Generation Global

Generation Global

In seinem neuen Report widmet sich das Zukunftsinstitut der „Generation Global“, einer jungen Generation an Kosmopoliten, die global denkt und neue Wertvorstellungen mitbringt.

Die sind jung, mit der Welt vernetzt und stellen die globalen Probleme vor die eigenen: Eine wachsende Gruppe von Menschen zählt sich zur „Generation Global“. Sie treibt den Wandlungsprozess hin zu einer vernetzten Welt mit neuen Werthaltungen und neuen Lebenszielen voran. Die jungen Kosmopoliten sehen sich selbst als Pioniere auf dem Weg in die digitale Zukunft, in der Nationen als Organisationseinheiten an Bedeutung verlieren und die Gemeinschaft neue Ausprägungen erfährt. Hier ein Überblick über die Merkmale, die diese neue Generation auszeichnen.

GEMEINSCHAFT WERTVOLL

Viele blickten mit Sorge auf diese von den Digital Natives geprägte Generation, geboren nach 1980, die sich in irrealen virtuellen Welten zu verlieren schien. Prophezeit wurde der schleichende Verfall von sozialen Bindungen und Werten. Jetzt wird die erste Generation der Digital Natives erwachsen – und die befürchteten Horrorszenarien bleiben aus. Weder hat Tinder die Wertigkeit von Paarbeziehungen gemindert, noch werden Facebook, WhatsApp und Snapchat dazu genutzt, um in virtuelle Beziehungen abzudriften. Im Gegenteil: Sie werden hauptsächlich dazu genutzt, um reale Freundschaften zu pflegen und die Freizeitplanung zu erleichtern. Gemeinschaft und gesellschaftliche Verantwortung werden nicht etwa unwichtiger, sie gewinnen sogar an Bedeutung – online wie offline.

POLITIK NEU DENKEN

Auch das politische Denken der jungen Menschen unterscheidet sich von jenem ihrer Vorfahren: Das politische Rechts oder Links ist angesichts einer globalisierten Welt für die neue Generation nicht mehr wichtig. Die großen Probleme der Zeit sind ohne vernetztes Denken und transnationales Handeln nicht lösbar. Die Pole, um die es heute geht, spannen sich eher zwischen „globalisiert“ und „national“ als zwischen links und rechts. Dabei sind die jungen Menschen durchaus aktiv und beziehen Stellung zur Flüchtlingskrise oder zur Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der USA – nur eben nicht in Parteien, Gewerkschaften oder Kirchen.

SELBSTVERSTÄNDLICH UNTERWEGS

Beim Reisen die Welt zu entdecken, ist für die „Generation Global“ selbstverständlich und Teil eines neuen Statusdenkens. Denn ein zentraler Faktor für die Selbstwahrnehmung der „Generation Global“ als Weltbürger ist ihre steigende Mobilität. Viele haben mit Anfang 20 schon mehr von der Welt gesehen als ihre Großeltern in ihrem ganzen Leben. Und: Wer viel reist, reflektiert die eigene Sozialisation – und erkennt das eigene, verbindende Element im Fremden.   

NEUE STATUSSYMBOLE

Finanzielle Stärke und alte Statussymbole wie teure Autos verlieren an Bedeutung: Für die neue Generation hat Fair Trade einen höheren Stellenwert als Louis Vuitton, das Fahrrad ist angesehener als das Auto. Besaß Mitte der 1990er-Jahre noch rund die Hälfte der 18- bis 19-Jährigen einen eigenen Pkw, ist es heute nur noch ein Viertel. Auch die Anzahl der Menschen, die einen Führerschein machen, verringert sich von Jahr zu Jahr.

TEILEN STATT BESITZEN

Sharing-Angebote sind bei den jungen Kosmopoliten gefragt: Sie tauschen, teilen und leihen – von Kleidung über Betten bis hin zu Autos. Geteilt werden deshalb selbstverständlich auch die Sorgen. Globale Probleme wie Terror und Umweltverschmutzung bereiten Jugendlichen inzwischen mehr Kopfzerbrechen als persönliche Probleme, die mit Ausbildung, finanzieller Situation oder Gesundheit verbunden sind. Das geht aus der aktuellen Shell-Studie hervor. Noch vor 20 Jahren war das umgekehrt: Damals machte sich die Jugend eher Gedanken um Drogenprobleme und Arbeitslosigkeit. Die Studienergebnisse spiegeln die Erfahrungen der Kosmopoliten wider: Ob 9/11, Fukushima oder die Terroranschläge jüngster Zeit – diese Ereignisse gelten als prägend und schweißen die sonst heterogene Generation zusammen. Ob soziale Netzwerke, neue Dienstleistungsplattformen, innovative „App-Gemeinschaften“ oder Dauer-Communitys: Die Aktivitäten der „Generation Global“ entstehen unabhängig voneinander in verschiedensten Ausprägungen und in unterschiedlichsten Teilen der Welt. Die oft hyperlokalen Projekte und Initiativen sind somit Ausdruck einer neuen Klasse von Weltbürgern mit bewundernswerten altruistischen Werten. Denn die heranwachsende „Generation Global“ nimmt den Planeten als ihr Zuhause ernst und versteht globale Belange wie Klimaschutz und Umweltverschmutzung als ihre eigenen. Diese neue Denkweise kann zur einenden Kraft werden, die die Menschen durch Werte statt durch Ethnizität, Geschlecht, Klasse, Religion oder politische Position verbindet.