Von Österreichern und jenen, die gerne zu ihnen reisen

Von Österreichern und jenen, die gerne zu ihnen reisen

Was ist es, das so viele Schweizer in ihr Nachbarland reisen lässt? Dank jahrelanger Marktkenntnis und repräsentativer Tourismusforschung hat die ÖW in der Schweiz die Antwort auf diese Frage. Und so viel sei an dieser Stelle bereits verraten: Die Berge oder die touristische Infrastruktur sind es nicht.

Am blauen Himmel über Andelsbuch türmen sich die Wolken auf. Obwohl der Wetterbericht einen goldenen Herbsttag versprochen hat, kündigt sich Regen an. Vor uns liegen noch gute eineinhalb Stunden Fussmarsch. Unsere Schritte werden schneller und die Regenwolken scheinen sich ein Wettrennen mit uns zu liefern. Und sie gewinnen. Die ersten Tropfen fallen und wir halten Ausschau nach einem Unterstand. In der Ferne erblicken eine Holzhütte. Wie kleine Kinder rennen wir querfeldein durch den Regen. Geschafft! Wir haben es uns gerade unter dem Vordach gemütlich gemacht, als Gerhard um die Ecke kommt. Mit einem freundlichen „Hoi. Wia gohts?“ grüsst er uns und keine fünf Minuten später wissen wir, mit wem wir es hier zu tun haben. Ihm gehört die Hütte bzw. dieser Vorsäss wie es korrekterweise im Bregenzerwald heisst. Er ist leidenschaftlicher Bauer, arbeitet in einer Tischlerei im Ort und war nur kurz hier oben, um nach dem Rechten zu sehen. Angesteckt von dieser herzlichen Offenheit erzählen wir bereitwillig, wer wir sind, in welchem Hotel wir untergebracht sind und dass uns der Regen während unserer Wanderung überrascht hat. Ehe wir uns versehen, steigen wir in den in die Jahre gekommenen Geländewagen und werden zu unserem Hotel mitgenommen. Liege sowieso auf seinem Weg. Dankbar und erheitert von dieser herzlichen Begegnung lassen wir diesen Tag in den Bergen gemütlich ausklingen.

Unerwartete Begegnungen, spontane Aktivitäten und das Eintauchen in eine unbeschwerte Lebenswelt. Genau solche Ferienerlebnisse sind es, die die Österreichferien für Schweizer so besonders machen. Eine ganz wichtige Erkenntnis: Die Schweizer besuchen eigentlich sehr gerne die Österreicher/-innen, nicht nur Österreich.

Das hat auch damit zu tun, dass die Schweizer nicht unbedingt das Bedürfnis haben, aus ihrem Alltag ausbrechen zu müssen. Ihr Leben verläuft gut strukturiert und in geordneten Bahnen. Sie schätzen es jedoch, sich – zumindest hin und wieder – eine kleine Auszeit aus der Perfektion zu gönnen und das Leben ein wenig lockerer und mit einem Augenzwinkern zu nehmen. Urlaub ist kein „weg von Problemen“, sondern ein „hin zu“ entspannten, lebensfrohen Tagen mit bereichernden kulturellen Inspirationsquellen oder Erlebnissen in der Natur. Es ist ein Loslassen an einem Ort, an dem man sich gut aufgehoben fühlt.

Da sich spontane Ferienerlebnisse – wie es der Name schon verrät – nicht planen lassen, scheint es auf den ersten Blick schwierig, sich in der Destination bzw. im Hotel dieses Wissen zu Nutze zu machen. Hier einige Tipps, wie dies gelingen kann.

Tipps für Gastgeber – im Hotel wie auch in der Destination

  • Das ganze Volk ist Gastgeber. Österreicher/-innen werden von Schweizer Gästen als entspannt und herzlich empfunden. Diesem Nationalcharakter möchte man (überall) begegnen – in der Unterkunft, im Restaurant, in der Bahn und im Bus genauso wie auf den Wanderungen, im Museum oder beim Konzert
  • Schweizer schätzen es, wenn eine positive Tourismusgesinnung in der Bevölkerung spürbar ist – Servicequalität wird gross geschrieben
  • Schweizer bewundern, dass es in Österreich gelingt, Tradition in die Moderne zu führen und authentisch zu leben. Versuchen Sie auch diesen Aspekt touristisch erlebbar zu machen – am Beispiel: Architektur, Handwerk oder ähnliches
  • Ihr Name ist den Schweizer/-innen wichtig – beim Begrüssen, beim Verabschieden und auch sonst. Sprechen Sie also die Gäste immer wieder mit dem Namen an, das schafft eine persönliche Beziehung
  • Schaffen Sie Möglichkeiten, bei denen Ihre Gäste Ihr Haus oder Ihre Region bei besonderen Erlebnissen besser kennenlernen: geführte Wanderung mit dem Gastgeber oder einem Bergführer; spontane Einladung im Hotelgarten zur Obsternte für den Kuchen am Nachmittag oder eine Weindegustation mit dem Winzer im Rebgarten
  • Bearbeiten Sie Anregungen oder Beschwerden aufmerksam und zeigen Sie, dass Ihnen die Anliegen der Gäste wichtig sind
  • Versuchen Sie neue touristische Produkte so authentisch wie möglich zu gestalten

    Ein Beitrag von Carmen Breuss und Martina Märki, ÖW Schweiz