Reisen mit den ÖBB

Die Schweiz - das Land der Bahnfahrweltmeister

Die Schweiz – das Land der Bahnfahrweltmeister

Was ist dran an diesem Mythos? Welche Entwicklungen zum Thema Mobilität gibt es bei den Eidgenossen? Was heißt das für unseren Tourismus?

Ein Beitrag von Philipp Neumüller, ÖW Schweiz

ÖBB Familie im Zug

In keinem anderen Land wird das Streckennetz der Bahn so intensiv genutzt wie in der Schweiz. Jeder Einwohner reist pro Jahr durchschnittlich 53 Mal mit dem Zug und legt dabei – trotz des kleinen Landes – insgesamt über 2.300 Kilometer zurück. Täglich sind eine Million Passagiere unterwegs. Überlandbusse und der hervorragend ausgebaute städtische und ländliche öffentliche Verkehr ergänzen das Bahnangebot.

Beeindruckende Zahlen, die die hohe Mobilität der Schweizer bezeugen. Funktionieren kann das Ganze nur, wenn die Fahrpläne der einzelnen Verkehrsmittel aufeinander abgestimmt sind. Das heißt dann „Taktfahrplan“: viertel-, halbstündlich oder mindestens stündliche Verbindungen mit kurzen Umsteigezeiten – selbst wenn das Ziel die Busendhaltestelle in einem entlegenen Tal in den Schweizer Bergen ist.

Die Beliebtheit und Akzeptanz des öffentlichen Verkehrs (ÖV) zeigen auch die sogenannten Abonnemente: ca. 2,4 Mio. Halbtax- (ähnlich wie die Vorteilscard in Österreich) und 450.000 Generalabo-Besitzer (freie Fahrt bei Kosten von ca. EUR 3.200,- pro Jahr in der zweiten Klasse) zählt die Schweiz. Seit August 2015 werden Abos auf dem „SwissPass“ verlängert, der Dienste wie Mobility Carsharing, PubliBike, SchweizMobil (Tool zur Tourenplanung und –archivierung) und Zugang zu Skigebieten kombiniert. Für Gäste mit Wohnsitz im Ausland gibt’s das „Swiss Travel System“ mit Integration des gesamten ÖVs sowie Zugang zu 480 Museen in der Schweiz.

Mit Blick in die Zukunft schauen die SBB über den Tellerrand. Beim Forschungsprojekt „SBB Green Class“ werden im Jahr 2017 Daten für eine umweltfreundliche, kombinierte Mobilität in der Schweiz gesammelt. Dies in Zusammenarbeit mit BMW (i3), und dem Carsharing-Unternehmen Mobility. Eine Projektteilnahme als „Mobilitätspionier“ kostet ca. EUR 11.000.-.

Stichwort Carsharing: ein großer Profiteur vom Trend der shareconomy im Bereich des privaten Automobilverkehrs ist das Schweizer Unternehmen „Mobility“. Personen in Haushalten ohne eigenes Auto (in den Städten Zürich und Basel ca. 50 %; im Kanton Zürich ca. 25 %) können auf die Flotte von 2.900 Fahrzeugen an 1.460 Standorten in der ganzen Schweiz rund um die Uhr zurückgreifen. 127.300 Kunden tun dies bereits. Mobility setzt besonders auf ökologische Nachhaltigkeit: Das als Genossenschaft organisierte Unternehmen kauft Neuwagen mit niedrigem CO2-Ausstoß, bezieht zu 100 % Ökostrom aus Wasserkraft und kooperiert mit „myclimate – The Climate Protection Partnership„.

Etwas anders funktioniert das System von Sharoo – einem neuen Carsharing-Player am Markt. Hier kann jeder sein eigenes Auto zu vorab fix definierten Stunden- bzw. Kilometersätzen vermieten.

Allgemein wird damit gerechnet, dass die Urlaubsanreise zukünftig mehr mit dem öffentlichen Verkehr, denn mit dem Privatauto erfolgt. Die Gruppe der jungen Leute ohne Führerschein nimmt zu; zugleich gewinnen Angebote für die gepäckslose Anreise an Bedeutung. Jetzt schon bieten die SBB in der Schweiz den „Reisegepäck Tür zu Tür“-Service an. Koffer, Ski, etc. werden dabei zu Hause abgeholt und in die Unterkunft am Urlaubsort gebracht.

Wichtig ist folglich ein funktionierendes Mobilitätskonzept vor Ort. Wie können An- und Abreise so bequem und zugleich nachhaltig wie möglich gestaltet werden? Welche Angebote braucht es während des Aufenthaltes? Wie können einzelne Mobilitätsangebote miteinander vernetzt werden? Antworten auf diese Fragen werden mitentscheidend für den Erfolg einer Tourismusdestination sein.