Nachhaltigkeit in Österreich: Klimaberg Katschberg

Nachhaltigkeit in Österreich: Klimaberg Katschberg

Achtsamer Umgang mit Ressourcen als Grundlage für den Tourismus. Im Gespräch mit Wolfgang Hinteregger, über CO₂-freien Urlaub durch alternative Mobilitätskonzepte, aktiven Klimaschutz am Teller sowie einer innovativen, regionalen Kompensation des unvermeidbaren CO₂.

Gelegen im Herzen Österreichs, inmitten des UNESCO Biosphärenparks Salzburger Lungau & Kärntner Nockberge, hat es sich die Region Klimaberg Katschberg zur Aufgabe gemacht, den Tourismus in der Region ganzheitlich nachhaltig zu gestalten und durch den Tourismus zum Schutz der natürlichen Umwelt beizutragen. 

© SalzburgerLand Tourismus
© Klimaberg Katschberg
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Im Gespräch mit Wolfgang Hinteregger, Initiator der Klimaberg-Initiative (2020), über CO₂-freien Klimaurlaub durch alternative Mobilitätskonzepte, aktiven Klimaschutz am Teller sowie einer innovativen, regionalen Kompensation des unvermeidbaren CO₂. Wolfgang Hinteregger führt gemeinsam mit seinem Mitbegründer Anton Aschbacher die Klimaberg Katschberg Greenovation GmbH.

Was hat euch dazu bewogen, als Initiative Klimaberg Katschberg aktiv Verantwortung für den Klimawandel zu übernehmen und wo seht ihr eure Rolle?

Als langjähriger Hotelier und Gastronom in Kärnten und am Katschberg war es mir persönlich wichtig, dass wir nicht nur von der Natur nehmen, sondern der Natur auch etwas zurückgeben. So erhalten und schützen wir die Lebensgrundlage für den Tourismus und schaffen die Grundlage für weitere Generationen, schaffen eine „enkeltaugliche“ Nachhaltigkeit. Sinnvolle Wirtschaftlichkeit ist natürlich die Grundlage dafür, dass Unternehmen funktionieren. Aber unser Handeln ist auch davon geprägt, dass wir achtsam mit den Ressourcen umgehen und vor allem auch neue Technologien, sinnvolle Waste-Konzepte, neue Ideen einsetzen, um nachhaltig wirtschaften zu können.

Die Region Klimaberg Katschberg liegt zwischen zwei Bundesländern. War es schwierig, alle touristischen Stakeholder der Region mit ins Boot zu holen? 

Nein, es war gar nicht schwierig. Sowohl der Tourismusverband Katschberg, Lieser-Maltatal in Kärnten, als auch der Tourismusverband Salzburger Lungau Katschberg sowie die Partnerhotels und Partnerbetriebe tragen wesentlich dazu bei, unsere Klimabergidee zu unterstützen. Der Katschberg ist ja für beide Seiten entsprechend touristisch wichtig. Inzwischen gibt es 22 Partnerbetriebe, die sich dem Klimaberg-Katschberg-Konzept angeschlossen haben. Dazu gehören die Hinteregger Hotels, die Falkensteiner Hotels, das Alpenhaus Aparthotel und weitere Hotel- und Gastronomiebetriebe. Wichtig ist ja, dass die Klimaberg-Initiative keine reine Konzept-Idee bleibt, sondern von den Betrieben entsprechend umgesetzt und somit auch die Nachhaltigkeit gelebt wird. 

Bis 2030 will der Klimaberg Katschberg CO₂-neutral sein. Welche Maßnahmen setzt ihr, um euer Ziel zu erreichen? 

Die Region Klimaberg Katschberg verbindet eine Vielzahl an verantwortungsvollen Projekten aus Umwelt- und Klimaschutz. Innovative Mobilitätskonzepte, aktiver Klimaschutz auf dem Teller sowie der Einsatz von e4f-klimaerde leisten in diesem Prozess einen wichtigen Beitrag zum Schutz der natürlichen Umwelt. 

Wir agieren prinzipiell nach den Vorgaben für das Österreichische Umweltzeichen. In den Hotels haben wir spezielle Waste-Konzepte für die Küchen, Etagen etc. So wird im Hotel „Das Katschberg“ z. B. das Regenwasser für Sanitäranlagen aufgefangen und wiederverwendet. Außerdem achten wir auf möglichst regionale Küche und Lieferanten mit kurzen Wegen – soweit dies möglich ist. Wir legen viel Wert auf hochwertige Produkte und weniger Fleisch. In den Hinteregger Hotels liegt der Fokus auf vegetarischer und veganer Küche. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Verwendung von entsprechend nachhaltigen Reinigungsmitteln. Zudem gibt es noch das Bio-Wärme-Heizwerk direkt am Katschberg.

Im Bereich Mobilität setzen wir unterschiedliche Maßnahmen. Autofreier Urlaub ist am Katschberg insofern möglich, weil Gäste direkt vom Hotel auf die Skipiste gelangen bzw. direkt im Wander-, Bike-, Familien-Naturparadies Katschberg sind. Die letzte Meile überbrücken wir durch Abholung unserer Gäste mit dem E-Car vom Bahnhof. Vor Ort gibt es E-Car-Sharing-Angebote und E-Bikes zum Ausleihen. D. h. auch, wenn man mit dem eigenen Auto anreist, benötigt man es den gesamten Urlaub über nicht. Gäste der Hinteregger Hotels haben außerdem die Möglichkeit, den Klimavorteil gleich mitzubuchen: z. B. die autofreie Anreise, Hotelzimmer-Reinigung nur jeden 2. oder 3. Tag und Grüne Küche, d. h. pflanzlich hochwertige, vegetarische oder vegane Verpflegung.

Die e4F-Klimaerde, ein mit Mikroorganismen angereicherter Kohlenstoff, ist natürlich eine Besonderheit der Klimaberg-Katschberg-Initiative. Sie kann nicht nur große Mengen an Wasser und Nährstoffen speichern, sondern fördert auch den Humusaufbau, schützt vor Erosion und bindet CO₂ für mehrere 100 Jahre. Damit kompensieren wir unsere CO₂-Emissionen direkt vor Ort. Am Katschberg wird sie für unsere Weideflächen, Äcker, Skipisten, Flachdächer, im Reitstall und in Hochbeeten eingesetzt. Außerdem haben wir bereits 70 Kräuterbeete mit Klimaerde aufgestellt.

Durch den Erwerb von e4f-klimaerde-Zertifikate können Betriebe ihre nicht-vermeidbaren CO₂e-Emissionen regional kompensieren – eine großartige, innovative Initiative. Wie stellt ihr sicher, dass CO₂ zuallererst vermieden und erst in letzter Instanz auf Kompensation zurückgegriffen wird?

Unsere Aufgabe ist es, VORBEUGEND darauf zu achten, dass wir sorgsam mit der Natur und ihren Ressourcen umgehen, um nicht im Nachhinein reparieren zu müssen. Aber, wenn wir zusätzlich kompensieren können, dann treffen wir auch hier sinnvolle Maßnahmen – und zwar vor Ort und in der Region. Eine Kompensation bringt meist auch weitere Vorteile mit sich. Mit dem Erwerb eines Klimaberg-Zertifikates wird z. B. ein Baum gesetzt, so konnten bereits knapp 1.000 Zirbenbäume gepflanzt werden. Das trägt natürlich zur Aufforstung der Zirbenwälder bei, bringt nährstoffreichere Böden und somit eine bunte Artenvielfalt. Für unsere Gäste schafft dies greifbare Erlebnisse. Sie sehen und erleben diese Vielfalt bei unseren Kräuterbeeten, Pfefferminzwiesen, Hummelblumen, Bienenwiesen, Vogelkästen und vielem mehr. Wir kaufen uns nicht mit CO₂-Zertifikaten irgendwo auf der Welt frei, sondern setzen vor Ort Projekte um. Das Klima-Zertifikat ist eine Dokumentation, wie viel CO₂ wir in der Region Klimaberg vermeiden, einsparen und kompensieren. Mit Projekten vor Ort wurden in den Jahren 2021 und bis 31.1.2023 bereits ca. 12.000 Tonnen CO₂ eingespart bzw. vor Ort gespeichert. Oberstes Prinzip ist allerdings immer: Vermeiden oder zumindest reduzieren.

Wie nehmen Gäste den CO2e-freien Urlaub wahr?

Es werden immer mehr Gäste, die sich mit dem Thema Natur, Nachhaltigkeit und CO₂-freiem Urlaub beschäftigen. Wir merken das besonders in unseren eigenen Hotels, wo wir natürlich nochmals mehr Zugang zu Gästestimmen haben. Es ist hier vor allem die jüngere Zielgruppe – Jungfamilien und aktive Gäste – die sich damit beschäftigen. Viele junge Menschen, die in Städten wohnen, verzichten bewusst auf das eigene Auto – diese können wir dann mit der autofreien Anreise begeistern. Der Trend, sich vegetarisch oder zumindest bevorzugt vegetarisch zu ernähren und öfters auf Fleisch zu verzichten, zeichnet sich seit Jahren ab. Die vegane Gästegruppe wird immer mehr – für uns einer der größten Foodtrends überhaupt, auch wenn es derzeit immer noch nicht die Mehrheit der Gäste ausmacht.

Von 17. bis 18. September 2023 findet bereits der dritte Klimaberg Summit unter dem Motto „Nachhaltigkeit x Tourismus“ statt und beschäftigt sich mit neuen Ideen und Trends für nachhaltigen, „grünen“ Tourismus. 

Mit der Rubrik „Nachhaltigkeit in Österreich“ möchte die Österreich Werbung bewusst inspirierende Initiativen, Regionen und Betriebe vor den Vorhang holen. Wir gratulieren der Region zu den bereits gesetzten Schritten und freuen uns auf spannende Vorträge auf der Klimaberg Katschberg Summit 2023!

Blogbeitrag: Ines Pühringer