit bei durchschnittlich über 95 Prozent. Als Input-Variablen für das Modell werden historische Nächtigungswerte und saisonale Muster, Kalenderinformationen sowie regionale Events herangezogen.

Im zweiten Schritt wird die prognostizierte Monatszahl auf Tageswerte disaggregiert. Dabei wird die enge Korrelation zwischen täglichen Nächtigungen und Mobilfunkdaten genutzt. Auf dieser Basis werden Effekte von Wochenenden, Ferien, Feiertagen, Monatslage und regionalen Events spezifisch für jede Tourismusregion modelliert. So erhält jede Region im Prinzip ein eigenes Prognosemodell. Beispiel: eine Region hat einen hohen Anteil bayerischer Gäste und somit haben die Ferienzeiten in Bayern eine größere Bedeutung für die Nächtigungsprognose als andere Einflussfaktoren. 

Wir haben die Ergebnisse der täglichen und monatlichen Prognosen sowie die zugrunde liegenden Einflussfaktoren in einem Dashboard visualisiert, das monatlich auf Basis der neuesten Daten aus der Nächtigungsstatistik aktualisiert wird. Darüber hinaus sind die Daten, die dem Dashboard zu Grunde liegen, auch über eine API abrufbar. Zusätzlich stehen eine detaillierte technische Beschreibung des Modells und der dazugehörige Code auf GitHub zur Verfügung und können als Ausgangspunkt für eigene Prognoseprojekte genutzt werden: Link zu GitHub

Wir freuen uns über jegliches Feedback zum Projekt, insbesondere bezüglich Treffergenauigkeit der Prognosen und Initiativen zur Weiterentwicklung. 

 


Dashboard Nächtigungsprognose