WLAN im Tourismus

WLAN im Tourismus

Der Gast von heute ist multimedial, mit der Welt vernetzt und auch im Urlaub immer wieder online. Welche Anforderungen eine moderne Internet-Infrastruktur erfüllen muss und was sie leisten kann, hat das bu//etin recherchiert.

Was aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken ist, will der Gast auch im Urlaub nicht missen: Smartphones und Tablets sind selbstverständliche Reisebegleiter. Ob im Hotelzimmer, im Gastgarten oder auch mitten im Skigebiet: Die Gäste setzen kabelloses Internet heute als Serviceleistung voraus. Schließlich möchten sie ihre Fotos posten, abends im Hotel die Lieblingsserie schauen – und auch die Nachrichten von daheim gebliebenen Freunden lassen sich die wenigsten entgehen.

ROAMING-AUS – ABER NICHT FÜR ALLE

Die Abschaffung der Roaming-Gebühren innerhalb der EU tut der Bedeutung öffentlicher WLANNetze kaum Abbruch. Für Reisende aus der EU und aus Norwegen, Liechtenstein und Island sind das Telefonieren und das Surfen innerhalb der EU zwar deutlich günstiger geworden, dennoch gibt es Ausnahmen: So gilt die Roamingverordnung nicht für Gäste auf Kreuzfahrtschiffen, Fähren und auch in Flugzeugen. Auch Gäste, die aus den Fernmärkten anreisen, haben weiterhin mit hohen Kosten beim Internetsurfen und Telefonieren zu rechnen. Je nach Tarif kann es sogar zu Roamingzuschlägen kommen, wenn gewisse Datenmengen überschritten werden. Und Gäste mit Tabletcomputern, die keine SIM-Karten haben, sind grundsätzlich auf ein öffentliches WLAN-Netz angewiesen. Wer seinen Gästen eine gute Internet-Infrastruktur bietet, erbringt nicht nur eine Serviceleistung, sondern kann auch auf neue Weise mit den Gästen in Kontakt treten. Bei den meisten Anbietern können die Betriebe beispielsweise ihre eigene Startseite gestalten, auf der sie über aktuelle Veranstaltungen, Angebote und Produkte informieren können.

MIT DER ENTWICKLUNG SCHRITT HALTEN

In den vergangenen Jahren haben Betriebe und Urlaubsregionen bereits umfassend in ihre Internet-Infrastruktur investiert. Doch mit den Bedürfnissen der Gäste mitzuhalten, ist nicht einfach, denn das Nutzungsverhalten ist einem konstanten Wandel unterworfen. Der Traffic und der Datenverbrauch an den Hotspots wachsen rasant an. „Wir bemerken von Jahr zu Jahr konstante Steigerungen, die nicht allein auf unseren kontinuierlichen Netzausbau zurückzuführen sind. Auch die Datenmengen und die Verweildauer nehmen pro Hotspot zu. Ein klares Zeichen, dass Netflix und Co immer mehr an Bedeutung gewinnen“, so die Beobachtungen von Alexander Szlezak, Geschäftsführer des ITUnternehmens Unwired Networks. Laut „RTR Telekom Monitor Jahresbericht 2016“ wurden im vergangenen Jahr 571.480 Terabyte verbraucht, das sind fast doppelt so viele wie 2015. Dieser Entwicklung ist die technische Infrastruktur in vielen Regionen nicht gewachsen: Rund 40 Prozent der österreichischen Haushalte haben nur eine Internetgeschwindigkeit von zwei bis zehn MBit/s zur Verfügung. Das soll sich ändern: Mit der im Juli 2014 beschlossenen Breitbandmilliarde setzt sich das bmvit zum Ziel, bis 2020 nahezu alle Haushalte in Österreich mit schnellem Internet zu versorgen. Mehr als 200 Mio. Euro davon wurden bereits vergeben.

DATENSAMMELN ERSCHWERT

Viele Betreiber nutzen die Startseite, um vor dem Log-in Daten über die Nutzer zu gewinnen – etwa Namen und Mailadressen. Das Sammeln dieser Informationen und deren Nutzung würden durch die neue EU-Datenschutz- Grundverordnung deutlich erschwert, erläutert Wolfgang Krivanek, Geschäftsführer von Freewave. Denn die neuen Regelungen, die im Mai 2018 in Kraft treten, erlauben die Verarbeitung von Daten nur nach ausdrücklicher Einwilligung durch den Nutzer. Das bedeutet auch, dass genau aufgeschlüsselt werden muss, wofür die Daten verwendet werden. So entstünden Zugangsbarrieren, die den Gast davon abhalten könnten, ins Netz einzusteigen, erklärt Krivanek. An den rund 700 Hotspots von Freewave in Österreich kommen die Nutzer daher mit einem Klick online, ohne Angaben machen zu müssen.

EINE PLATTFORM, VIELE MÖGLICHKEITEN

Ein hochwertiges WLAN-Netz bietet mehr als den Internetzugang für den Gast, wie innovative Projekte deutlich machen. In Ellmau in Tirol bildet der Ausbau des Glasfaser-Internets im ganzen Ort die Grundlage für zahlreiche weitere Maßnahmen. Basierend auf dieser Infrastruktur wurde in Zusammenarbeit mit dem auf Tourismus spezialisierten IT-Anbieter Goingsoft ein innovatives Informationsprojekt entwickelt, das Infos und Angebote für Gäste und Einheimische auf einer zentralen Plattform verknüpft. Diese Inhalte können über alle öffentlichen WLAN-Hotspots, aber auch über das Gäste-WLAN in den Betrieben sowie an digitalen Infoscreens, auf abgesicherten Tablets und auch am Hotel- Fernseher bereitgestellt werden. Der Ortsobmann des Tourismusverbandes in Ellmau, Peter Landlinger, verspricht sich dadurch Mehrwert für den Urlauber, aber auch professionelle Unterstützung für alle Vermieter: „Jeder Beherbergungsbetrieb kann kostenlos auf unseren Informationspool zugreifen und diesen über sein eigenes WLAN den Gästen zur Verfügung stellen.“

VERNETZT IN DEN BERGEN

Auch die regionalen Bergbahnen nutzen das WLAN als Basis für die Kommunikation mit dem Gast: Allein in der vergangenen Wintersaison verzeichneten die Bahnen 125.000 Seitenzugriffe auf ihrer Landingpage bei der WLAN-Anmeldung. „Ein riesiges Potenzial, das die Bergbahnen für die Bewerbung der Angebote, der Gastronomiebetriebe und der Veranstaltungen nutzen“, so Bernhard Exenberger, Marketingleiter der Bergbahnen Ellmau-Going. Speziell für Wander- und Skigebiete entwickelte LOOP21 gemeinsam mit dem Erlebnisraumgestalter Input das Produkt „Mountainment“, das beispielsweise in Sölden im Einsatz ist. Als Marketinginstrument ermöglicht das Produkt die Kommunikation zwischen Gast und Betreiber in Echtzeit: Der Besucher wird über WLAN geortet und erhält Infos zum aktuellen Standort, Unterhaltungsangebote, Wetter, aber auch aktuelle Informationen etwa bei Pistensperren. Dass sich auf Basis von WLANHotspots auch besondere Überraschungsmomente schaffen lassen, zeigt sich auf der Schmittenhöhe im Skigebiet Zell am See-Kaprun: Dort können die Wintersportler dank WLAN in der Gondel auf ihren Handys ihre persönlichen Lieblingslieder über die digitale Jukebox auswählen und während der zehnminütigen Fahrt hören.


Gästebefragung T-MONA wird digital

Mit Herbst 2017 eröffnet T-MONA, die Gästebefragung der Österreich Werbung in Kooperation mit allen Landestourismusorganisationen, der Branche neue Zugänge, um die Gäste zu erreichen: Die Befragung kann auf der Einstiegsseite des öffentlichen WLAN oder auf den vorhandenen B2C-Onlinekanälen der touristischen Player eingebettet werden. Der Fragebogen – übrigens in 20 Sprachen verfügbar – ist durch intelligente Filterung noch benutzerfreundlicher auszufüllen. Die digitale Umsetzung ermöglicht ein zeitnahes und effizientes Monitoring, unter anderem über Entscheidungswege, Reiseverhalten, Urlaubsausgaben, Struktur und Zufriedenheit der Gäste. So werden wertvolle Daten für die Branche gesammelt, die später bei der Produkt- und Standortentwicklung, aber auch beim Marketing und Vertrieb hilfreich sind.