Von fliegenden Taxis und guten Bürgern

Von fliegenden Taxis und guten Bürgern

Digitalisierung und digitale Transformation beschäftigen weltweit Regierungen, Firmen, Universitäten aber auch private Nutzer. Das gilt natürlich auch für Asien. Die Ansätze, Errungenschaften und Ziele der Nationen auf dem größten aller Kontinente könnten aber unterschiedlicher nicht sein. Hier ein Querschnitt über einige der wichtigsten asiatischen Herkunftsmärkte.
Ein Beitrag von Kathrin Weiss-Reinthaler, ÖW Arabische Länder

China – der ehrgeizige Macher

Als Vorreiter in der Digitalisierung wird China wohl kaum in Frage gestellt. Die Allroundapp WeChat und andere Dienste für den Endnutzer dominieren bereits seit Jahren die Blogs der Online Marketer weltweit. Die vielfältigen Funktionen von WeChat werden ständig ausgebaut und beherrschen den Alltag der User. Hier ist aber für China noch lange nicht Schluss.

Die chinesische Bevölkerung hat eine viel geringere Hemmschwelle, digitale Systeme zu nutzen und Neues auszuprobieren, als z.B. Europäer. Diese Tatsache machen sich auch die aktuellsten Pläne der Regierung zum Vorteil. Derzeit wird in mehr als 40 Städten ein digitales Punktesystem getestet, das auf Basis der Daten von über 50 Behörden Punkte an jeden einzelnen Bürger verteilt und so „gute“ von „schlechten“ Bürgern unterscheidet. Pluspunkte sammelt zum Beispiel, wer Wohltätigkeitsarbeit leistet, Minuspunkte hingegen jemand, der zu schnell Auto fährt oder an Demonstrationen teilnimmt.

Der Punktestand kann weitreichende Auswirkungen auf das Leben der Bürger haben – von Ermäßigungen bei Wasser- und Heizrechnungen für besonders gute Bürger, bis hin zu Ausreiseverboten und Einschränkungen bei der Jobsuche für die mit einem schlechten Punktestand. Bis 2020 will die Regierung das System auf das gesamte Land ausweiten.

 

Indien – der Hashtag Diplomat

Die gewaltige Größe des Landes und der Bevölkerung stellt die indischen Behörden immer wieder vor Herausforderungen. Die Digitalisierung soll aber helfen, diese zu bewältigen.

Ähnlich wie China hat die Regierung die Vorteile des E-Government erkannt, wenn auch hier der Datenschutz und Persönlichkeitsrechte deutlich größer geschrieben werden als beim Nachbarn. Die Einführung diverser Programme, wie z.B. „Aadhaar“, ein biometrisches Identifikationsprogramm oder „Jan-DhanYojana“, das ein Bankkonto für jeden indischen Haushalt vorsieht, sollen den Zugang zu administrativen Services für einzelne Bürger erleichtern.

Soziale Netzwerke, allen voran Facebook, schrieben in den letzten Jahren eine Erfolgsgeschichte – so konnte Facebook seit 2016 114 Millionen neue Nutzer in Indien gewinnen. Premierminister Modi und einige seiner Regierungsmitglieder sowie Ministerien gehören zu den meistgefolgten Twitter Usern weltweit. Die Außenministerin Susham Swaraj ist dafür bekannt, Twitter Usern direkt und in kürzester Zeit zu helfen – von Last Minute Pässen für frisch Vermählte, bis hin zu Hilfe in tatsächlichen Notsituationen. Twitter hat sich damit für die indische Bevölkerung als effizientes Instrument, Unterstützung von der Regierung einzufordern, etabliert.

 

Südkorea – der innovative Familienbetrieb

Südkorea hat den Ruf eines Trendsetters in der Digitalisierung – und das zu Recht. Der Bloomberg Innovation Index listet Korea 2017 zum zweiten Mal in Folge als weltweit innovativste Wirtschaftskraft. Zur Erstellung des Index werden u.a. Forschungsausgaben, Patentanmeldungen, weiterführende Ausbildungsmöglichkeiten und vieles mehr gemessen. Zum erfolgreichen Abschneiden Koreas tragen einerseits die Bemühungen der Regierung bei, andererseits spielen aber auch die „Chaebols“ – die vielen familienkontrollierten Großkonzerne Koreas – eine große Rolle in der digitalen Transformation des Landes.

Unter dem Schirm ihrer großen Plattformen fördern Chaebols wie Samsung, Hyundai oder KT Start Ups und innovative Ideen. 

So hat etwa der Telekomriese KT in Zusammenarbeit mit dem beliebten Messenger Dienst Kakao 2017 die erste neue Bank in Südkorea seit 20 Jahren eröffnet. Die Bank basiert komplett auf Onlineleistungen und konnte seit April 2017 bereits eine halbe Million Kunden akquirieren.

 

Vereinigte Arabische Emirate –  der Mega-Coder

Wie bei allem möchten die Vereinigten Arabischen Emirate auch in der Digitalisierung weltweit eine Vorreiterposition einnehmen. Ehrgeizige Pläne von Roboterpolizisten und fliegenden Taxis sowie einem Hyperloop, der Personen in unglaublichen 12 Minuten und Geschwindigkeiten von bis zu 1.100 km/h zwischen Dubai und Abu Dhabi befördern soll, sollen laut eigenen Angaben bereits in den nächsten Jahren in die Tat umgesetzt werden.

Doch damit nicht genug – die Regierung vom Emirat Dubai hat angekündigt, die erste Regierung der Welt werden zu wollen, deren Verwaltung zur Gänze auf der Blockchaintechnologie basiert. Bis 2021 sollen alle Prozesse adaptiert werden und die gesamte Verwaltung papierlos abgewickelt werden. Das „Smart Dubai“ Programm, das hinter diesen Bemühungen steht, macht aber nicht bei der Blockchain halt. Die klare Anforderung ist, das fortschrittlichste „Internet of things“ in der smartesten Stadt der Welt zu entwickeln. Um dieses Ziel zu erreichen werden alle Hebel in Bewegung gesetzt.

Scheich Mohammed bin Rashid Al Maktoum hat unter anderem die Initiative „One Million Arab Coders“ ins Leben gerufen, die Interessenten im ganzen arabischen Raum kostenfreien und einfachen Zugang zu Programmierkursen und relevanten Weiterbildungen bietet.

 

Japan – der zögerliche König

Japan wurde für Jahrzehnte als das Technologieland schlechthin gesehen. Während Japan wohl weiterhin der König der Automatisierung ist, ist es in Sachen Innovation um das Herkunftsland von Super Mario und Tamagotchi in letzter Zeit etwas ruhiger geworden.

Laut einer Umfrage unter Unternehmern liegt das vor allem daran, dass Start Ups und innovative Ideen in den letzten Jahren vom Staat noch nicht dieselbe Beachtung fanden, wie in anderen asiatischen Ländern. Außerdem werden eine gewissen Scheu vor Risiko und auch ein Mangel an Talenten als Gründe angeführt.

Das will die japanische Regierung nun aber ändern. Man hat begonnen, Start-Ups und Supportstrukturen wie z.B. Innovation Labs, Universitätennetzwerke und Austauschplattformen massiv zu fördern. Mit diesen und anderen Initiativen sollte das Land bis zu den Olympischen Spielen in Tokyo 2020 wieder zur Avantgarde der digitalen Transformation zählen.

 

Tourismus – der aufmerksame Beobachter

Neue Technologien und Innovationen prasseln beinahe schon täglich auf den Verbraucher ein. Das wirkt sich natürlich auch auf das Buchungs- und Reiseverhalten der Menschen aus. Laufendes Beobachten, flexibler Einsatz von Aktivitäten sowie rasche Handlungsfähigkeit werden essentiell für eine weiterhin erfolgreiche Marktbearbeitung sein. Aus diesem Grund haben die Marktbüros der Österreich Werbung in Asien gemeinsam einen Digital Hub aufgebaut. Dieser hält für jeden Schritt der Customer Journey Aktivitäten auf allen asiatischen Märkten bereit, die regelmäßig evaluiert und den Bedürfnissen angepasst werden. Die agile Struktur ermöglicht es den Marktbüros in Echtzeit auf Entwicklungen einzugehen und zum richtigen Zeitpunkt die richtige Maßnahme zu setzen.