Vom Optimieren profitieren

Vom Optimieren profitieren

In den letzten zehn Jahren ist der Energieverbrauch in der Hotellerie und Gastronomie kontinuierlich angestiegen. Diese Entwicklung kostet nicht nur Geld, sondern geht auch zulasten der Umwelt. Lesen Sie hier, wo die größten Einsparungspotenziale liegen.

Der Tourismus ist eine energieintensive Branche. Der größte Anteil des Energieverbrauchs entfällt laut der Welttourismusorganisation UNWTO auf den Transportsektor, insbesondere auf den Flugverkehr, auf Kreuzfahrtschiffe und den Individualverkehr. Doch auch touristische Betriebe wie Hotels und Gasthäuser haben einen sehr hohen Energiebedarf, z. B. für Lüftungs- und Klimaanlagen, Heizung und Warmwasser, Beleuchtung, Fernseher und Minibars oder im Wellnessbereich. Hotelbetriebe geben heute im Durchschnitt fünf Prozent ihres Umsatzes für Energie aus, wie der vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (BMWFW) herausgegebene Leitfaden „Energiemanagement in der Hotellerie und Gastronomie“ deutlich macht.

Energiesparen bedeutet, unnötig eingesetzte Ressourcen zu erkennen und zu vermeiden. Dieser Prozess muss nicht unbedingt mit Verlust an Komfort oder mit hohen Kosten verbunden sein. Viele kleine Maßnahmen, die in Summe beachtliche Einsparungen bringen, können einfach umgesetzt und auch von den Mitarbeitern und Gästen unterstützt werden. Auch beim umweltbewussten Besucher sind Energiesparmaßnahmen gern gesehen. Denn Reiseentscheidungen werden in Zukunft noch mehr von nachhaltigem Wirtschaften und dem Einsatz von erneuerbaren Energien beeinflusst sein. Seit 2014 ist das Bundes-Energieeffizienzgesetz (EEffG) in Kraft, das in Österreich bis zum Jahr 2020 die Energieeffizienz um 20 Prozent im Vergleich zum Referenzjahr 2005 verbessern soll. Ziel des EEffG ist es unter anderem, dass sich Energie verbrauchende Unternehmen mit dem eigenen Einsparungspotenzial auseinandersetzen. Eine gesetzliche Verpflichtung zur Einführung eines Energiemanagementsystems oder zur Durchführung eines Energieaudits hängt von der Größe des Unternehmens ab und besteht nicht für kleine und mittlere Unternehmen (KMU).

INTELLIGENT WÄRMEN UND KÜHLEN

Ob ein Hotel- und Gastronomiebetrieb energieeffizient ist, hängt etwa vom Gebäude, von der Heizung und Klimatisierung und von betrieblichen Prozessen ab. Um Wärmekosten zu senken, muss die Gebäudehülle gut gedämmt sein – besonders bei der obersten Geschoßdecke, den Fenstern und den Außenwänden. Häufig geht Wärme auch über Balkone und Deckenanschlüsse verloren. Für passive Heizung und Raumbelüftung lässt sich die Kraft der Sonne einsetzen. Außerdem lassen sich interne Wärmequellen anzapfen: Geräte und Personen erzeugen Wärme, die aus der Abluft zurückgewonnen werden kann. Je nach Situation lohnt es sich auch, auf erneuerbare Energie etwa aus Biomasse zu setzen, Fotovoltaikanlagen zu installieren und eine Wärmepumpe einzusetzen. Kleine Maßnahmen wie Türschließer und Windfänge können dabei helfen, die Wärme dort zu behalten, wo sie benötigt wird. Für die Kühlung im Sommer gilt: Jene Wärme, die erst gar nicht in den Raum eindringt, muss auch nicht aufwendig über Kühlanlagen abtransportiert werden. Unter anderem können das Heizungs-, das Lüftungs- und das Beleuchtungssystem ebenfalls mit dem Schlüsselkartenhalter oder Kontakt verbunden und damit sinnvoll geregelt werden.

POTENZIAL IM LAUFENDEN BETRIEB

Vom Gast meist unbemerkt laufen in einem Hotel- und Gastronomiebetrieb zahlreiche Prozesse ab, die Energie kosten. Das fängt schon bei der Kühlung an: Hier empfiehlt es sich etwa, die Kühlgeräte vor Sonnenlicht zu schützen und warme Speisen auskühlen zu lassen, bevor sie in den Kühlschrank kommen. Bei zentralen Kühlanlagen ist oft schon der Austausch einzelner Komponenten wie der Dichtungen sinnvoll. Häufig wird die Abwärme von Großkühlanlagen ins Freie abgeführt, obwohl sie durch überschaubare Umbauten über Wärmetauscher etwa für die Vorwärmung von Warmwasser verwendet werden könnte. Offene Kühlvitrinen sollten ebenso vermieden werden wie die Minibars auf den Zimmern. Ein besonders großer „Energiefresser“ ist der Wellnessbereich. Klar geregelte Betriebszeiten können hier Abhilfe schaffen. Außerdem ist es sinnvoll, in den Bereichen mit großem Energieverbrauch eigene Zähler für Wärme und Wasser einzubauen und diese in die Gebäudeleittechnik zu implementieren. Dadurch erhält man sehr genaue Daten, in welchen Bereichen wie viel Energie verbraucht wird. In puncto Beleuchtung lohnt es sich, Bewegungsmelder zu installieren und mit einer hellen Raumgestaltung das Tageslicht bestmöglich zu nutzen.

GARANTIERT EFFIZIENT

Immer mehr Häuser lassen sich ihre Bemühungen im Bereich Energieeffizienz von einem Zertifikat bescheinigen, das in der Vermarktung Vorteile bringt. In Österreich ist „klimaaktiv“ das verbreitetste Gütesiegel für Gebäude. Das Österreichische Umweltzeichen ist ein Muss-Kriterium zur Erlangung des Gebäudestandards „klimaaktiv Gold“. Weltweit am weitesten verbreitet ist die in Großbritannien entwickelte Zertifizierungsmethode für Gebäude „Building Research Establishment Environmental Assessment Method (BREEAM)“.

AKTEURE EINBINDEN

Die Weichenstellung für ein effizientes Energiemanagement erfolgt bei Neuplanungen ebenso wie bei bestehenden Gebäuden bereits in der sehr frühen Planungsphase. Als entscheidendes Instrument hat sich hier der integrale Planungsansatz erwiesen, der auf die frühzeitige Einbindung aller am Projekt beteiligten Akteure setzt. Dazu zählen neben dem Bauherrn, dem Projektentwickler, dem Architekten und dem Energieberater zum Beispiel auch Behörden. Auch die Mitarbeiter sind ein wichtiger Faktor, um energieeffizient zu wirtschaften. Durch die tägliche Arbeit im Gebäude haben sie oft auch Ideen zur Effizienzsteigerung und Prozessoptimierung und können die Praxistauglichkeit von Maßnahmen beurteilen. Eine Zusammenstellung und eine Beschreibung der Verantwortlichkeiten auf einer für alle zugänglichen Liste helfen bei der Umsetzung. Und werden die Ziele erreicht, sollten die Mitarbeiter für ihr Mitwirken auch belohnt werden. Die Gäste tendieren dazu, im Urlaub mehr Energie zu verbrauchen als zu Hause: Das Licht wird nicht abgeschaltet, das Wasser laufen gelassen etc. Hier ist Bewusstseinsbildung gefragt. Betriebe sollten auf der Homepage des Betriebs, aber auch in der Infomappe auf dem Zimmer und in gemeinschaftlich genutzten Räumen auf ihre Bemühungen in Sachen Energie aufmerksam machen. Energiespartipps können Besucher dazu motivieren, die nachhaltigen Anliegen des Betriebs mitzutragen.

LEITFADEN MIT GROBCHECK

Der vom BMWFW entwickelte Leitfaden bietet Hoteliers und Gastronomen die Möglichkeit, mithilfe eines Grobchecks die aktuelle Energiesituation ihres Hauses zu bestimmen. Anhand eines Bewertungsschemas lassen sich die erzielbare Energieeinsparung und der Zeit und Kostenaufwand abschätzen.