Autonome Mobilität - Entspannen statt Lenken

Autonome Mobilität: Entspannen statt Lenken

Autonom, elektrisch und vernetzt – wie smarte Maschinen die Mobilität von morgen prägen werden. Denn wer nur an die Technik denkt, hat noch nicht erkannt, wie das autonome Fahren unsere Gesellschaft verändern wird.

Ob Befürworter oder Gegner - niemand kann abstreiten, dass autonomes Fahren eines der großen Themen in der Zukunft der Mobilität sein wird. Auch für die Tourismusbranche ist autonomes Fahren ein interessantes Thema: So wären zum Beispiel selbstständige Shuttles oder Sightseeing-Mobile interessante Möglichkeiten.

Schon heute liefern Fahrassistenzsysteme wesentliche Beiträge zu Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz. Die intelligenten Fahrsysteme der Zukunft sollen jedoch nicht mehr nur Hinweise an den Fahrer geben, sondern ihn gleich auf den Beifahrersitz befördern: Autonomes Fahren umfasst die Fortbewegung mit Fahrzeugen, mobilen Robotern und anderen fahrerlosen Transportsystemen. Die neuen „Auto“mobile verhalten sich dann nicht mehr nur in dem Sinne autonom, dass sie nicht gezogen oder geschoben werden müssen, sondern auch insofern, dass sie auch die Navigation weitgehend selbst übernehmen.

Wie andere Formen künstlicher Intelligenz gehört auch autonomes Fahren schon lange zu den Träumen der Wissenschaft: Überlegungen zu selbstständig chauffierenden Fahrzeugen gab es bereits in den 1880er Jahren. Die konkrete Entwicklung selbstständiger Fortbewegungssysteme begann dann aber erst in den 1950er Jahren, als Chrylser mit dem Tempomat ein erstes Fahrassistenzsystem einführte. Heute haben bereits alle namhaften Automobilhersteller konkrete Pläne vorgelegt, bis Mitte der 2020er Jahre automatische Fahrfunktionen einzuführen. Um wirklich autonom, also fahrerlos, navigieren zu können, werden Sensoren (Radar, Video, Laser) und Aktoren (in der Motorsteuerung, der Lenkung, den Bremsen) im Fahrzeug benötigt. Die Autonomie selbst entsteht durch Computer, die die gewonnenen Daten zusammenfügen und daraus die Umwelt erkennen können - eine notwendige Basis, um beim Fahren die richtigen Entscheidungen zu treffen. Da es hier gilt, große Datenmengen zu bewältigen, ist Deep Learning ein zentrales Thema im Bereich autonomes Fahren.

Der potenzielle Einsatzbereich intelligenter Fahrsysteme betrifft nicht nur die private Personenbeförderung, sondern soll vor allem auch für öffentlichen und Güter-Verkehr eingesetzt werden. Nach heutigem Stand sind vor allem Kameras und Radarsensoren schon weit verbreitet. So ist es bereits möglich, die Informationen einzelner Radarsysteme so zusammenzuschalten, dass ein 360-Grad-Bild der Fahrzeugumgebung entsteht. Mit dessen Hilfe kann nicht nur das unbeabsichtigte Verlassen der Spur verhindert, sondern auch aktiv ausgewichen werden. Vollautomatisches Einparken gehört bereits zum festen Repertoire von Modellen vieler Automobilhersteller. Während die meisten Fahrzeuge nur in eine 90-Grad-Lücke selbst einparken können, gibt es bereits auch Fahrzeuge die selbst einparken, wenn sie quer vor der Lücke stehen. Einen Wettkampf um die Technologieführerschaft liefern sich Hersteller auch bei den Stauassistenten, die im stockenden Verkehr sowohl Gas geben und bremsen als auch mitlenken. Die Systeme orientieren sich dabei nicht nur an Fahrbahnmarkierungen, sondern lassen sich mithilfe ihres Radars auch von vorausfahrenden Autos ziehen.

Im Zuge der Umsetzung erster vollautonomer Systeme werden vor allem die Automatismen zur automatischen Generierung von Fahrmanövern und Erkennung schutzbedürftiger Verkehrsteilnehmer diskutiert. Jedoch sind auch rechtliche und ethische Fragen ein großes Thema. Der autonomen Mobilität sind bislang nicht nur technisch, sondern auch rechtlich Grenzen gesetzt. Besonders in ethischer Hinsicht wirft das Prinzip wichtige Fragen auf: Wer wäre zum Beispiel im Falle eines Unfalles zu beschuldigen?

Alles in allem bleibt autonomes Fahren ein spannendes Themenfeld, dessen Fortschritte Beobachter regelmäßig in Staunen versetzen und mit Spannung die Zukunft unserer Fortbewegung erwarten lassen – ob nun zuhause oder an unseren Reisezielen.

Ulrich Eberl

Ulrich Eberl, geboren 1962 in Regensburg, ist einer der renommiertesten Wissenschafts- und Technikjournalisten Deutschlands.  
 
Er studierte Physik und promovierte 1992 „summa cum laude“ an der Technischen Universität München in einem Grenzgebiet zwischen Physik, Biologie und Chemie: der Erforschung der ersten Billionstel Sekunden der Photosynthese.  
 
Seit 1988 war er zudem als freier Wissenschaftsjournalist tätig und schrieb Hunderte von Artikeln über Themen von der Evolution über die Nanotechnik bis zu den Ausgrabungen in Troja. Von 1992 bis 1995 arbeitete er für die Technologiepublikationen von Daimler, von 1996 bis 2015 bei Siemens als Leiter der weltweiten Innovationskommunikation. Im April 2015 machte er sich mit der Gründung von SciPress, einem Redaktionsbüro für Wirtschafts-, Wissenschafts- und Technikkommunikation, selbstständig. 
 
Sein besonderes Interesse gilt der Zukunftsforschung. Von 2001 bis 2015 war er Chefredakteur von Pictures of the Future, der Siemens-Zeitschrift für Forschung und Innovation, die mehrere internationale Preise gewonnen hat. 2007 gab Ulrich Eberl das Buch "Innovatoren und Innovationen" heraus, 2009 wurde er in einer  Umfrage unter 900 Wissenschaftsjournalisten in Deutschland, Österreich und der Schweiz als bester Forschungspressesprecher für Unternehmen ausgezeichnet.

Im Sachbuch "Zukunft 2050", das bereits in fünfter Auflage erschienen ist, beschreibt er die wesentlichen Trends, die unser Leben in den nächsten 40 Jahren prägen werden. Im Juni 2016 veröffentlichte Ulrich Eberl das Buch „Smarte Maschinen“ über die Zukunft der Digitalisierung und des Internets der Dinge sowie der künstlichen Intelligenz und der Robotik, für das er etliche Monate in den USA, Japan und Europa recherchierte.