Interview mit Michael Trestl, Vertriebsvorstand Austrian Airlines

Interview mit Michael Trestl, Chief Commercial Officer bei Austrian Airlines

Dr. Michael Trestl gehört als Chief Commercial Officer (CCO) dem Vorstand von Austrian Airlines an. Wir sprachen mit ihm über den Austrian-Flugplan im Sommer, die Rückkehr der Fernmärkte und worauf die Airline bis zur Einführung des Grünen Passes setzt.

Wie sieht der Flugplan von Austrian diesen Sommer aus?

Trestl: Wir planen bis zum Sommer unser Flugprogramm sukzessive wieder hochzufahren. Dabei werden wir sowohl das Streckenportfolio erweitern als auch die Frequenzdichte erhöhen. Für den Incoming-Tourismus werden wir bereits wieder eine Reihe von attraktiven Übersee-Verbindungen anbieten (z. B. USA, Japan, China). Auch im Kontinentalverkehr werden wir die Strecken in Westeuropa (insb. Deutschland, Niederlande, Belgien, Frankreich etc.) wieder anbieten. Im Sommer nehmen wir auch weitere europäische Ziele in unseren Flugplan auf. Erstmals seit 2009 fliegen wir aktuell auch nach Hannover, ein Flughafen mit großem Einzugsgebiet, was unter anderem für deutsche Urlauberinnen und Urlauber in Österreich interessant sein wird.

Wann rechnen Sie mit der Rückkehr der Fernmärkte?

Wir fliegen bereits aktuell nach China und in die USA. Auch Japan ist in unserem Angebot. Eine Rückkehr zur Normalität im Sinne der Reisefreiheit und auch des daraus folgenden Flugangebots wird nach unserer Einschätzung aber v. a. in Richtung Asien noch länger dauern.

Wie wichtig ist für Austrian Airlines der Grüne Pass?

Die rasche Einführung des Grünen Passes mit EU-einheitlichen Einreisemaßnahmen ist die Voraussetzung für eine Rückkehr zur Reisenormalität.

Noch ist ja nicht klar, wann der Grüne Pass wirklich zur Verfügung steht. Worauf setzt Austrian Airlines in der Zwischenzeit?

Wir wünschen uns verpflichtende Tests statt Quarantäne als einheitliche, europäische Lösung, statt des aktuellen Flickenteppichs an unterschiedlichen Einreisebestimmungen. Das würde unseren Passagieren mehr Verlässlichkeit und Klarheit bieten. Auch wir arbeiten an Lösungen, um die Reise zu erleichtern: Unsere Passagiere auf Flügen nach Deutschland, Griechenland und Spanien haben ab sofort die Möglichkeit, coronabezogene Reisedokumente vorab online hochzuladen und prüfen zu lassen. Der Upload ist freiwillig und bis zu 12 Stunden vor Abflug möglich. Das Ergebnis der Überprüfung wird bis spätestens vier Stunden vor Abflug per E-Mail übermittelt.

Will jemand seinen Flug nicht antreten, können unsere Passagiere zudem flexibel umbuchen. Konkret sieht das so aus: Bucht ein Passagier bis Ende Juli 2021 ein Ticket bei Austrian Airlines kann er oder sie es gebührenfrei umbuchen – unabhängig vom gebuchten Tarif. Diese Regelung gilt für Neubuchungen weltweit bei allen Airlines der Lufthansa Group auf Kurz-, Mittel- und Langstreckenflügen. Auch der Abflugs- und Zielflughafen kann nach Wunsch beliebig gewechselt werden.

Der Grüne Pass ist ja eine Vereinbarung unter EU-Mitgliedsländern. Was könnte auf internationalen Flügen außerhalb der EU ein Ersatz für den Grünen Pass sein?

Die Luftfahrtbranche ist in der digitalen Umsetzung von globalen Lösungen schon recht fortgeschritten. Die Internationale Luftverkehrs-Vereinigung (IATA) hat eine App entwickelt, die Passagieren dabei hilft, alle behördlichen Anforderungen für COVID-19-Tests oder Impfstoffinformationen zu erfüllen. Auch die „Common Pass“-App des Weltwirtschaftsforums, die ähnlich funktioniert, wird bereits auf einigen Flugrouten getestet.