Sommerzeit in Spanien

Sommerzeit in Spanien - Wohin geht die Reise?

Das drittgrößte Tourismusland der Welt packt die Koffer. Das Reiseverhalten der Spanier hat sich in den letzten Jahren durchaus positiv verändert.
Ein Beitrag von Blanka Trauttmansdorff, ÖW Spanien.

In den letzten Wochen wird vermehrt über das aktive Reiseverhalten der Spanier gesprochen. Auf allen Medienkanälen, seien es die Abendnachrichten, die Tageszeitungen und auf den Social Media-Kanälen, wird über die gestiegene Reiselust der Iberer hoch erfreut berichtet. Hier stellt sich die Frage, was die Einwohner der viertgrößten Volkswirtschaft bewegt, kollektiv die Koffer zu packen und die Welt zu entdecken?

Nachdem ich schon seit 30 Jahren in Spanien lebe und für die Österreich Werbung aufmerksam jedes Wimpernzucken der Spanier beobachte, kann ich folgende Gründe für die vermehrte Reiselust der Spanier als Erklärung geben: Die spanische Wirtschaft hat sich definitv erholt und die Kaufkraft ist stabil. 2018 haben die Spanier 197 Millionen Reisen getätigt. Dies ist eine gewaltig hohe Zahl, aber wenn man von über 45 Millionen Einwohnern nur 30 Millionen Bewohner betrachtet, die drei Mal im Jahr ins Ausland reisen (Kurzreisen, Sommerferien und Advent) und dann noch einmal mindestens drei Mal im Jahr im eigenen Land an den Wochenenden ans Meer oder in die Berge fahren, sind wir schon bei der unglaublichen Zahl, die wir vom spanischen Statistikamt INE (Instituto Nacional de Estatisticas) erhalten haben. So gab es im Jahre 2018 um 2% mehr Reisen im Vergleich zu 2017. Laut dem INE waren das 47 Milliarden Euro, die für Reisen ausgegeben wurden. 90,2 % der Spanier bereisten die iberische Halbinsel selbst. Der spanische Gast ist seit 20 Jahren auf intensiver Entdeckungsreise im eigenen Land unterwegs. 9,8% der Reisen gingen ins Ausland, davon wieder über 50% nach Europa.

Als ich die Zahlen vom INE mehrmals mit den Medienartikeln verglich, gab ich mich nicht ganz zufrieden mit dem genau analysierten Informationen und bat um Interviews mit einigen Kollegen der OTA (Online Travel Agencies), die zur Zeit die höchsten Umsätze im digitalen Abverkauf machen. Der Kollege von eDreams (einer der größten OTAs in Europa) bestätigte mir, dass 55% aller Buchungen für einen Kurzurlaub in europäische Städte getätigt werden. Die Bestseller 2018 und 2019 sind der Reihe nach: Wien, London, Rom, Berlin, Prag und Paris. Mein Profiherz lacht auf - er hat VIENA ganz am Anfang genannt.

30% der Buchungen gehen nach Asien (Vietnam, Sri Lanka, Thailand und Japan) 15% nach Afrika. Die Kollegen von Atrapalo und Logitravel (spanische OTAs) erklärten mir, dass sie noch nie so gute Umsätze bei Kurzurlaub über die Osterfeiertage nach Europa verzeichnet hätten - bis zu 65% aller Buchungen waren europäische Städte. Atrapalo vermerkt, dass die vielen direkten Fluganbindungen mit den Low Cost Carriern wie LEVEL, vueling, Wizzair, Eurowings, Laudamotion und Volotea das Entdecken der europäsischen Städte besonders attraktiv machen.

Spanische Gäste geben zirka 106 Euro pro Tag für Sachertorten, Souvenirs und Essen aus. Österreich verzeichnete 2018 bereits 904.000 Nächtigungen aus Spanien (7% mehr im Vergleich zum Jahr 2017), das waren rund 390.000 Spanier, die Österreich besuchten. Auf Grund der tatsächlich perfekten Ausgangslage, dass zur Zeit die wichtigsten Low Cost Airlines die größten spanischen Städte mit direkten Flügen nach Wien und München mehrmals am Tag verbinden, gehen wir davon aus, dass die Spanier nicht nur die Koffer packen, um die Welt zu entdecken, sondern auch das Urlaubsland Österreich.

Spanien und Österreich verbindet eine jahrhundertlange gemeinsame Geschichte. Viele Spanier wollen einmal in ihrem Leben am 1. Jänner beim Neujahrskonzert im Wiener Musikverein sitzen. Leider nehmen sie mir nicht ab, dass dort nur 1400 Sitzplätze vorhanden sind und das Ganze im Fernsehen viel größer aussieht als in echt. Und alle Spanier glauben "Sissi" und "Fräulein Maria" persönlich zu kennen. Wenn sie dann doch selbst die Erfahrung machen, dass die ehrwürdigen Räumlichkeiten der Hofburg eher amtlich imperial sind und die grünen Wiesen von Sound of Music nicht am Domplatz in Salzburg liegen, beginnt erst die authentische Entdeckungsreise durch Österreich.

Wir wünschen unseren Lesern, dass sie auf viele Spanier treffen, die in der Getreidegasse auf Mozart stoßen oder in Linz das Donauschiff verlassen, um neben der Sachertorte, auch die Linzertorte entdecken. Oder in Wien ein Glaserl Grünen Veltliner verkosten und in Graz zu Fuß den Schlossberg besuchen -Muskelkater inklusive. In Innsbruck muss man erst verstehen, dass sowohl Stöckel- als auch Bergschuhe essentielle Kleidungsstücke im Koffer sind.

Feliz verano a todos y hasta pronto en AUSTRIA!