Nachhaltigkeit in Österreich: Wiener Neustadt

Nachhaltigkeit in Österreich: Wiener Neustadt

Wie soll Wiener Neustadt in Zukunft aussehen? Mit dem Stadtentwicklungsplan STEP 2030+ setzt man sich ehrgeizige Ziele, um sich zu einem lebendigen und vielfältigen urbanen Zentrum in Niederösterreich zu entwickeln.

Im Frühjahr 2022 veröffentlichte die Stadt Wiener Neustadt den neuen Stadtentwicklungsplan STEP 2030+. Dabei wurden 11 Ziele definiert, darunter die Förderung vielfältiger Siedlungsformen, den Ausbau von kulturellen und touristischen Akzenten für die Stadt und die Region, die Stärkung grüner Freiräume sowie die Förderung nachhaltiger Mobilität und Klimaschutz.

© Christian Kremser
© Stadt Wiener Neustadt, Michael Weller
© Stadt Wiener Neustadt, Michael Weller
© Stadt Wiener Neustadt, Busyshutters
© Wiener Neustadt, Busyshutters

Wir haben mit Christopher Hartmann, dem Tourismuskoordinator von Wiener Neustadt, gesprochen, um mehr über Fortschritte und umgesetzte Maßnahmen zu erfahren.

Der Stadtentwicklungsplan ist aus einem partizipatorischen Prozess heraus entstanden. Wie wichtig war es, dass die Stadt bzw. die Region und Tourismus-Expert:innen und die Bevölkerung an einem Strang ziehen?

Durch den gemeinsamen Prozess aller Beteiligten – von Wiener Neustädter:innen, Abteilungsleiter:innen der Stadt als auch Expert:innen zu einzelnen Themenbereichen – konnte das breite Spektrum der Themen sorgfältig evaluiert und präzisiert werden. Nur so gelang es, einen umfassenden Konsens herbeizuführen und somit ein Planungs- und Steuerungsinstrument ins Leben zu rufen, welches von allen Seiten getragen und gemeinsam entwickelt wurde. Über einen partizipatorischen Zeitraum von fünf Jahren haben wir an diesem Stadtentwicklungsplan, kurz STEP, gearbeitet und werden ihn auch zukünftig kontinuierlich weiterentwickeln.

Der STEP skizziert fünf konkrete Handlungsfelder. Worum geht es in den Feldern?

Wir haben unsere elf Ziele in die Handlungsfelder „Vielfältiges Wohnen“, „Lebendige Innenstadt“, „Impulse für den Wirtschaftsstandort“, „Verantwortung im Grün- und Freiraum“ und „Zukunftsfähige Mobilität“ eingeteilt.

Vielfältiges Wohnen bedeutet Innenentwicklung, höchste Lebensqualität, Förderung diverser Wohnungsangebote und generationenübergreifende Begegnungen. Beispiele hierfür sind der Treffpunkt in der Döttelbachsiedlung und der Generationenpark im Ungarviertel.

Lebendige Innenstadt umfasst die Förderung wohnungsnaher Dienstleistungen, die Stärkung des Stadtzentrums als Wohnstandort, die Aufwertung von Kultur- und Veranstaltungsstätten sowie die Revitalisierung bestehender Bausubstanz. Konkrete Beispiele sind die Etablierung einer Begegnungszone in der Brodtischgasse, die Eröffnung eines Gesundheitszentrums und die Schaffung von konsumfreiem Raum inklusive kostenloser Kinderbetreuung für Einkaufende.

Impulse für den Wirtschaftsstandort heißt die Stärkung des Wirtschaftsstandorts, eine aktive Betriebsansiedlungspolitik, die Aktivierung von Potenzialen in Betriebs- und Industriegebieten sowie die Präferenz von Flächenrecycling und Mobilisierung gegenüber Erweiterungen. Beispiele sind der ÖkoWirtschaftspark am Föhrenwald und der ecoplus-Park in der Nova-City.

Verantwortung für Grün- und Freiraum bedeutet die Reduzierung von Bauen im Grünen, die nachhaltige Sicherung wertvoller Naturräume, die Steigerung der Nutzungsqualität von Grün- und Freiräumen sowie die Bereitstellung nichtkommerzieller Freiräume für Jugendliche und junge Erwachsene. Beispiele sind die neue Baumschutz- und Grünraumverordnung, die Initiative zur Bauland-Rückwidmung und die Renaturierung von Straßen und Vierteln.

Zukunftsfähige Mobilität umfasst Forcierung von E-Mobilität, Optimierung des Verkehrsangebots, Erhöhung der Verkehrssicherheit im Schulbereich. Weitere Aspekte: Anhebung des öffentlichen Verkehrsanteils auf über 15 %, Erhöhung des Radverkehrsanteils auf bis zu 20 %, Steigerung von Wegen im Umweltverbund auf mindestens 50 %. Beispiele: Radverkehrs- und Öffi-Offensive für Radwegenetz und Nahverkehr.

Inwiefern kann der Tourismus hier unterstützend wirken?

Wir betrachten den Tourismus als „Er-Lebensraum-Management“. Das bedeutet für uns, dass eine Stadt nur so lebenswert und erlebbar sein kann, wie es die Einheimischen empfinden. Wir differenzieren daher nicht mehr, sondern gestalten unsere Stadt für all jene, die Wiener Neustadt auf kurz oder lang entdecken und erleben möchten. Dann wird die Stadt sowohl für Tourist:innen als auch für Einheimische als authentisch und lebenswert wahrgenommen. Der Tourismus spielt eine wesentliche Rolle in allen fünf Handlungsfeldern. Das reicht von „Wohnformen auf Zeit“ über innovative Gastronomie- und Hotelkonzepte bis hin zur nachhaltigen Verantwortung auf allen Ebenen.

Was habt ihr schon erfolgreich umgesetzt, was steht noch bevor?

Durch unsere Initiativen konnten wir bereits einen neuen Natur- und Jagdlehrpfad sowie eine Einkaufs- und Fahrradgarage direkt am Hauptplatz realisieren. Ebenso wurden zahlreiche Nachpflanz- und Aufforstungsaktionen erfolgreich durchgeführt.

Aktuell befinden sich unser neuer digitaler Abenteuer-Trail durch die Stadt in Zusammenarbeit mit Fluxguide und Asagan sowie der Mountainbike-Pumptrack in Kooperation mit den WexlTrails in der Umsetzungsphase.

Mit dem Projekt „Do Good.“ habt ihr sozial-nachhaltige Packages für Gäste geschaffen. Wie kam’s zu dieser Idee und welche Kooperationen braucht es dazu? Wie wird es von euren Gästen angenommen?

Die Idee entspringt unserem B2B-Bereich, wo wir eine steigende Nachfrage nach umweltbewussten Initiativen beobachteten. Daher haben wir entschieden, nicht länger zwischen B2B und B2C zu unterscheiden, sondern ein umfassendes Angebot für alle anzubieten. Unser Ziel ist es, ökologische und soziale Maßnahmen über Unternehmensgrenzen hinweg zu intensivieren. Wir haben eine Verbindung zwischen Hotellerie, Gastronomie und wohltätigen Vereinen geschaffen und die Koordination übernommen. Je nach gebuchter Aufenthaltsdauer ist ein Lebensmittelpaket für Bedürftige, eine Baumpflanzung, eine Blühwiesenspende oder eine Bienenpartnerschaft in der Buchung inklusive. Das Feedback unserer Gäste ist positiv – bis Ende November verzeichneten wir 28 Buchungen über verschiedene Varianten.

Ihr setzt auch auf die Steigerung der Nächtigungsdauer. Gibt es hier schon konkrete Pläne, um dieses Ziel zu erreichen?

Da wir nicht nur ein Tourismusbüro, sondern auch ein Conventionbureau und Reisebüro sind, und darüber hinaus zahlreiche Kulturlocations betreuen, haben wir die Möglichkeit, unsere Angebote so zu gestalten, dass sie zu längeren Aufenthalten ermutigen. Ein Beispiel dafür ist das Do-Good-Package, das ab einer Buchungsdauer von 2 Nächten verfügbar ist. Zusätzlich versuchen wir, unsere Hotelpartner zu ermutigen, bei der Preisgestaltung die längere Aufenthaltsdauer zu berücksichtigen, um den Gästen zusätzliche Anreize zu bieten.

Mit der Rubrik "Nachhaltigkeit in Österreich" möchte die Österreich Werbung bewusst inspirierende Initiativen, Regionen und Betriebe vor den Vorhang holen. Wir gratulieren Wiener Neustadt zu dem gelungenen, partizipatorischen Stadtentwicklungsplan und wünschen viel Erfolg bei der weiteren Umsetzung!