So kommt die E-Mobilität ins Hotel

So kommt die E-Mobilität ins Hotel

Noch sind E-Autos eine Nische, aber diese Nische wächst rasant. Damit wird die Verfügbarkeit von Lademöglichkeiten zusehends buchungsrelevant. Warum es sich für Betriebe lohnt, ihren Gästen E-Ladeinfrastruktur zur Verfügung zu stellen. Und worauf man bei der Planung und Anschaffung achten sollte. – Ein Beitrag aus bulletin, dem für den Tourismus kostenlosen Fachmagazin der Österreich Werbung.

E-Autos werden als wichtiger Beitrag zum Klimaschutz forciert und gelten als größter Klimahebel im Tourismus – geht doch der Löwenanteil der CO2-Emissionen im Rahmen eines typischen Urlaubs auf das Konto der Anreise. 
Für die Gäste bedurfte die elektrische Fahrt in den Urlaub vor nicht allzu langer Zeit noch einer gründlichen Planung: Reichweite und Standorte von E-Tankstellen waren ausschlaggebend.
Wer heute voll- oder teil-elektrisch in den Urlaub fährt, kann bequem über das Navi Ladestationen ansteuern oder über Buchungsplattformen Hotels finden, die auf „E-Mobilisten“ bestens eingestellt sind. Chargehotels.com listet beispielsweise aktuell länderübergreifend über 5.800 Hotels mit Lademöglichkeit – dazu gibt es noch den Ratschlag, aus Umweltschutzgründen Unterkünfte mit Solardach zu wählen. Bei booking.com kann im Suchfilter ebenfalls das Kriterium „Aufladestation für Elektro-Autos“ ausgewählt werden.

E-Mobilisten auf dem Vormarsch

Die Zahlen zeigen deutlich, dass E-Fahrzeuge im Kommen sind. Ende 2021 gab es laut Statistik Austria bereits über 76.500 rein elektrisch betriebene Pkw in Österreich. Das sind 1,5 Prozent des gesamten Pkw-Bestands. Im Jahr davor waren es rund 44.500 E-Fahrzeuge (0,9 Prozent), während 2019 die 30.000er-Marke noch nicht geknackt war.
Auch mit dem Fahrrad sind zunehmend mehr Menschen elektrisch unterwegs. Die Nachfrage hat inzwischen (auch pandemiebedingt) das Angebot überholt. Österreich gehört bei den E-Bike-Verkäufen nach wie vor zu den ungeschlagenen Spitzenreitern im D-A-CH-Raum. Mit erstmals über 200.000 verkauften E-Bikes im Jahr 2020 liegt der Marktanteil bei 41 Prozent, heißt es beim VSSÖ (Verband der Sportartikelerzeuger und Sportausrüster Österreichs). Dahinter rangieren Deutschland mit 38,7 Prozent und die Schweiz mit 34,1 Prozent. 70 Prozent des Gesamtumsatzes mit Fahrrädern bestreiten in der Alpenrepublik mittlerweile E-Bike-Kunden. Ob Auto oder Fahrrad: Das Mobilitätsverhalten der Menschen ändert sich und Österreichs Gastgeberinnen und Gastgeber stellen sich darauf ein. Von über 1.600 Mitgliedern der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) bietet bereits ein knappes Drittel E-Ladestationen an, Tendenz steigend.

Rechnet sich E-Mobilität?

Seinen Gästen Ladeinfrastruktur zur Verfügung zu stellen, ist das eine. Für die Gastgeberinnen und Gastgeber stellt sich freilich auch die Frage, ob sie selbst auf E-Mobilität setzen sollen. Die Wirtschaftskammer hat nachgerechnet. Ihr Fazit: Trotz des höheren Anschaffungspreises ist ein batteriebetriebener Pkw oder Kleintransporter in fünf Jahren zumeist günstiger als vergleichbare konventionell betriebene Fahrzeuge – selbst bei einer eher niedrigen Laufleistung von 15.000 km jährlich. Mehrkosten bei der Anschaffung amortisieren sich dank Förderungen oft weitaus schneller. Außerdem schrumpfen die „Tank“-Kosten auf weniger als die Hälfte im Vergleich zu fossilen Treibstoffen. Bei Wartungs- und Reparaturkosten sind Einsparungen um bis zu 50 Prozent möglich. Zudem entfällt die Normverbrauchsabgabe (NoVA), es winken Vorsteuerabzugsberechtigungen (abhängig vom Kaufpreis), eine Befreiung von der motorbezogenen Versicherungssteuer und eine günstigere KFZ-Versicherung.
Ein interessantes Tool zur Entscheidungshilfe bietet neuerdings die Wirtschaftskammer – vorerst leider auf Wien beschränkt: Der eMobility Onlineratgeber gibt rasch einen Überblick über alle relevanten Themen wie Ladeinfrastruktur, Förderungen oder Energiebedarf (auch Nicht-Wiener Unternehmen finden hilfreiche Infos).

Bald so normal wie WLAN

Aber zurück zur Ladeinfrastruktur und warum es Sinn macht, selbige für die Gäste bereitzustellen. „Gerade in der Hotellerie und im Tourismus bietet E-Mobilität die Möglichkeit, einen zusätzlichen Service für die Kunden anzubieten und sich gleichzeitig als nachhaltig und zukunftsfit zu präsentieren“, gibt sich Thomas Eberhard, Teamleiter ­Dekarbonisierung & Fahrzeugtechnologien bei AustriaTech in Wien überzeugt. Das gemeinwirtschaftliche Unternehmen befasst sich mit neuen Mobilitätslösungen sowie den Fragen zur Umsetzung technologischer Entwicklungen und hat dabei auch die Herausforderungen für die Hotellerie im Fokus. Eines ist für den Experten klar: Über kurz oder lang wird sich jeder Betrieb mit dem Thema beschäftigen müssen. „Wie das WLAN heute zur Standardausstattung eines Hotels gehört, werden E-Ladestationen bald fixer Bestandteil von Hotelparkplätzen sein“, betont Eberhard. Nachhaltige Anreise aber auch nachhaltige Vor-Ort-Mobilität wie Fahrradverleih oder E-Carsharing wird von immer mehr Gästen nachgefragt und geschätzt.

Was Sie schon immer über Ladesäulen wissen wollten

Natürlich gibt es ein paar grundlegende Dinge, die man bei der Planung und Installation von Ladestationen berücksichtigen soll. So macht es zum Beispiel einen Unterschied, ob die Ladeinfrastruktur für einen Beherbergungsbetrieb oder für ein Restaurant gedacht ist. Je kürzer die Stehzeit der Autos, desto schneller muss das Stromtanken ablaufen. Auch über rechtliche Rahmenbedingungen und Förderungsmöglichkeiten sollte man sich vor Projektbeginn einen Überblick verschaffen. Alles zu kompliziert? Keine Lust, sich mit dem Betrieb einer Ladestation auseinanderzusetzen? Dann kann man das Ganze einem professionellen Betreiber übergeben. Dieser übernimmt die Abrechnung, den Service und die Steuerung der Ladestation.

Keine Scheu vor der Ladestation – fünf Tipps zur Planung und Anschaffung

 

  • Welche Stellplätze eignen sich für die Installation von Ladestationen?
    Garagen und Carports eignen sich am besten für die Ausstattung mit Wallboxen – Stichwort Witterungsschutz und Beleuchtung. Eine Wandmontage erspart die Kosten für einen Steher.
    Achten Sie auf einen möglichst kurzen Abstand zum Stromanschluss: Je kürzer die Leitungen ausfallen, desto geringer sind die Anschaffungskosten.
     
  • Welche Steckdose passt?
    In Beherbergungsbetrieben bleiben die Gäste über Nacht, entsprechend lang ist die Stehzeit der Autos. Hier ist eine Wechselstrom-Ladestation (AC) mit 3,7 bis maximal 11 kW in der Regel ausreichend und vergleichsweise günstig. Für Ausflugsziele mit Stehzeiten von mehreren Stunden eigenen sich AC-Ladestationen mit 11 kW – 22 kW.
    Schneller und teurer sind Gleichstrom-Ladestationen (DC) mit meist 50 – 150 kW. Sie kommen dort zum Einsatz, wo die Autos kurze Stehzeiten haben und in kurzer Zeit viel Energie fließen muss. Das ist z. B. bei Restaurants, Cafés oder Fitnesscentern der Fall. Es gilt das Motto: Nicht so viel Leistung wie möglich, sondern so viel Leistung wie notwendig und sinnvoll!
    E-Fahrräder gleich mitplanen: Einfache Schuko- Steckdosen reichen oft aus.
     
  • Wer ist zum Betrieb berechtigt?
    Der Betrieb einer „Stromtankstelle“ ist ein freies Gewerbe. Die vorhandene Gewerbeberechtigung reicht meist aus, um die Ladeinfrastruktur zu betreiben.
    Einfache Ladestationen sind zudem meist freie Bauvorhaben und benötigen keine gewerberechtliche Genehmigung. Dennoch sollte man sich im Vorfeld unbedingt an geeigneter Stelle informieren.
     
  • Was ist bei den Stromkosten wichtig?
    Wenn mehrere Fahrzeuge gleichzeitig ungesteuert laden, kann das Stromnetz belastet werden. Deshalb ist es ratsam, ein Fachunternehmen mit der Entwicklung eines Gesamt-Energie-Konzepts zu beauftragen, damit durch ein Lastmanagement die vorhandene Kapazität optimal ausgeschöpft werden kann. Intelligente Lösungen helfen Geld zu sparen und das Stromnetz zu entlasten.
     
  • Wie funktioniert die Abrechnung?
    Die Ladestationen müssen bestimmte Voraussetzungen, wie einen geeichten Zähler, erfüllen. Über eine Kommunikationsanbindung können Wallboxen miteinander kommunizieren, sind an einem Backend-System angebunden und können sich in ein Gesamt-Energie-Konzept eingliedern. Wird die Ladestelleninfrastruktur einem Betreiber übergeben, kümmert sich dieser um die Abrechnung und das Lastmanagement.