Mobilitätsänderungen in den Niederlanden

Mobilitätsänderungen in den Niederlanden

Laut aktueller Studien erwarten 20 % der Niederländer, dass sie in 10 Jahren kein eigenes Auto mehr besitzen.

Ein Beitrag von Veronica Prevo, Tourismusforschung Markt Niederlande

Das Auto bleibt das attraktivste Mobilitätsmittel der Niederländer. In den letzten 10 Jahren hat sich daran nichts geändert. 73 % aller Strecken werden mit dem Auto zurückgelegt. 6,6 Millionen niederländische Staatsbürger besitzen ein Auto. Bei älteren Menschen erhöhte sich die Anzahl der PKW-Besitzer. Bei jungen Erwachsenen ist sie allerdings in den letzten Jahren gesunken. Als Tourismusforscherin für die Österreich Werbung in den Niederlanden beobachte ich diese – und die damit zusammenhängende - Entwicklung selbstverständlich mit großem Interesse. Die Jugend ist ja die Zielgruppe der Zukunft.

Laut aktuellen Studien erwarten 20 % der Niederländer, dass sie in 10 Jahren kein eigenes Auto mehr besitzen. Vor allem junge Menschen im Alter von 18 bis 30 Jahren in den Städten sehen keine Notwendigkeit für ein Auto. Es gibt viele Alternativen, wie zum Beispiel gut organisierte öffentliche Verkehrsmittel, Mietautos oder Car-Sharing. In der Altersgruppe 30-40 nimmt die Automobilität wieder zu (andere Lebensphase), insgesamt ist sie jedoch auch in dieser Gruppe in den letzten 10 Jahren um 4,5 % gesunken. Nur die Gruppe 65+ kauft und verwendet deutlich mehr Autos, nämlich um 7 % mehr als noch vor 10 Jahren. Sollte sich die Haltung zu Autos der Altersgruppe 18-30 in den nächsten Jahren bleibend und grundlegend ändern, dann wird dies auch zu einer insgesamt niedrigeren Automobilität in den Niederlanden führen.

Vor allem das Fahrrad wird noch viel stärker genutzt. Neben dem Auto ist das Fahrrad, das am meist verbreitete Transportmittel. In den Niederlanden gibt es 22 Millionen Fahrräder, das entspricht 1,2 Fahrräder pro Einwohner. Das E-Bike gewinnt immer mehr an Beliebtheit und nicht nur bei älteren Radfahrern! Das Fahrrad wird stark für den Wohn-Arbeitsverkehr eingesetzt. In den letzten Jahren gab es Steuererleichterungen, wenn Arbeitgeber Arbeitnehmer Fahrräder zur Verfügung stellen, mit dem Ziel die Fahrradnutzung noch weiter zu fördern. Ein Viertel der neuverkauften Fahrräder fällt unter die Kategorie „E-Bike“. Ein Zehntel der mit dem Fahrrad zurückgelegten Kilometer wird mit E-Bikes gefahren.

Für Urlaubsreisen ist das Auto weiter das bevorzugte Transportmittel. Sowohl für einen Urlaub im Inland, als auch für Auslandsurlaub. Für längere Urlaubsreisen hat das Auto in den letzten 10 Jahren aber an Beliebtheit verloren, aufgrund des günstigen und vielfältigen Flugangebots. In diesem Zeitraum stieg die Anzahl der Reisen mit dem Flugzeug um ein Drittel. 49 % aller Auslandsurlaubsreisen erfolgen mit dem Auto, 43 % mit dem Flugzeug. Stark rückläufig (minus 37 %) waren in den letzten 10 Jahren die längeren Auslandsurlaubsreisen mit dem Tourenwagen (Wohnwagen, Wohnmobil).

Intelligente & nachhaltige Mobilität
In den Niederlanden sind folgende Trends zu sehen: Ökologisierung, Downsizing von betrieblichen Fahrzeugflotten und privaten Autos, Zunahme an Car Sharing Anbietern, Zunahme an Hybrid- und Elektroautos, starke Nachfrage bei E-Bikes und Zunahme an Pay-as-you-Go Mobilitätsangeboten. Vor allem im urbanen Bereich und bei jüngeren Zielgruppen kommt es zu einer Veränderung der Einstellung zur Mobilität. Das Auto wird immer weniger zum Statussymbol. Individuelle und flexible Mobilitätslösungen und Wahlfreiheit sind gefragt.

Die Wichtigkeit von smarten Mobilitätslösungen und die Kombination von Mobilitätsmöglichkeiten im öffentlichen und im individuellen Bereich nimmt zu.

Beispiel in den Niederlanden: Hopper-Kampagne www.ikbenhopper.nl. Die Website bietet eine Plattform, welche eine Übersicht verschiedener Mobilitätsmöglichkeiten für alle Ortspositionen in den Niederlanden bietet (E-Car Ladestationen, Park&Ride, Car Sharing Anbieter, Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel, Mobilitätskooperationen, Fahrradverleihe,… ). Die Initiative hat das Ziel, smarte Mobilitätslösungen zu fördern, die Mobilität der Bevölkerung zu stärken und komfortabler zu machen. Mein Haushalt besitzt ein Auto, das der Firma meines Freundes gehört. Ich habe nicht vor, ein eigenes Auto zu kaufen, weil ich dies für zu teuer und unnötig halte. Wenn ich das Auto meines Freundes nicht zur Verfügung habe, richte ich mich nach den Öffis oder verwende mein Fahrrad. www.ikbenhopper.nl verwende ich immer öfter. Hier finde ich z.B. in der Nähe meiner Wohnung zwei Personen, die ihr Auto günstig vermieten, sehr hilfreich sollte ich einmal ein Auto benötigen.

Steigende Mobilität älterer Bevölkerungsgruppen
Die niederländische Bevölkerung wird älter. Eine größere Bevölkerungsgruppe bleibt länger mobil, die Statistiken bestätigen: die ältere Generation kauft Autos. Diese Entwicklung hat auch Auswirkung auf das Mobilitätsverhalten in der Freizeit und im Urlaub.

Ich sehe also zum Thema Mobilität Chancen für Österreich bei der 50+-Zielgruppe und eine Herausforderung bei den Jüngeren. Um die Einstellung zur Mobilität im Alltag und im Urlaub der jüngeren Zielgruppe besser zu verstehen, habe ich vor, einige Millenials zum Thema zu befragen. In meinem privaten Umfeld, aber auch über eine niederländische Fachhochschule. Es stehen viele Infoquellen zum Thema Mobilität zu Verfügung, jedoch möchte ich mich lieber direkt an die Zielgruppe richten, um einen tieferen Einblick in dieses Thema/die Sichtweise der Millenials zu bekommen. Dies erleichtert uns, unsere zukünftige Zielgruppe zu verstehen und uns dementsprechend anzupassen.

Quellen:
www.kienonderzoek.nl
www.kimnet.nl
https://www.raivereniging.nl
https://www.rabobankcijfersentrends.nl/index.cfm?action=sector&sector=Mobiliteit
https://www.cbs.nl/nl-nl/publicatie/2016/25/transport-en-mobiliteit-2016
http://www.ikbenhopper.nl/over

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