Zipline bis Waldwipfelweg: Wie heimische Touristiker die Sehnsucht der Gäste nach Abenteuer und neuen Perspektiven bedienen.
Der Traum vom Fliegen ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst. Um das Freiheitsgefühl in der Luft zu erleben, müssen die Gäste nicht erst ins Flugzeug steigen. Mit Erlebnisangeboten schaffen Touristiker neue Anziehungspunkte und bieten die Möglichkeit, die Natur von einer neuen Seite zu erfahren.
„Das Gleitschirmfliegen symbolisiert die absolute Freiheit. Es gibt für mich keine schönere Form, sich in der Luft fortzubewegen“, schwärmt Thomas Hauthaler, Pilot bei Flytandem in Salzburg. Paragleiten galt lange Zeit als Sport für Abenteurer – nicht ganz zu Unrecht. In den vergangenen Jahren hat sich aber in Sachen Ausrüstung und Flugtechnik viel getan, die Sportart ist sicherer geworden und spricht nun breitere Zielgruppen an – auch unter Touristen. Hauthaler und sein Team bieten Tandemflüge über Salzburg an. Touristen machen einen Anteil von 20 bis 30 Prozent der Kunden aus. Besonders bei Gästen aus Asien sei das Erlebnis sehr beliebt, erzählt Hauthaler.
Die Flugroute wird in Absprache mit den Teilnehmern individuell gestaltet. Bei den Gästen aus den Fernmärkten besonders gefragt: eine Tour zu den Schauplätzen des Kultmusicals „Sound of Music“. Im Trend liegen auch Hike-and-Fly-Angebote: Statt mit der Seilbahn oder dem Auto auf den Berg zu fahren, wandern die Besucher zum Gipfel und treten den Rückweg per Gleitschirm an.
Weniger Höhe, dafür noch mehr Speed verspricht eine Fahrt auf der Zipline am Stoderzinken in der Steiermark. Hier sausen die Besucher mit bis zu 120 km/h an einem Stahlseil ins Tal. Die Attraktion, die größte Einrichtung ihrer Art in Europa, ist Teil des Abenteuerparks Gröbming. Vor allem bei den Gästen aus Übersee steht das Angebot hoch im Kurs: „Die Amerikaner kennen die Zipline aus ihrer Heimat und reisen oft eigens für dieses Erlebnis an“, erklärt Claudia Berger vom Managementteam des Abenteuerparks. Die Anlage ist während der Sommermonate gut gebucht. Wer den Nervenkitzel am Stahlseil erleben möchte, muss vorab online reservieren.
Beschaulicher als am Stoderzinken geht es auf der Flyline am Rittisberg in der Steiermark zu. Fast geräuschlos schweben die Besucher hier über ein Trägerrohrsystem durch einen meterhohen Fichtenwald. Bei einer Geschwindigkeit von rund 17 km/h können die Besucher genussvoll die Umgebung bestaunen.
Projekte wie Zipline und Flyline stellen spezielle Anforderungen an den Standort. Ob eine solche Anlage errichtet werden kann, hängt von natürlichen Gegebenheiten wie der Neigung des Geländes und dem Baumbestand ab. Außerdem braucht es das Einvernehmen mit Umweltschutz und Grundstücksbesitzern. „Das Angebot muss aber auch zur Zielgruppe und zum touristischen Konzept des Standorts passen“, rät Werner Wechsel, Geschäftsführer des Erlebnisraumgestalters Hochkant.
Wer die Natur von oben erleben möchte, muss nicht unbedingt abheben. Stege und Plattformen in mehreren Metern Höhe erlauben es, den heimischen Wald aus einer neuen Perspektive zu erleben. Der Baumwipfelweg in Althodis im Burgenland zum Beispiel ist barrierefrei angelegt, so kommen auch Rollstuhlfahrer oder Kleinkinder im Kinderwagen in den Genuss des Perspektivenwechsels. Entlang des Baumkronenwegs in Kopfing in Oberösterreich lenken Erlebnisstationen die Aufmerksamkeit der Gäste auf die Natur. Bei der Klangorgel können kleine Besucher zum Beispiel mit verschiedenen Hölzern musizieren. Und das Waldgrammofon verstärkt die Geräusche des Waldes und macht sie besser wahrnehmbar.
Sechs Baumhäuser ergänzen das Angebot in Kopfing und laden auch zum Übernachten inmitten der Baumkronen ein. Über 72 Stufen gelangen die Besucher zu den außergewöhnlichen Nachtquartieren, die meist für besondere Anlässe wie Hochzeiten und Geburtstage gebucht werden. Das Angebot trägt dazu bei, die Aufenthaltsdauer der Gäste zu verlängern. „Etwa die Hälfte der Besucher reist aus Deutschland an“, erzählt Johann Schopf, Inhaber des Baumkronenwegs. „Zuwächse stellen wir bei den Besucherzahlen aus dem nahe gelegenen Tschechien fest, derzeit machen sie zehn bis 15 Prozent des Gästeaufkommens aus.“
Für die Internationalisierung des Angebots spielen diese Erlebnisangebote eine wichtige Rolle: Denn die Gäste aus den USA und Australien, aber auch die Asiaten suchen bei ihrem Urlaub in Österreich das Abenteuer. Auch die Tschechen scheuen keine Herausforderung und gehen gerne ans Limit. Die Österreich Werbung (ÖW) trägt diesem Wunsch mit der Kampagne #playgroundAustria Rechnung, die das abenteuerliche, sportliche Urlaubsangebot ins Scheinwerferlicht
rückt.