Kulinarik im hohen Norden

Kulinarik im hohen Norden

Die New Nordic Cuisine ist nach wie vor ein großes Thema in den skandinavischen Ländern. Viele Köche begeistern sowohl Einheimische als auch Touristen mit ihren Kochkünsten. Diese Bemühungen bleiben nicht ohne Folgen: 2019 wurden insgesamt 22 Michelin Sterne an 17 Restaurants in Kopenhagen vergeben. Während in Dänemark das Essen im Fokus steht, spielt in Schweden der Wein eine immer größere Rolle. Der exquisite Traubensaft gewinnt zunehmend an Beliebtheit und Aufmerksamkeit in den Medien. Aber was haben diese Entwicklungen eigentlich mit Österreich zu tun?

Ein Beitrag von Lisa Roithner, ÖW Dänemark

Jedes Land hat seine eigenen Traditionen und Gewohnheiten – das Thema Kulinarik ist hier keine Ausnahme. Wenn man sich in Österreich nach kulinarischen Spezialitäten erkundigt, erhält man oftmals die Klassiker wie Wiener Schnitzel oder Kaiserschmarren als Antwort. Natürlich gibt es je nach Region Unterschiede, aber das Grundkonzept der österreichischen Küche bleibt gleich. Bei diesem Thema kennen wir uns gut aus, aber was wissen wir über die kulinarischen Gewohnheiten unserer Gäste? Was isst man in Dänemark und Schweden? Und wie können wir dieses Wissen für unser touristisches Angebot nutzen?

Die Dänen und ihr Smørrebrød
Bei Dänemark denkt man anfangs an Lakritze und eventuell noch an verschiedene Fleisch- und Fischgerichte. Die Feinheiten der dänischen Küche sind jedoch oftmals nicht bekannt. Ein wichtiger Begriff ist das Smørrebrød – dieses kennen viele, die schon einmal in Dänemark waren. Was steckt jedoch dahinter? Man könnte es als belegtes Brot bezeichnen, ganz so einfach ist es jedoch nicht. Die Dänen schätzen ihr Smørrebrød sehr und es ist eine richtige Kunst. Alles beginnt mit den richtigen Zutaten – vom Brot und dem vielfältigen Belag – bis hin zur richtigen Zusammenstellung des dänischen Klassikers. Hier können Außenstehende schnell Fehler machen und ins Fettnäpfchen treten. Das Gericht selbst ist aber auch nur der erste Schritt, denn man muss es auch auf die richtige Art und Weise und zur richtigen Zeit essen. Smørrebrød wird mit Besteck und traditionell zu Mittag gegessen. Die warmen Gerichte kommen dann erst am Abend beim gemeinsamen Familienessen.


Diese Gewohnheit steht schon einmal im Kontrast zur österreichischen Gewohnheit der warmen Hauptmahlzeit zur Mittagszeit. Wenn man in Österreich an Brot mit Belag denkt, dann wäre das eher am Abend als Brettljause. Eine traditionelle Brettljause ist jedoch kein Smørrebrød. Die Zutaten, die Zusammenstellung, der Verzehr, einfach alles ist unterschiedlich. Jedoch kann man an das dänische Smørrebrød anknüpfen und den dänischen Gästen die österreichische Brettljause schmackhaft machen. Es ist natürlich nicht das Gleiche, aber es könnte eine nette Abwechslung und ein besonderes Erlebnis für unsere dänischen Gäste sein. Wer weiß, vielleicht lassen sich auch einige Dänen inspirieren und machen ihre dänische Version einer Brettljause zu Hause nach – sozusagen als Erinnerung an den schönen Urlaub in Österreich. Einen Versuch ist es definitiv wert!
 

Die schwedische Fika
Bei den Schweden sieht alles schon wieder anders aus. Auch wenn man die Skandinavier gerne als eine Zielgruppe ansieht, so sind sie doch sehr verschieden. Die Schweden genießen eine warme Mahlzeit zu Mittag – gerne Köttbullar (ausgesprochen „Schöttbullar“) oder Lachs mit Kartoffeln. Eine gesunde und stärkende Mahlzeit, wenn möglich biologisch und aus der Region, ist ein wichtiger Bestandteil des schwedischen Tagesablaufes. Soweit so gut, das kennen wir auch in Österreich. Aber eine Besonderheit gibt es da noch in Schweden und das ist die schwedische Fika. Viele haben vielleicht schon davon gehört, aber das Konzept der Fika muss man erlebt haben, um es richtig verstehen zu können. Fika ist an keine Tageszeit, keinen Anlass und keine fixen Bestandteile gebunden. Jedoch ist sie ein unumstößlicher Bestandteil der schwedischen Kultur. Viele schwedische Firmen haben sogar eigene Fika-Pausen. Diese können am Vormittag oder am Nachmittag stattfinden – oder auch zwei Mal täglich bzw. wann immer die Mitarbeiter Lust darauf haben. Aber was ist nun die schwedische Fika? Einfach erklärt ist Fika ein Zeitpunkt, an dem Menschen mit Kaffee oder Tee und süßem Gebäck zusammenkommen. Hierbei gibt es keine Getränke- oder Essensvorschriften (ob nun Kanelbullar - die schwedische Zimtschnecke - ein Stück Torte oder gar nichts). Dieses Treffen kann variabel dauern, von ein paar Minuten bis hin zu einer Stunde oder gar länger. Im Arbeitsalltag ist die Dauer jedoch zumeist kürzer als im privaten Umfeld. Eines ist jedoch sicher: Fika ist ein fester Bestandteil des Alltags und der schwedischen Kultur.


Süßes Gebäck und ein Heißgetränk – das klingt ganz nach dem österreichischen Nachmittagskaffee, oder etwa nicht? Nein, nicht wirklich. Die österreichische Kaffeehauskultur und die unzähligen Nachspeisvarianten sind wieder eigen. Natürlich könnte man den Nachmittagskaffee bei Oma oder den Kaffeehaustratsch mit der Freundin als Fika ansehen, aber das wäre nicht ganz richtig. Bei Fika geht es mehr um das Zusammensein und eine kurze Pause, wann immer einem danach ist, anstatt um einen Fixpunkt am Nachmittag zur gemeinsamen Konversation. Kurz gesagt, Fika ist kein einfaches Treffen zu Kaffee und Kuchen, sondern hat sich schon zu einem Trendwort entwickelt. In vielen schwedischen Geschäften kann man Küchenutensilien mit der Aufschrift Fika kaufen. Viele Touristen nehmen diese gerne als Souvenir mit nach Hause. Vielleicht finden wir sie auch bald in Österreich und Fika wäre sozusagen das nächste skandinavische Trendwort nach der dänischen Hygge. Wie hilft uns nun dieses Wissen, um die Schweden für Österreich zu begeistern? Ganz einfach: Der nächste schwedische Gast wird mit Kaffee und österreichischen Süßspeisen verwöhnt und das nicht nur am Nachmittag, sondern gerne auch schon am Vormittag.
 
Kulinarische Veränderungen und die Auswirkungen auf Österreich
So viel zu den kulinarischen Traditionen der Dänen und Schweden. Aber was machen wir in Bezug auf die aufkommenden Trends und wie nutzen wir diese? Die ausgeprägte Kulinarikszene in der dänischen Hauptstadt sagt uns eines: Die Dänen gehen gerne und gut essen und sind offen für Neues. Dies bietet uns einerseits die Gelegenheit, sie mit österreichischen Traditionsgerichten zu verwöhnen. Eine Ausnahme bilden die vielfältigen Knödelvariationen, denn Knödel kommen bei den Dänen wahrlich nicht gut an. Andererseits können wir sie mit neuen kulinarischen Ansätzen anlocken. Und besondere (kulinarische) Erlebnisse bleiben bekanntlich nachhaltig in Erinnerung.

Bei den Schweden bieten sich zwei Möglichkeiten: Nachhaltigkeit und Wein. Wir können unsere schwedischen Gäste mit regionalen Produkten und Nachhaltigkeit begeistern. Beispiele sind die Tiroler Schlutzkrapfen oder Kärntner Kasnudeln mit Zutaten vom Bauern aus dem Ort. Die richtige Weinbegleitung nicht vergessen, denn das Thema Wein ist derzeit wieder besonders wichtig für die Schweden. Dieses Wissen kann man beispielsweise zur Konzeption spezieller Weinangebote nutzen. Von einem geführten Rundgang im Weingut bis hin zu Weinverkostungen und besonderen Wein-Packages für die Schweden ist alles möglich.