Die Rückkehr der Fernmärkte

Die Rückkehr der Fernmärkte

Die Reisebeschränkungen zu den USA sind zumindest von europäischer Seite gefallen, eine Erholung der Reisetätigkeit zeichnet sich bereits ab. Bis wir wieder eine nennenswerte Anzahl an Gästen aus Asien oder Australien begrüßen können, wird es dagegen noch
dauern. Ein Status-Update zur langsamen Rückkehr der Fernmärkte. – Ein Beitrag aus bulletin, dem für den Tourismus kostenlosen Fachmagazin der Österreich Werbung.

Das Thermometer steht in den USA auf „Reisefieber“: Die großen Nationalparks mussten in den vergangenen Wochen häufig schon frühmorgens wegen Überfüllung schließen. Die Anzahl der Flüge ist zuletzt rasant gestiegen. Geflogen wird vorerst zwar hauptsächlich innerhalb der USA, bald aber hoffentlich auch vermehrt ins Ausland. Europaweit sind die Beschränkungen für Einreisen aus den USA gelockert, auch nach Österreich können US-Gäste wieder ohne Quarantäne einreisen. Voraussetzung sind die berühmten drei „Gs“ (getestet, geimpft oder genesen).

Unmittelbar eingesetzt hat ein Ansturm von US-Gästen aber nicht. „Für die Sommermonate kamen die Lockerungen eine Spur zu spät“, sagt der für den Markt zuständige Region Manager in der ÖW Michael Gigl. „Für den Herbst und die Wintersaison besteht aber durchaus Grund zu Optimismus“, glaubt Gigl und ergänzt: „Österreich gilt seit langem als sicheres und sauberes Reiseland, ein Imageaspekt, der zukünftig an Bedeutung gewinnen wird.“ Das sind gute Nachrichten für den gebeutelten Städtetourismus, der mehr als jeder andere Sektor auf die zahlungskräftigen US-Gäste angewiesen ist. Insbesondere in Wien sieht man die Entwicklung vorsichtig positiv.

„Die USA als Wiens insgesamt drittstärkster Herkunftsmarkt und aufkommensstärkster Fernmarkt überschritten 2019 erstmals die Grenze von einer Million Nächtigungen. Selbst 2020 waren sie in den Top-10 des Nationen-Mix vertreten“, sagt Norbert Kettner, Geschäftsführer von WienTourismus und Vorsitzender der ARGE Städtetourismus. „Hoffnung gibt, dass der Impffortschritt dort mit dem europäischen vergleichbar ist und die Einreisehürden nach Österreich mit 1. Juli gefallen sind – das gilt im Übrigen auch für den arabischen Raum. Ich gehe davon aus, dass die Reisetätigkeit aus diesen Ländern in der zweiten Jahreshälfte wieder anzieht. Die Region Asia-Pacific wird aus heutiger Sicht länger brauchen“, sagt Kettner.

Asien bitte warten

Das deckt sich mit den Einschätzungen der ÖW-Experten. Zwar hat in Österreichs größtem asiatischen Herkunftsmarkt China die Reisetätigkeit mittlerweile wieder angezogen, allerdings nur innerhalb der Volksrepublik. Auslandsreisen sind Chinesinnen und Chinesen derzeit kaum möglich. Austrian Airlines führt derzeit nur einen Flug pro Woche nach Shanghai durch. „Austrian Airlines wäre jederzeit bereit, weitere Flüge nach China durchzuführen – dies hängt jedoch von den länderspezifischen Bestimmungen ab“, heißt es seitens der Airline.

In der ÖW rechnet man mit einer Rückkehr der touristischen Reisetätigkeit aus China nicht vor dem zweiten Quartal 2022. Wenn es soweit ist, ist Österreich gut aufgestellt. „Der aktuelle Trend hin zu gesünderem Leben und nachhaltigerem Lifestyle hält an und ist besonders bei unserer Zielgruppe sehr beliebt, was Österreich zugutekommen wird“, analysiert Emanuel Lehner-Telič, Region Manager Asien der ÖW.
Ganz ähnlich sieht die Situation in der Region Südostasien aus. Das Bedürfnis nach Reisen ist in der Bevölkerung Thailands, Singapurs, Malaysias und Indonesiens durchaus vorhanden. Allerdings: Aufgrund von Lockdowns beziehungsweise strengen Quarantänebestimmungen in den einzelnen Ländern sind Reisen derzeit selbst im Inland vielfach nur schwer möglich. Auch hier rechnet die ÖW erst im kommenden Jahr mit einer Rückkehr der Reisetätigkeit nach Österreich.

Japan steht zwar schon die längste Zeit auf der Liste sicherer Länder, aus denen eine Einreise nach Österreich im Rahmen der 3-G-Regel ohne Quarantäne möglich ist. Doch die strengen Regeln für die Rückreise – 14 Tage Quarantäne auch bei negativem Corona-Test – machen Auslandsreisen den Japanern de facto unmöglich.

Impfweltmeister VAE  

In den Vereinigten Arabischen Emiraten haben mit Stand Ende Juli knapp 70 Prozent der Bevölkerung eine vollständige Impfung erhalten. Damit haben die VAE sogar den bisherigen Impfweltmeister Israel überholt. Saudi-Arabien hinkt mit seiner Impfkampagne zwar hinterher, steht aber gemeinsam mit Katar auf der Liste sicherer Länder, aus denen Reisende (im Rahmen der 3-G-Regel) ohne Quarantäne einreisen können – aus den VAE ist dies nur vollständig Geimpften möglich. Ganz wichtig: Eine quarantänefreie Rückreise ist für Geimpfte in fast alle Golfstaaten möglich. Tatsächlich trifft man beim Lokalaugenschein in städtischen Fünfsternhotels wieder auf größere Gruppen arabischer Gäste. Die Reisetätigkeit zieht wieder an – wenn auch mit Handbremse.

Weiter Warten heißt es dagegen auf unsere Gäste aus Australien. Das Urlaubsinteresse der Bevölkerung ist zwar weiterhin groß, jedoch ist aufgrund der geschlossenen Grenzen grundsätzlich nicht mit einer baldigen Rückkehr der Reisetätigkeit zu rechnen. Wenn australische Gäste wieder nach Europa kommen – realistischerweise erst im kommenden Jahr – zeichnet sich aber ein erfreulicher Trend ab: Der Wunsch nach längeren Reisen ist groß. Die potenziellen Gäste wollen die Aufenthaltsdauer erhöhen, damit sich die lange Anreise lohnt.