Wer Österreichs Bergwelt zu Fuß erkunden möchte und ohne Auto anreist, ist auf das öffentliche Verkehrsangebot am Urlaubsort angewiesen. Österreichs Regionen bauen die Mobilitätslandkarte dafür weiter aus.
Aus dem bulletin August/September 2016 von Sabina König
Ohne eigenes Auto zu verreisen wird einfacher und attraktiver: Mit Bahn oder Bus reisen die Gäste komfortabel zum Urlaubort. Die meisten Unterkünfte bieten mittlerweile ein Shuttleservice an, das den Transfer vom Bahnhof zum Hotel erleichtert. Und was der Skibus für die Wintergäste leistet, kann der Wanderbus im Sommer bieten: Er schließt die Mobilitätslücke zwischen Unterkunft und Ausflugsziel.
Besonders in Naturschutzgebieten, die nur wenig Infrastruktur bieten, ist die An- und Abreise oft eine Herausforderung. Die Deutsche Bahn geht mit gutem Beispiel voran: Seit 2001 engagieren sich die großen deutschen Umweltverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Naturschutzbund Deutschland (NABU), der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und die Deutsche Bahn in der Kooperation „Fahrtziel Natur“. Gemeinsam setzen sie sich für umweltfreundliche Mobilität und nachhaltigen Naturtourismus ein. Ziel der Kooperation ist es, den touristischen Verkehr in sensiblen Naturräumen vom privaten Pkw auf öffentliche Verkehrsmittel zu verlagern. Von den Alpen bis zum Wattenmeer vereinigt die Kooperation 22 Naturschutzgebiete.
Mit „Hohe Tauern – die Nationalpark-Region in Kärnten“ ist auch Österreich unter den Urlaubszielen vertreten. In Packages lässt sich die Anreise zusammen mit der Unterkunft und dem öffentlichen Verkehr vor Ort etwa über die Website der Deutschen Bahn buchen. In der oberösterreichischen Gemeinde Hinterstoder wurde ein umweltfreundliches Verkehrsangebot geschaffen, das alle Aspekte eines gelungenen Urlaubs ohne Auto abdeckt. Für das Projekt wurde die Region 2016 mit dem Mobilitätspreis des VCÖ ausgezeichnet. Die Initiative erarbeitete über vier Jahre hinweg Lösungen für vier Schwachpunkte der Region: die Wahrnehmung des Angebots, die Qualität der Infrastruktur, das Servicedesign und die fehlende Kooperation mit den touristischen Akteuren. Mit Erfolg: Niederflurbusse und Elektrobusse wurden angeschafft, die Fahrgastzahlen steigen stetig und die Resonanz von Bevölkerung und Gästen ist positiv. Das Angebot wird u.a. durch Parkgebühren finanziert.
Auch der Alpenverein, Sektion Salzburg, durfte sich über eine Auszeichnung mit dem Mobilitätspreis des VCÖ freuen. Die Alpenvereinssektion hilft Urlaubern, die An- und Rückreise zu Touren mit Bahn, Bus oder Fahrgemeinschaften komfortabel zu planen. Rund 150 Touren sind über verschiedene Seiten abrufbar. Wer beispielsweise die Seite www.tourenautofrei.at aufruft, wählt zwischen vier Ausgangsregionen und lässt sich die verfügbaren Angebote anzeigen. Eine eigene Kategorie informiert über Wander- und Radtouren, die mit dem „Einfach-Raus-Ticket“ der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) günstig zu haben sind.
Erfahrungsgemäß ist das Angebot in jenen Destinationen gut durchdacht, wo den Gästen Regionskarten zur Verfügung stehen, weiß Sieghard Preis, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens TAO. Etwa im Tiroler Ötztal, wo Besucher seit etwa fünf Jahren auf ein umfassendes Verkehrsnetz mit Hüttentaxis und Wanderbussen zurückgreifen. Die Busse verkehren nach Fahrplan, die Taxis sind im Voraus zu bestellen. Gäste, die in Partnerunterkünften der „Ötztal Card“ logieren, erhalten die Karte schon ab einer Nächtigung und nutzen die Busse so kostenlos.