Nachhaltigkeit in Österreich: Snow Space Salzburg

Nachhaltigkeit in Österreich: Snow Space Salzburg

Bis zur Wintersaison 2025/26 möchte Snow Space Salzburg klimaneutral sein und dabei bewusst auf finanzielle Kompensation von nicht vermeidbaren Emissionen verzichten. Wir sprachen mit Christina König über wasserstoffbetriebene Pistengeräte, die Wichtigkeit von proaktiver Kommunikation und der Reformation des Businessmodells „Wintersport“.

Der österreichische Wintertourismus ist im Aufruhr. Schmelzende Gletscher und grüne Skipisten zieren Fotos und untermalen Schlagzeilen über die Zukunft von Österreichs Skigebieten. Die längst prognostizierten Klimaveränderungen sind spür- und sichtbar angekommen und werfen zu Recht die Frage auf, wie verantwortungsvoller und nachhaltiger Wintertourismus funktionieren kann. Die drei Skiorte Flachau, Wagrain sowie St. Johann-Alpendorf, die gemeinsam Snow Space Salzburg bilden, stellen sich den Herausforderungen ihrer Zeit und setzen dabei auf innovative Lösungen für die Branche. Ehrlich und transparent.

© Christian Schartner
© Snow Space Salzburg
© Snow Space Salzburg
© Christoph Huber
© Snow Space Salzburg

Wir sprachen mit Christina König, Vorständin für Finanzen und kaufm. Administration der Snow Space Salzburg Bergbahnen AG über ihre ambitionierten Pläne und Bestrebungen.

Im Snow Space Salzburg habt ihr Nachhaltigkeit aktiv in die Unternehmensstrategie integriert. Wie sah dieser Prozess aus?

Unser gesamter Fokus liegt auf der Erreichung eines klimaneutralen Skibetriebs bis zur Wintersaison 2025/26. Dafür haben wir in unserer Strategie die ökologischen Ziele den ökonomischen Zielen in der Wertigkeit gleichgesetzt. Als ersten Schritt haben wir eine umfassende CO₂-Bilanz unseres Betriebes aufgestellt. Zeitgleich wurde ein wissenschaftlicher Beirat mit Profis aus den Feldern der ökologischen Tourismusforschung, Vegetationstechnik und Landschaftsbau sowie Klimawandel im Destinationsmanagement gegründet. Zusammen mit diesem wurde ein 3-Säulen-Modell entwickelt, anhand dessen wir seither zielführende Projekte planen und umsetzen.

Welche Maßnahmen habt ihr daraus gezogen? 

70 % des CO₂-Ausstoßes werden bei der An- und Abreise verursacht. Es ist also jeder einzelne Skigast gefragt, seinen Beitrag zu leisten – wir hingegen möchten die dafür notwendigen Rahmenbedingungen bereitstellen. In der aktuellen Wintersaison finanzieren wir die An- und Abreise unserer Skigäste mit der Bahn innerhalb des gesamten Bundeslandes Salzburg. Das kostenlose Zugticket ist an ein gültiges Skiticket gekoppelt, das in unserem Webshop erworben werden kann. Zudem bieten wir an allen Talstationen E-Ladesäulen mit grünem Strom.

Innerhalb unseres Skibetriebs liegt der größte Anteil der Emissionen im Bereich des Fuhrparks. Deswegen testen wir gerade einen auf pflanzlichen Ölen basierenden Antriebsstoff für unsere Pistengeräte, mit dem wir bis zu 90 % unserer derzeitigen Emissionen einsparen können. Langfristig sehen wir das größte Potenzial in einem Wasserstoffantrieb. Für den Mitarbeiter:innen-Verkehr und unsere Skibusse setzen wir auf E-Mobilität.

Bei der Pistenbeschneiung legen wir zudem großen Wert auf einen sparsamen Umgang mit Wasser und Energie. Mit intelligenten Pisten- und Beschneiungsgeräten können wir die Schneeproduktion gezielt steuern und unnötige Überproduktion vermeiden.

Wie habt ihr dabei Leistungsträger, wie Hütten und die Gastronomie/Hotellerie, aber auch Gäste aktiv eingebunden? 

Wir setzen auf eine offene und proaktive Kommunikation auf allen Seiten. Im regionalen Bereich ist die Mitarbeiter:innen-Kommunikation mit 400 Beschäftigten im Winter ein wesentlicher Hebel. In unserer Mitarbeiter:innen-App veröffentlichen wir wöchentlich Fakten zu einem bestimmten Nachhaltigkeitsaspekt unseres Betriebes. Nachhaltigkeitsthemen nehmen auch in unseren Vermieter:innen-Newslettern, bei Partnerabenden und in den laufenden Gesprächen mit lokalen Leistungsträgern einen fixen Bestandteil ein. Auf der anderen Seite stehen wir in intensivem Wissensaustausch mit unseren Grundeigentümer:innen, was die Bewirtschaftung der Pistenflächen im Sommer anbelangt. Hier konnten wir wichtige Informationen aus den durchgeführten Pistenkartierungen in Flachau, Eben und St. Johann/Pongau sowie von unseren Fachleuten gewinnen, um das Sommermanagement der Pistenflächen zu optimieren.

Snow Space Salzburg setzt es sich zum Ziel, bis zum Winter 2025/26 ein klimaneutrales Skigebiet bzw. darüber hinaus klimapositiv zu werden – und das ganz ohne finanzielle Kompensation von nicht vermeidbaren Emissionen. Wie funktioniert das? 

Wir sind der festen Überzeugung, dass es ein Umdenken des Businessmodells Wintersport braucht. Kompensationszahlungen in internationale Fonds können langfristig gesehen nicht die Lösung sein. Wir gehen deswegen bewusst den Weg der tatsächlichen CO₂-Reduktion. Wir wissen, wo die größten Emissionen anfallen und welches Einsparpotenzial vorhanden ist. Wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen und jeder Part seinen Beitrag leistet, ist klimaneutrales Skifahren möglich. Uns ist natürlich bewusst, dass eine Neuausrichtung in puncto Umweltschutz innerhalb der Branche ein langfristiger Prozess sein wird. Deswegen setzen wir alles daran, um als positives Beispiel voranzugehen. Wir unterstützen den Gast bei der klimafreundlichen An- und Abreise und bringen die notwendigen Investitionen für unsere Infrastruktur auf. Wenn darüber hinaus noch Ausgleichsprojekte erforderlich bzw. sinnvoll sind, unterstützen wir regionale Projekte.

Klimaneutralität benötigt Investitionen. Snow Space Salzburg feierte im Jänner 2023 mit dem Pistenraupen-Hersteller PRINOTH eine Weltpremiere: die erste wasserstoffbetriebene Pistenraupe, die 2025 in Serie gehen soll. Besonders in Zeiten von klimatischen Veränderungen werden neue Investitionen für den Skisport oft skeptisch gesehen. Wie reagiert ihr auf diese Kritik? 

Auch hier setzen wir auf eine transparente Kommunikation und Fakten. Weite Teile des Landes sind direkt oder indirekt vom Bestehen des Wirtschaftszweigs Skisport bzw. Skitourismus abhängig. Einfach darauf zu verzichten, ist deswegen keine sinnvolle Option. Unsere Branche ist natürlich den Klimaveränderungen massiv ausgeliefert, demzufolge haben wir – wie viele andere – großes Interesse daran, die Erderwärmung aufzuhalten und die Pariser Klimaziele zu erfüllen bzw. zu übertreffen. Investitionen sind also unabdingbar. Alternative Antriebsformen, Gäste- und Mitarbeiter:innen-Mobilität – das alles setzt einen monetären Aufwand voraus. Auch Investitionen in neue Beschneiungsanlagen tragen zum Umweltschutz bei, da moderne Anlagen immer mit Ressourcenschonung einhergehen.

Wie erlebt der Gast bei euch im Snow Space Salzburg die Nachhaltigkeit im Zuge seines Skiurlaubs? 

Unsere Gäste können einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion der CO₂-Emissionen bei der An- und Abreise leisten, indem sie auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreifen und das Skibusnetz nutzen. Wenn bereits ein Auto über E-Antrieb vorhanden ist, kann dieses an unseren Ladestationen mit grünem Strom aufgetankt werden. Das sind jene Bereiche, welche auf der Erlebnisseite der Gäste spürbar sind. Was sie natürlich nicht bewusst wahrnehmen können, ist, dass unsere Lifte mit Ökostrom betrieben werden oder dass wir Pistengeräte mit alternativen Kraftstoffen testen bzw. langfristig auf Wasserstoffantrieb umsteigen. Hier passiert Nachhaltigkeit im Hintergrund, deswegen ist die Offenlegung unserer Maßnahmen auch so wichtig.

Wie seht ihr die Zukunft des österreichischen Wintertourismus und welche Veränderungen sind für eine entsprechende Zukunftsfähigkeit notwendig? 

Wir sehen Österreich als Wintersportdestination im internationalen Vergleich als sehr konkurrenzfähig. Die Qualität der Seilbahnanlagen und der Infrastruktur – begonnen bei den Skihütten bis hin zum Skibusnetz – ist im gesamten Land sehr hoch. Die Pistenqualität in Österreich ist weltweit marktführend. Was ebenso für die Zukunftsfähigkeit des österreichischen Wintertourismus spricht, ist die Tatsache, dass ein Skiurlaub für eine:n Mitteleuropäer:in in Österreich umweltschonender als eine Flugreise ans Mittelmeer oder gar eine Kreuzfahrt ist. Obwohl dieser Fakt bereits seit Jahren bekannt ist, wird der Skisport in vielen Medien verteufelt und somit ein verzerrtes Bild geschaffen. Es braucht demnach eine transparente Kommunikation und Offenlegung der Fakten von der gesamten Branche, um auch die Reisenden entsprechend aufzuklären.

Mit der Rubrik „Nachhaltigkeit in Österreich“ möchte die Österreich Werbung bewusst inspirierende Initiativen, Regionen und Betriebe vor den Vorhang holen. In diesem Sinne gratulieren wir Snow Space Salzburg zu den bereits gesetzten Schritten und den Visionen für die Zukunft!

Blogbeitrag: Ines Pühringer