Was wir von China lernen sollten und was nicht – Eindrücke einer Zukunftsreise

Was wir von China lernen sollten und was nicht – Eindrücke einer Zukunftsreise

Von der Planung über die Buchung bis zum Aufenthalt: In China ist die komplette Guest Journey bereits heute vollständig digitalisiert. Was dadurch alles möglich wird, davon überzeugte sich eine Gruppe heimischer Touristiker:innen vergangenen Juni im Rahmen einer Zukunftsreise nach Shanghai und Shenzhen. Ein Erfahrungsbericht.

Als bevölkerungsreichstes Land in Asien ist China nicht nur ein wichtiger Herkunftsmarkt für Österreich, es ist auch Vorreiter in Sachen Digitalisierung und ein Markt mit seinen eigenen Regeln und Eigenheiten: Chinesische Gäste lassen sich ganz anders für ihre nächste Urlaubsreise inspirieren als zum Beispiel Europäer:innen. Sie buchen anders und sie können während ihrer Reisen einen 24/7-Service in Anspruch nehmen. In China spielt sich schon heute ein großer Teil des Lebens online ab. Chinesen und Chinesinnen benötigen nur ein paar wenige „Super-Apps“, um ihr gesamtes Leben durchzuplanen und zu organisieren – von Behördengängen über Freizeitaktivitäten und Essenslieferung bis zur Inspiration für die nächste Urlaubs- oder Konsumentscheidung. Man bucht, bezahlt, bewertet, shart Bilder und erzählt über seine Reisen – alles in ein und derselben App.

Es gibt viel zu lernen über das digitale Ökosystem in China. Grund genug für eine Gruppe heimischer Touristiker:innen, an der Zukunftsreise nach Shanghai und Shenzhen teilzunehmen, organisiert von der Außenwirtschaft Österreich der WKO in Kooperation mit der Österreich Werbung.

New Social-Kids on the block

Beim Stichwort chinesische Internetriesen denkt mittlerweile vermutlich jeder an Tencent mit WeChat oder Trip.com. Daneben sind in den vergangenen Jahren weitere Social-Media-Plattformen entstanden. Douyin, bei uns bekannt unter dem Namen TikTok, oder Xiaohongshu, bekannt unter dem Namen „Little Red Book“ oder einfach nur „Red“, sind zwei davon.

Xiaohongshu ist besonders bei jungen, reisefreudigen Frauen beliebt und eignet sich hervorragend für die visuelle Reiseinspiration. Es ist soziales Netzwerk, Shoppingplattform, Empfehlungsplattform und vieles mehr in einem. Gerne werden hier Fotos und Videos geteilt, und besonders zu den Themen Lifestyle und Reisen. Die entscheidenden 40–48 Stunden nach Veröffentlichung bestimmen, ob ein Beitrag langfristig sichtbar bleibt – gute Inhalte können monatelang ausgespielt werden. Besonders relevant sind kulinarische Erlebnisse, Kultur und naturnahe Aktivitäten, die als authentisch wahrgenommen werden.

Der heimische Tourismus zu Gast bei Chinas Tech-Vorzeigeunternehmen

 

Douyin wiederum hat starken Einfluss auf das Reiseverhalten wie auch auf die Entscheidungsfindung von jungen Chinesen und Chinesinnen. Diese nutzen Douyin nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch gezielt zur Reiseinspiration. User:innen erhalten Bewertungen zu Hotels, Restaurants, Sehenswürdigkeiten etc. und können gleich buchen. Der Algorithmus sorgt dafür, dass die Inhalte zielgruppenspezifisch ausgespielt werden.

KI für alle Stationen der Guest Journey

Am beeindruckendsten war der Besuch bei Trip.com. Der drittgrößte Reiseveranstalter weltweit bietet eine Reihe KI-gestützter Tools an, die personalisierte Empfehlungen und individuelle Reiserouten erstellen. So entsteht ein echtes All-in-one-Reiseökosystem: Inspiration, Empfehlungen, Planung, Buchung, Service, Community – alles aus einer Hand, auf einer Plattform. Ein Feature ist auch ein 24/7-Service, der ad hoc sofort alle Fragen beantwortet, die während der Reise auftreten. Möglich ist das allerdings nur in der chinesischen Version – in der europäischen ist das aufgrund unserer Datenschutzbestimmungen nicht möglich.

Diesen drei Plattformen und noch ein paar weiteren ist gemein, dass sie sehr wichtig für die Sichtbarkeit als Reiseland sind und dass KI bei allen Prozessen eingesetzt wird, wodurch auf persönliche Vorlieben Rücksicht genommen werden kann. Dies wiederum ist möglich, weil der Schutz der persönlichen Daten in China keine hohe Priorität genießt, um es gelinde zu sagen. Die strengeren Datenschutzbestimmungen in Europa mögen die Umsetzung ähnlicher Angebote hierzulande ausbremsen, wir sollten den Datenschutz deswegen aber nicht als lästiges Hindernis abstempeln. Verantwortungsvoller Umgang mit den persönlichen Daten unserer Gäste ist die Basis für Vertrauen.