E-Scooter on demand

E-Scooter on demand

Elektroscooter zum Ausleihen via App erobern die Städte. Seit August mischt etwa der ÖAMTC das Mobilitäts­angebot in Graz und Wien auf.

Easy way heißt das neue Vermietungssystem des ÖAMTC für Elektroroller, das im August 2018 in Wien und Graz ­den Betrieb aufgenommen hat. Die ­Vermietung funktioniert über das „Free ­Floating Sharing System“: Die Roller (derzeit 150 in Wien und 15 in Graz) können innerhalb des Geschäftsgebiets per App angemietet und an beliebigen Parkplätzen wieder abgestellt werden. Das Geschäftsgebiet umfasst in ­Graz das komplette Stadtgebiet, in Wien bilden die Grenzen derzeit Gürtel, Tangente und ­Donau.

Für die Anmeldung laden die Nutzer ein aktuelles Foto von sich selbst und ein Foto ihres Führerscheins hoch. Nach einmaliger Prüfung durch einen ÖAMTC-Mitarbeiter können die Nutzer via App verfügbare Elektroroller orten, mieten und wieder zurückgeben. In den Transportboxen der Roller liegen je zwei Helme in unterschiedlichen Größen sowie hygienische Einweg-Sturmhauben bereit.

Abgerechnet wird zum Schluss

Fahrten bis zu 30 Minuten kosten 4 Euro, danach wird mit 10 Cent pro Minute abgerechnet. Die meisten Fahrten würden kürzer als eine halbe Stunde dauern, heißt es seitens des ÖAMTC. Die Flatrate für die ersten 30 Minuten soll durch Vermeidung von Zeitdruck zur Verkehrssicherheit beitragen. Die Abrechnung erfolgt im Nachhinein via Kreditkarte.

Ladesäulen anfahren müssen easy-way-Kunden übrigens nicht. Geht der Akkustand eines Rollers zur Neige, wird er in der App nicht mehr angeboten. Mobile Teams des ÖAMTC sind laufend im Geschäftsgebiet unterwegs, um Akkus zu tauschen.

In den ersten vier Wochen verzeichnete der ÖAMTC 4.000 Registrierungen. Ein zufriedenstellender Start für Projektleiter Florian Moosbeckhofer, der mit seinem Service nicht nur Einheimische ansprechen will. „Touristen sind nicht die wichtigste Zielgruppe, aber wir gehen von einer leichten touristischen Nutzung aus“, erklärt Moosbeckhofer. ­Der Service steht allen Besuchern mit einem EU- bzw. EWR-Führerschein offen.

Touristen als Zielgruppe

Mit dem Start von „easy way“ sind in der Bundeshauptstadt nun vier Scooter-Sharing-Anbieter aktiv. Erst im Sommer 2017 brachte zum Beispiel das Start-up goUrban 50 Elektroroller auf die Wiener Straßen. Jonathan Gleixner, einer der drei goUrban-Gründer, betrachtet Touristen durchaus als Zielgruppe. „Die Mopeds bieten Touristen die Möglichkeit, die Stadt auf neue Weise zu entdecken – schneller und ein wenig abenteuerlicher“, glaubt Gleixner. Viele hätten noch nie ein E-Fahrzeug ausprobiert und seien neugierig auf das Fahrerlebnis. In nächsten Jahr wird die Flotte aufgestockt, dann möchte goUrban Touristen gezielter umwerben. Speziell entwickelte Touren, die Wien-Besuchern via App den Weg zu Sehenswürdigkeiten weisen, sollen den Service noch attraktiver machen.

Christian Gratzer, Pressesprecher des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ), ist im Hinblick auf den touristischen Nutzen der Scooter dagegen skeptisch. Touristen würden bevorzugt langsame Verkehrsmittel und Fahrrad oder Fiaker nutzen, die ihnen Zeit geben, die Umgebung zu bewundern. „Am besten erkundet sich eine Stadt noch immer zu Fuß oder mit den Öffis“, glaubt Gratzer. Gerade bei ungeübten Fahrern berge die höhere Fahrgeschwindigkeit der Scooter auch die Gefahr von Unfällen durch Ablenkung.

Alternative: E-Tretroller

Eine Alternative zum E-Scooter wird in jüngster Zeit immer populärer: der elektrisch angetriebene Tretroller. Im September startete der US-amerikanische Anbieter Bird seinen Leihservice auch in Wien, nach Paris und Brüssel. Die vorerst einhundert Fahrzeuge sind zum Betrieb auf Radwegen zugelassen und auf eine Maximalgeschwindigkeit von 24 km/h begrenzt. Birds größter US-Konkurrent Lime hat den Betriebsstart in Wien noch für heuer angekündigt.

Wer die neuen Dienste ausprobieren möchte, sollte sich beeilen. Sobald der erste Schnee fällt, wintern die meisten Anbieter ihre Fahrzeuge ein.