Was bedeutet Digitalisierung im Tourismus? Ein Gespräch mit dem Chief Digital Officer der Österreich Werbung, Reinhard Lanner.
Reinhard Lanner war viele Jahre Geschäftsführer in Tourismusorganisationen, hat für SalzburgerLand Tourismus die Abteilung Digital Media & Online-Marketing aufgebaut und unterrichtet an FHs und Universitäten Digitalisierung und Kommunikation. Derzeit ist er als Chief Digital Officer der Österreich Werbung zuständig für Digitalisierungs-Agenden, neuerdings als Stabsstelle der Geschäftsführung. Ein Gespräch.
Reinhard Lanner: Den CDO braucht es, um Unternehmen, oder in unserem Fall auch die Branche, zukunftsfit zu machen. Die Digitalisierung wird oft ausschließlich auf der technologischen Ebene diskutiert. Mindestens so wichtig sind aber der kulturelle Wandel in Organisationen sowie der Paradigmenwechsel im Userverhalten. Das ist unser Zugang bei der ÖW, wir schauen: Wie ändert sich das Informationsverhalten bzw. das Reiseverhalten und was bedeutet das für Tourismusorganisationen und -betriebe?
Die ÖW entwickelt gerade mit der Branche ein Futurelab mit dem Titel NETA, Next Level Tourism Austria. Ziel ist, für den österreichischen Tourismus die Abhängigkeiten von den großen Plattformen und Technologieanbietern zu reduzieren, systematisch neue Chancen zu erkunden und bessere Kooperationen zu etablieren.
Eines von insgesamt drei Handlungsfeldern ist, stärkere Awareness für das Thema zu schaffen. Hier werden wir eine E-Learning-Plattform für die Branche etablieren. Weiters ist geplant, eine „Übersichtslandkarte“ aller Branchen-Initiativen zu erstellen: Wer macht was, wer sind die Ansprechpartner? Ein zweites Handlungsfeld beschäftigt sich mit der Implementierung bestehender Lösungen im Sinne einer österreichweiten Datenallianz und dem Zukunftsthema automatisiertes Marketing. Der dritte Schwerpunkt ist Prototyping. Dazu gibt es zum Beispiel gemeinsam mit Oberösterreich Tourismus im Oktober einen Hackathon mit Entwicklern auf der Basis österreichischer Tourismusdaten.
Es braucht einerseits die technischen Voraussetzungen vor allem im Bereich der Datenübertragungsraten. In Zukunft wird es eine massive Erhöhung der Datenmenge geben, durch verstärkte Videoübertragung, aber auch durch IoT, wenn Geräte miteinander kommunizieren. Das Zweite ist: Wir brauchen eine konstruktive Haltung der Menschen gegenüber der Digitalisierung. Wir sollten die Chancen erkennen und weniger die Bedrohung, auch in Hinblick auf die globalen Plattformen. Die Haltung gegenüber diesen Plattformen sollte in der Frage münden: Was können wir gemeinsam kreieren? Und das dritte Thema ist: Wir müssen vieles vom Marketing-Wissen der Vergangenheit möglichst schnell vergessen. Die Werbung der Zukunft funktioniert nach neuen Gesetzen, vor allem datengetrieben.