Nahtlos in Bewegung

Nahtlos in Bewegung

Die Überbrückung der „letzten Meile“, also des Wegs vom Bahnhof bzw. von der Bushaltestelle zum eigentlichen Urlaubsziel, spielt für die Wahl des Verkehrsmittels im Urlaub eine entscheidende Rolle. Österreich verfügt über ein dichtes Bus- und Bahnnetz, das auch aus dem Ausland eine komfortable und leistbare Anreise ohne den eigenen Pkw ermöglicht.

Die Mobilitätskette bis zur Unterkunft bzw. zum Ausflugsziel zu schließen, darin liegt die große Herausforderung. Doch besonders die strukturellen Bedingungen dieser „letzten Meile“ beeinflussen oft die Verkehrsmittelwahl der ganzen Reise. Wenn die Überwindung der letzten Meile nicht entsprechend der Gästebedürfnisse unkompliziert und sicher gewährleistet werden kann, fällt die Wahl der Urlauber in der Regel auf den Pkw. Um den Gästen nahtlose Mobilität bieten zu können, haben sich Österreichs Touristiker einiges einfallen lassen. Die Auswahl reicht von regionalen Buslinien über Carsharing-Angebote an den Haltestellen bis hin zu Shuttleservices, die Hoteliers und Tourismusverbände ihren Gästen zur Verfügung stellen.

VOM TERMINAL ZUR HOTELTÜR

Gäste des Chaletdorfs Priesteregg in Leogang beispielsweise reisen bequem mit dem „Holiday Shuttle“ von den Flughäfen Salzburg und München bis zur Unterkunft an. „Holiday Shuttle“ ist eine Kooperation von Taxiunternehmern aus Saalfelden, die mit Hoteliers aus der Region zusammenarbeiten – die Taxis fahren neben Saalfelden- Leogang auch Ziele in Zell am See-Kaprun und in Fieberbrunn an. Der Shuttle fährt sechsmal täglich an 365 Tagen im Jahr und ist bis zu zwölf Stunden im Voraus buchbar. Wer besonders exklusiv reisen möchte, kann bei Holiday Shuttle auch einen Helikopter buchen. Um den Gästen im Winter den Weg ins Skigebiet zu erleichtern, bietet das Bergdorf Priesteregg in Kooperation mit BMW auch die Möglichkeit, sich kostenlos ins Skigebiet chauffieren zu lassen. Ein Vorzeigeprojekt für lückenlose öffentliche Mobilität zum Urlaubsort ist auch das Bahnhof-Shuttle des Tourismusverbands Wilder Kaiser. Gäste können den Transfer bis zu 48 Stunden vor der Anreise buchen und werden dann vom Bahnhof in Kufstein abgeholt und direkt zur Unterkunft gebracht. Das Service wird gut angenommen: Schon im ersten Jahr nach der Einführung des Angebots ist das Fahrgastaufkommen um 50 Prozent gestiegen.

TOURISTISCHE MOBILITÄTSZENTRALE

Über den Mobilitätspreis des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) durfte sich heuer das Mobilitätsprojekt „Touristische Mobilitätszentrale Kärnten“ freuen. Unter der Leitung der Region Villach hat sich eine Reihe von Urlaubsregionen zum Ziel gesetzt, Kärnten als „sanft mobile“ Urlaubsdestination zu etablieren. Die Touristische Mobilitätszentrale Kärnten beschäftigt drei Vollzeitmitarbeiter, die Gäste und Einheimische seit April in puncto Mobilität beraten. Ein bundeslandweites Bahnhofshuttle-Angebot wurde im Sommer 2017 in Betrieb genommen und bringt die Gäste kostengünstig vom überregionalen Bahnhof zu ihrem Ziel. Um die Umwelt zu schonen, steht die sinnvolle Bündelung von Einzelfahrten zu großen Gesamtfahrten im Vordergrund. Gezieltes Marketing in Kooperation mit der Kärnten Werbung, den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) und der Deutschen Bahn (DB) soll die Vorteile einer Bahnbzw. Fernbusanreise hervorheben, um neue Kunden anzusprechen. In den ersten Monaten sei das Angebot von den Gästen bereits gut angenommen worden, erzählt Markus Reisner, Projektleiter der Touristischen Mobilitätszentrale Kärnten bei Region Villach Tourismus. Insgesamt haben sich die Projektverantwortlichen zum Ziel gesetzt, 50.000 Personen pro Saison zu transportieren.

INFORMATION ALS BASIS

Um alternative Verkehrsmittel attraktiv zu machen, spielen Informationen eine Schlüsselrolle. Nur zuverlässige und einfach zugängliche Informationen können den Besuchern die Gewissheit geben, sicher und komfortabel ans Ziel zu kommen. Zahlreiche Destinationen, darunter auch die Region TirolWest, bieten online umfassende Auskunft über ihr Mobilitätsangebot. Auf der eigenen Mobilitätsplattform www.mobil.tirolwest.at informieren sich die Gäste schon zu Hause über die Möglichkeiten vor Ort und holen sich Tipps für eine klimafreundliche Anreise. Über die Fahrplanabfrage lassen sich die Nutzer den kürzesten Weg aus Ländern auf der ganzen Welt nach Tirol anzeigen.

„MOBILITY AS A SERVICE“

Integrierte Angebote, die auch eine durchdachte Gepäckslogistik anbieten, seien gerade im Winter essenziell, um eine öffentliche Anreise für den Gast attraktiv zu machen, ist Romain Molitor überzeugt. Der Experte vom Verkehrsplanungsbüro komobile, der kürzlich bei der 10. Mostviertler Nachhaltigkeitskonferenz in Wieselburg referierte, empfiehlt Touristikern, unter dem Motto „Mobility as a Service“ integrierte Angebote zu schnüren. Der Gast solle die Möglichkeit haben, zentral und in einem Schritt eine umfassende Information über die gesamte multimodale Mobilitätskette zu erhalten und alle Teilabschnitte auf einmal zu buchen. Für den öffentlichen Verkehr vor Ort empfiehlt Molitor, das öffentliche Verkehrsangebot mit Sharing-Modellen zu kombinieren oder auch Fahrradtaxis wie in Großstädten einzusetzen. Ganz wichtig seien auch Angebote für Einheimische, damit auch sie von den Angeboten profitieren könnten. So könnten etwa Schulbusse mit Wander- und Skibussen kombiniert bzw. ergänzt werden. Mit bedarfsorientiertem Verkehr über Taxis, Shuttles und Carsharing könnten Touristiker auch am späteren Abend eine Mobilitätsgarantie abgeben – das sei gerade im Tourismus wichtig.

MIT DEN ÖFFIS AUF DIE PISTE

Auch Gäste, die mit dem eigenen PKW anreisen, stellen diesen gerne am Urlaubsort ab und nutzen das Mobilitätsangebot vor Ort. Im Winter kommt dabei der Nutzung des Skibusses, die in den meisten Destinationen im Preis des Skitickets inkludiert ist, eine zentrale Bedeutung zu. Auch bei den Skibussen setzen die Destinationen auf nachhaltige Angebote. Leise, umweltfreundlich und sehr komfortabel erweist sich beispielsweise das neue Mitglied der Planai-Busflotte: ein EAutobus, der auf den Hauptlinien in und um Schladming sowie zwischen Hauser Kaibling und Reiteralm im Einsatz ist. Und immer häufiger entlasten auch zusätzliche Bergbahnen den Verkehr in den Wintersportorten. Etwa im autofreien Skidorf Serfaus, wo Gäste mit der U-Bahn auf die Pisten kommen, oder in Lech-Zürs: Hier verkehrt seit dem Vorjahr die neue Flexenbahn zwischen Zürs und Stuben/Rauz und ersetzt rund hundert Skibus- Fahrten.