Mondsee

Bauernladen-Geschäftsführer Markus Bauer im Interview

Regionalität als Weg aus der Krise

Während des Lockdowns haben sich zwei Erfolgsfaktoren für heimische Produktionsbetriebe herauskristallisiert: Regionalität – und ein funktionierender Onlineshop. Ein Interview mit Bauernladen.at-Geschäftsführer Markus Bauer.

Hohe Qualität, Regionalität, hergestellt in Österreich: Bauernladen.at ist ein Online-Marktplatz für regionale Produkte. Mehrheitlich Lebensmittel, aber auch Handwerksprodukte. Die Plattform vernetzt Konsumenten und Produzenten und das überaus erfolgreich. Just während des Lockdowns verzeichnete die Plattform einen regen Zulauf, sowohl kunden- als auch anbieterseitig. Wir reden mit Geschäftsführer Markus Bauer über die Erfolgsfaktoren in der Krise.

Wie hat sich der Lockdown auf Bauernladen.at ausgewirkt?

Binnen einer Woche haben sich die Transaktionen auf unserer Plattform vervierfacht. Infolgedessen kamen auch viele neue Produzenten hinzu, die gemerkt haben, wie wichtig der Online-Verkauf sein kann. Einige Produkte waren schnell ausverkauft und die Produzenten hatten Schwierigkeiten mit den Bestellungen hinterher zu kommen, was wirtschaftlich natürlich sehr gut für die Betriebe war.

Langsam normalisiert sich das Leben wieder. Wie schaut es heute mit dem Bestellvolumen aus?

Offenbar war das Ganze nicht nur ein Strohfeuer, sondern es scheint sich in den Menschen etwas verändert zu haben. Seit der Krise kamen laufend neue Angebote und Anbieter hinzu. Auch das Konsumentenverhalten ist ähnlich geblieben. Es ist klar, dass Plattformen wie unsere nicht für den Einkauf des täglichen Bedarfs gedacht sind. Das ist auch nicht der Fokus. Es geht um hohe und gute Qualität direkt aus Österreich, die sich nachverfolgen lässt und dass wir auch wieder lernen, die Arbeit und den Aufwand, der hinter den Produkten steckt, zu wertzuschätzen.

Können Sie uns das Konzept hinter Bauernladen.at näher beschreiben?

Das Konzept besteht im Wesentlichen aus drei Säulen. Die erste Säule ist das breite Angebot, das wir präsentieren. Derzeit haben wir über 1.100 österreichische Betriebe, die sich auf Bauernladen.at präsentieren. Im Gegensatz zu anderen Online-Plattformen können die Anbieter ihre Angebote bei uns kostenfrei einstellen. So stellen wir den Konsumenten eine große Palette an Produkten aus der Region vor. Die zweite Säule ist unser redaktionelles Angebot. Das interessierte Publikum kann sich jeden Tag rund um den Themenbereich Lebensmittel, deren Herstellung und Anwendung informieren. Die dritte Säule des Konzepts ist der „Gut-Schein“, ein Wertgutschein, der über die Webseite gekauft werden kann. Er kann entweder auf der Plattform oder direkt beim Produzenten eingelöst werden.

Welche Produkte sind gefragt?

Wein, Spirituosen und Biersorten gehen sehr gut. Haltbare Lebensmittel, also alles was in Gläsern verpackt ist, wie Marmeladen, Kraut usw. und auch Frischfleisch sind gefragt.

Welche Kriterien müssen die Anbieter auf Ihrer Plattform erfüllen?

Der Anbieter muss ein österreichischer Betrieb sein, bzw. er muss ein Gewerbe in Österreich haben und Produkte vertreiben, die einen landwirtschaftlichen Bezug haben. Das sind nicht nur Lebensmittel und Getränke, sondern auch handwerkliche- und kunsthandwerkliche Produkte. Auf der Plattform selbst steht auch, dass „Bio“ nicht unbedingt ein Kriterium ist, um die Ware vertreiben zu dürfen. Bio ist nur eine – sehr gute – Produkteigenschaft von vielen. Wir möchten das Angebot so wenig wie möglich einschränken, um die volle Bandbreite des regionalen Marktes zeigen zu können. Anstatt das Warensortiment zu beschränken, setzen wir auf Aufklärung.

Wie sieht diese Aufklärung aus?

Eines unserer Grundwerte ist „Wissen wo es herkommt“ und das versuchen wir auch bestmöglich auf der Plattform umzusetzen. Die Angebote sind nach vielen Parametern eingegliedert. Ist das Produkt verpackungsfrei? Sind die Lebensmittel geschnitten? Ist es Bio? – Nur um ein paar Beispiele zu nennen. Die Anbieter müssen alle Informationen zu Zutaten und Herstellungsweise angeben. Als Käufer kann man viele der Erzeuger direkt besuchen und sich ein Bild vor Ort machen. Wir setzen auf Eigenverantwortung.

Welchen Mehrwert kann Ihre Plattform Gastronomie- oder Hotelbetrieben bieten?

Zum einen lernen mehr potenzielle Kunden das Angebot kennen. Die Unternehmen können ihre Angebote bei uns vorstellen und sind im Gegenzug verpflichtet, unseren Gutschein als Zahlungsmittel anzunehmen. Dadurch werden Konsumenten animiert, dort auch einzukehren. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn Kunden zum Produzenten fahren um einzukaufen und dies mit dem Besuch eines Gastbetriebs oder gar mit einer Übernachtung verknüpfen. Wir sehen die Plattform nicht nur als einen Absatzmarkt für Produkte, sondern auch als Möglichkeit touristischer Vernetzungen. Wir möchten den Leuten Impulse geben: Fahrt aufs Land, kauft bei regionalen Anbietern ein und lernt die Gegend neu kennen!