Nachhaltigkeit in Österreich: Das Burgenland ist Nachhaltigkeitspionier

Nachhaltigkeit in Österreich: Das Burgenland ist Nachhaltigkeitspionier

Das Burgenland schreibt Tourismusgeschichte: Erstmals sind alle Destinationen eines Bundeslandes mit dem Österreichischen Umweltzeichen und dem internationalen TourCert Zertifikat ausgezeichnet worden.

Wir haben mit Franziska Kasztler, Marlies Ebner, Julia Hellwagner und Marion Hutter gesprochen, die den Zertifizierungsprozess im Burgenland als Nachhaltigkeitskoordinatorinnen umgesetzt haben.

v.l.n.r. Heidrun Gruber-Größwang, Franziska Kasztler, Florian Größwang, Marco Giraldo, Didi Tunkel, Marlies Ebner, Patrik Hierner, Sts. Elisabeth Zehetner, LH-Stv. Anja Haider-Wallner, Brigitta Pelzer, BM Norbert Totschnig, Julia Hellwagner, Marion Hutter, LR Leonhard Schneemann

v.l.n.r.: Heidrun Gruber-Größwang, Franziska Kasztler, Florian Größwang, Marco Giraldo, Didi Tunkel, Marlies Ebner, Patrik Hierner, Staatssekretärin Elisabeth Zehetner, LH-Stv. Anja Haider-Wallner, Brigitta Pelzer, Bundesminister Norbert Totschnig, Julia Hellwagner, Marion Hutter, Landesrat Leonhard Schneemann

Das Burgenland

Gemeinden

40 Nordburgenland

59 Mittelburgenland-Rosalia

72 Südburgenland

 

Betriebe

920 Nordburgenland

155 Mittelburgenland-Rosalia

465 Südburgenland

 

Nächtigungen 2024

1.796.629 Nordburgenland

486.762 Mittelburgenland-Rosalia

1.004.682 Südburgenland

 

6 Naturparke, 1 Nationalpark

 

Das Burgenland ist das erste Bundesland, in dem alle Destinationen mit dem Österreichischen Umweltzeichen und TourCert zertifiziert wurden – wie entstand die Idee dazu?

Ausgangspunkt war die Tourismusstrategie 2030, für die der Burgenland Tourismus gemeinsam mit über 250 Teilnehmer:innen und Stakeholdern in den Jahren 2022 und 2023 den Grundstein gelegt hat. Der Strategieprozess und Masterplan 2030 basiert also auf einem groß angelegten systemischen Ansatz. Für die Umsetzung des Zertifizierungsprozesses wurden dann mit Anfang 2024 vier Stellen geschaffen: jeweils eine Nachhaltigkeitsbeauftragte für die drei Destinationen sowie eine Nachhaltigkeitskoordinatorin, die bei der Landestourismusorganisation angesiedelt ist.

Wie seid ihr bei den Zertifizierungen konkret vorgegangen?

Zunächst galt es, alle 171 Gemeinden des Burgenlands mit ins Boot zu holen. Dafür waren die Unterschriften aller Bürgermeister:innen nötig, die wir über einen Zeitraum von mehreren Wochen eingeholt haben. Vereinzelt waren dafür auch persönliche Gespräche erforderlich. Alles in allem war das ein sehr intensiver und zeitaufwändiger Prozess, der unglaublich viel an Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit erforderte – aber die politische Unterstützung war unerlässlich für das Gelingen des Projekts, damit alle an einem Strang ziehen und die Zertifizierung auch wirklich nachhaltig ist.

Parallel dazu haben wir eine Stakeholder-Map erstellt und alle Beteiligten in das Projekt einbezogen. Dies erfolgte in Form von Veranstaltungen und Workshops, durch Kommunikation über die Kanäle der TVBs und den regelmäßigen Austausch mit Landesvertreter:innen. Auch die Etablierung von Nachhaltigkeitsbeiräten in allen drei Destinationen, vertreten durch Naturparke, KEM-, Klar- und Leader-Regionen sowie Beherbergungsbetriebe, zählte zu den Maßnahmen, die wir gesetzt haben. Und nicht zuletzt haben wir ein Netzwerk an Partnerbetrieben aufgebaut mit Informationsveranstaltungen zum Nachhaltigkeitsprozess der drei Destinationen. Transparente Kommunikation war einmal mehr ein Schlüsselelement.

Welches Ziel strebt ihr mit der Doppelzertifizierung an?

Unser Ziel ist es, durch die Zertifizierungen einen langfristigen strategischen Nachhaltigkeitsprozess in den Destinationen anzustoßen und unsere auf Maßnahmen basierende Entwicklung messbar und transparent zu machen. Darüber hinaus ist es uns wichtig, die gemeinsame Sprache und Denkweise zur Nachhaltigkeit in der Region zu fördern und die regionale Identität und Wertschöpfung zu steigern. Wir möchten auch zusätzliche kommunizierbare, nachhaltige Angebote schaffen, um neue Gäste für das Burgenland zu gewinnen. Und schließlich wollen wir das Tourismussystem der Destinationen auf neue gesetzliche Vorschriften wie z.B. die EmpCo-Richtlinie der EU oder Förderungen und Finanzierungen vorbereiten.

Welche Meilensteine habt ihr bereits erreicht?

Hier möchten wir auf drei Beispiele eingehen. Das burgenländische Anruf-Sammeltaxi „BAST“ ist ein Mikro-ÖV-System, das den Linienverkehr ergänzt und die Lücken im öffentlichen Verkehrsnetz schließt. Die Burgenland Card bietet Gästen eines Partnerbetriebs neben zahlreichen Vergünstigungen auch die Möglichkeit, den öffentlichen Nahverkehr inkl. BAST kostenlos zu nutzen. Meilenstein Nummer Drei ist eine Toolbox mit 36 Karten in drei Kategorien, die Nachhaltigkeit im Tourismus sichtbar, erlebbar und direkt anwendbar machen – für Betriebe und Gäste gleichermaßen.

Welche Empfehlungen könnt ihr Destinationen bzw. auch ganzen Bundesländern geben, die sich ebenfalls zertifizieren lassen möchten?

Da möchten wir vor allem zwei Tipps geben. Ein wesentlicher Punkt ist, sich Unterstützung durch externe Beratung zu holen. Das beschleunigt den Prozess, hilft bei komplexen Entscheidungen und bringt Fachwissen und Praxiserfahrung ein. Zudem können das Projektmanagement und Abläufe beschleunigt werden und der/die Berater:in kann als eine Art Troubleshooter bei Herausforderungen fungieren – und die gab es natürlich auch.

Zum anderen ist bei so einem groß angelegten Projekt das Team ungemein wichtig. Und je diverser dieses Team ist, desto besser! Wir konnten die Arbeitsaufteilung effizient gestalten, sodass nicht jede alles machen musste. Besonders bei der Datenanalyse war das ein großer Vorteil. Jede von uns konnte ihre individuellen Kompetenzen und Stärken einbringen und wir haben uns gegenseitig motiviert und unterstützt, wenn es einmal nicht so rund lief. In einem guten Team können alle voneinander lernen und das Gemeinschaftsgefühl wird gestärkt. Kommunikation ist auch hier der Schlüssel zum Erfolg.

Welche Herausforderungen gab es im Laufe des Prozesses?

Eine der Herausforderungen war mit Sicherheit die Information und Einbindung aller 171 Gemeinden. Zudem müssen für die Auszeichnung mit dem Umweltzeichen für Tourismusdestinationen 119 Kriterien erfüllt werden, davon sind 63 sogenannte MUSS-Kriterien. Das ist bei so vielen Gemeinden eine riesige Datenmenge, die da beschafft und verarbeitet werden muss! Zum Glück konnten wir viele Aufgaben im Team aufteilen.

Könnt ihr ein paar Learnings mit uns teilen?

Da gibt es einige. Zum einen ist da die bereits mehrfach angesprochene Teamarbeit und das voneinander Lernen. Dann ist das Thema Bewusstseinsbildung zentral: Die Sensibilisierung von Leistungsträger:innen und Mitarbeiter:innen ist ein wichtiger Schritt für nachhaltige Veränderungen. Weiters lohnt es sich, immer wieder neue Perspektiven einzunehmen und über den Tellerrand zu schauen. Als entscheidender Erfolgsfaktor erwies sich darüber hinaus die Unterstützung durch die Geschäftsführung, die ja auch die finanziellen Mittel bereitstellen und für die politischen Rahmenbedingungen sorgen muss. Und schließlich hat sich gezeigt, dass es von Vorteil ist, sich am Beginn auf jene Partner:innen zu fokussieren, die aktiv unterstützen möchten.

Wie geht es jetzt weiter – habt ihr den Nachhaltigkeitsprozess im Burgenland verstetigt?

Wir stehen erst am Anfang und haben in Abstimmung mit dem Land ein vierjähriges Maßnahmenprogramm für die Destinationen fixiert, wovon Teile in das burgenländische Regierungsprogramm übernommen wurden. Darin enthalten sind etwa Kommunikationsmaßnahmen und Bewusstseinsbildung für Gäste, Einheimische und Betriebe, die Entwicklung von Partizipationsformaten, Zertifizierungen von Betrieben und Events, eine Klimastrategie für die Destinationen und vieles andere mehr. Ein zentrales Element im Verstetigungsprozess sind die bereits genannten Nachhaltigkeitsbeiräte der drei Destinationen, um die nachhaltige Entwicklung der Region gezielt zu fördern.

© TVB Südburgenland / Andy Küchenmeister
© Burgenland Tourismus / Birgit Machtinger
© Burgenland Tourismus / Christian Krammer
© Burgenland Toursimus / Tanja Hofer
© TVB Nordburgenland / Maria Hollunder
© Burgenland Tourismus / Birgit Machtinger
© Burgenland Tourismus / stills&emotions

Mit der Rubrik "Nachhaltigkeit in Österreich" möchte die Österreich Werbung bewusst inspirierende Initiativen, Regionen und Betriebe vor den Vorhang holen. Wir gratulieren dem Burgenland zu den Zertifizierungen und wünschen weiterhin viel Erfolg!