Nachhaltigkeit in Österreich: „MQ goes Green“

Nachhaltigkeit in Österreich: MQ goes Green

Zukunft neu denken, technische Potenziale nützen und eine Vorbildwirkung einnehmen. Im Gespräch mit dem MuseumsQuartier Wien über die Vision eines energieeffizienten und umweltbewussten Kulturareals und die Rolle von Kunst in der Gestaltung der Gesellschaft.

Ein kreativer Schaffensraum für rund 60 Institutionen, Attraktion für Tourist:innen und Treffpunkt für viele Einheimische. All das ist das MuseumsQuartier Wien und dabei eines der weltweit größten Kunst- und Kulturareale. Mit der Vision „MQ goes Green“ verfolgt das MQ nun das Ziel, bis 2030 klimaneutral zu sein und den ökologischen Fußabdruck zu verringern.

Im Gespräch mit dem MuseumsQuartier Wien über geplante Projekte und die Rolle von Kunst in der Bewusstseinsstärkung der Gesellschaft für die sozioökonomischen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit.

Kultur und Nachhaltigkeit – wie habt ihr als MuseumsQuartier euch diesem Thema grundsätzlich genähert? 

Nachhaltigkeit ist ja per se kein einfach abgrenzbarer Begriff, sondern sollte sich als Querschnittsthema durch alle gesellschafts- bzw. kulturpolitischen Bereiche ziehen. Es geht dabei auch um Inklusion, Zugänglichkeit, Gerechtigkeit – um nur einige Stichworte zu nennen. Natürlich müssen wir aber v. a. im ökologischen Kontext beginnen und das birgt für ein Kunstareal, wie das MuseumsQuartier, ein großes Potenzial. Der Kunst kommt bei der Gestaltung der Gesellschaft eine tragende Rolle zu. Kultureinrichtungen sind Orte des Austauschs und des Diskurses. Es ist eine unserer zentralen Aufgaben, gesellschaftsrelevante Themen und Entwicklungen kritisch zu hinterfragen sowie Orientierung zu geben und Impulse zu setzen. Unser Ziel ist es daher, einerseits Projekte umzusetzen, die dazu beitragen, die Zukunft neu zu denken und zu gestalten und andererseits ganz konkrete Maßnahmen – wie etwa die Begrünung des Areals oder das Erheben von technischen Potenzialen wie PV-Anlagen – umzusetzen. 

Klimaneutral bis 2030 – ist das für eine komplexe Konstellation mit rund 60 Institutionen, wie das Museumsquartier, überhaupt möglich?  

Als Kulturinstitution nehmen wir eine Vorbildwirkung ein. Im Rahmen von „MQ goes Green“ definiert das MQ Ziele für ein klimaneutrales Kulturareal bis 2030: umweltbezogene künstlerische Projekte, aber auch einen ressourcenschonenden Betrieb. Es sind daher sowohl auf inhaltlicher als auch auf technischer Ebene zahlreiche Projekte geplant, um Wissen zu vermitteln, gesellschaftsrelevante Diskurse anzuregen oder z. B. den Energieverbrauch zu reduzieren, um damit einen aktiven Beitrag zur Transformation der Gesellschaft zu leisten.  

Wie habt ihr es geschafft, alle Institutionen mit ins Boot zu holen und wie wollt ihr euren Nachhaltigkeitsgedanken bei jedem und jeder Einzelnen verankern?  

Das MuseumsQuartier führt laufend Gespräche mit den am Areal ansässigen Institutionen, um gemeinsam Maßnahmen hin zu einem klimafitten Kulturbetrieb zu verwirklichen. Verankern muss man den Gedanken ohnehin nicht mehr, es geht jetzt ums konkrete Umsetzen. Das reicht von vermeintlich kleinen Maßnahmen im täglichen Betrieb über die Außenflächen bis hin zu gemeinsamen Bestrebungen, wie etwa dem Umweltzeichen für alle Institutionen und Gastronomiebetriebe. 

Welche Maßnahmen habt ihr auf dem Weg zum ressourcenschonenden Kulturbetrieb schon gesetzt, welche kommen noch? 

Eine der zentralen Herausforderungen ist, neben der Auseinandersetzung mit dem Thema auf künstlerischer Ebene umweltbezogene Inhalte und Konzepte zu erarbeiten, um damit eine grundsätzliche Neuausrichtung und Optimierung der technischen Infrastruktur voranzutreiben. Mit gezielten Investitionen können signifikante Einsparungen bei den jährlichen Energiekosten und eine Reduktion des Energieverbrauchs erreicht werden. Dazu zählen die Umstellung auf LED-Lichttechnik, eine energetische Verbesserung der Bausubstanz, der Ausbau von Photovoltaik etc. Im Sommer 2022 hat das MQ zudem eine Machbarkeitsstudie beauftragt, mit dem Ziel, die Möglichkeiten und Potenziale zu prüfen, die sich für das MQ im denkmalgeschützten Bestand bieten. Darüber hinaus wurde ein an Landschaftsplaner:innen, -architekt:innen gerichteter, geladener Wettbewerb ausgeschrieben, um Lösungen für eine Begrünung der Außenflächen aufzuzeigen und umzusetzen. Das soll schon im laufenden Jahr sicht- und spürbar sein. Neben dem Einsparen und Reduzieren ist die Erhöhung der Aufenthaltsqualität ja auch ein zentraler Punkt unserer Bestrebungen. 

 

Frauke Huber und Uwe H. Martin, LandRush. Ventures into Global Agriculture
© Museumsquartier Wien "LandRush", Foto: Rudolf Strobl
Karina Mendreczky und Katalin Kortmann Járay. Oasis
© Museumsquartier Wien "Oasis", Foto: Rudolf Strobl
Anita Fuchs. Versuchsfeld
© MuseumsQuartier Wien "Versuchsfeld1", Foto: eSeL - Lorenz Seidler

Werden Besucher:innen des MQs in Zukunft mehr künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema sehen? 

Kunst hat die Möglichkeit, sehr komplexe Inhalte greifbar zu machen und das Bewusstsein für die sozioökonomischen und ökologischen Herausforderungen unserer Zeit zu stärken sowie einen offenen und partizipativen Dialog zu fördern. Kultureinrichtungen sind Transformations-Ermöglicher und Multiplikatoren, um die Vision eines ökologisch und sozial gerechten Zusammenlebens aller in die Gesellschaft zu tragen. 

Im MuseumsQuartier Wien gibt es 2023 daher zahlreiche künstlerische Projekte, die das Thema Nachhaltigkeit auf unterschiedliche Weise aufgreifen und für ein breites Publikum sicht- und erlebbar machen: So setzen sich Frauke Huber und Uwe H. Martin in der Ausstellung „LandRush“ (bis 07.05.) mit den sozialen und ökologischen Auswirkungen globaler Landwirtschaft auf unsere Umwelt auseinander. Die beiden Künstlerinnen Karina Mendreczky und Katalin Kortmann Járay setzten sich in der Ausstellung „Oasis“ (bis 07.05.) auf animistische Weise mit Umweltkatastrophen und den damit verbundenen düsteren Zukunftsprognosen für das Leben auf der Erde auseinander. Die Künstlerin Anita Fuchs wird eine 205 m² große Rasenfläche am MQ-Vorplatz als „Versuchsfeld1“ über einen Zeitraum von zwei Jahren künstlerisch erforschen und diese schrittweise zu einer biodiversen Wiese entwickeln. Judith Fegerl entwirft mit „converter“ (ab 25.05.) ein Skulpturenprojekt im Haupthof aus Photovoltaikmodulen und Stahl. Das „Haus des Baumes“ (ab 06.06.) des Künstlers Johannes Franz-Figeac wiederum zeigt als begehbare Kunstinstallation am MQ-Vorplatz das spannungsgeladene Verhältnis des Menschen zur Natur und die Bedeutung des Waldes in Zeiten des Klimawandels. Eine ganz andere Ebene der Sichtbarmachung und Herangehensweise sind Projekte wie z. B. die MQ-Bienen. Wir freuen uns jetzt schon auf den Honig unserer neuesten Mitarbeiter:innen, den ca. 250.000 Bienen am Areal.

Mit der Rubrik „Nachhaltigkeit in Österreich“ möchte die Österreich Werbung bewusst inspirierende Initiativen, Regionen und Betriebe vor den Vorhang holen. Wir freuen uns auf spannende künstlerische Projekte zum Thema Nachhaltigkeit und Honig aus dem MuseumsQuartier Wien!

Blogbeitrag: Ines Pühringer