Aktuelles aus der russischen Reisebranche

Aktuelles aus der russischen Reisebranche

Während der Sommerverkauf zufriedenstellend läuft, kritisieren russische Reiseveranstalter österreichische Hotels für deren Kommissionen. Unterdessen tun sich neue Chancen für österreichische Partner im russischen Online-Reisemarkt auf.
Ein Bericht von Markt Manager Gerald Böhm, ÖW Russland.

Die gute Nachricht zuerst: Bei aller Tendenz zu Individualbuchungen sehen russische Reiseveranstalter ihren Anteil am Gesamtaufkommen nach Österreich – zumindest in absoluten Zahlen – stabil: „Derzeit haben wir eine gute Balance zwischen jenen Kunden, die ihre Reisebuchung selbst in die Hand nehmen und jenen, die das schon versucht haben und nun zu ihrem Reisespezialisten zurückkehren, weil sie bemerken, dass unsere Konditionen doch nicht so schlecht sind und sie durch fachkundige Beratung viel Zeit sparen können", sagt Maxim Pristavko, Generaldirektor von Jet Travel, Österreich-Spezialist und immer wieder Sprachrohr der Veranstalter-Branche.

TEZ Tour zieht eine positive Bilanz der Wintersaison – die Charter im vergangenen Winter nach Klagenfurt waren gut ausgelastet, für den kommenden Jahreswechsel sind bereits wieder drei Rotationen aus Moskau geplant.

Dicke Luft im Veranstaltergeschäft

Doch das Verhältnis vieler russischer Veranstalter zu ihren österreichischen Hotelpartnern ist getrübt: „Der österreichische Markt ist Veranstalter-feindlich", heißt es von einer Reihe großer russischer Veranstalter mit Österreich im Programm. „Wenn österreichische Kunden, die ihr Hotel über uns gebucht haben, von dem gleichen Hotel eine Weihnachtskarte mit einem 100-Euro-Gutschein für die Direktbuchung ihres nächsten Aufenthalts bekommen, dann entzieht uns das die Kooperationsgrundlage", heißt es aus der Branche. Österreichs Nachbarländer, insbesondere Italien, seien viel stärker am Veranstalter-Geschäft interessiert und hielten sich strikt an vereinbarte Kommissionen und deren Exklusivität für die Reisebranche. Auch kleinere Player, wie etwa Andorra, hielten sich an die Fair-Play-Regeln im Veranstaltergeschäft.

Sommer im Kommen

Für den Sommer sehen die russischen Österreich-Spezialisten gute Chancen – wenngleich den russischen Gäste manchmal noch der „Mut zur Sommerfrische" fehlt: Kärntner Seen werden eher als Wochenend-Ausflugsprogramm gebucht, weiß man beim High-End-Spezialisten Sodis. Auch bei Tourtrans Voyage sind die Seen nördlich und südlich des Alpenhauptkamms bislang Exkursionsziele. Aus Sicht der Veranstalter fehlt dem Kunden oftmals eine Vorstellung über die vielfältigen Urlaubsmöglichkeiten in Österreich – und den Verkäufern die persönliche Produkterfahrung. Das eigene Erleben im Rahmen von Famtrips könnte die Inhalte eines Aktivurlaubs für die Familie, Urlaub am Bauernhof, aber auch von gesundheitsorientiertem Urlaub oder Wellnesstourismus in Österreich leichter vermittelbar machen.

ein (möglicher) neuer Stern am Horizont

Auf die Neugier der Gäste setzt man unterdessen bei Pro Adventure – das Portal aggregiert Aktivurlaubsangebote aus der ganzen Welt. Ansprechend und übersichtlich aufbereitet wählen die Gäste zwischen Kajaktouren am Wochenende in der Nähe von Moskau bis hin zum Trekking in den Anden. Gästefeedback wird prinzipiell uneingeschränkt auf Pro Adventure veröffentlicht – egal, wie es ausfällt. Auch Österreich ist im Angebot. Angeboten werden bereits buchbare Produkte. Pro Adventure gibt den Preis des Veranstalters ohne Aufschlag an seine Kunden weiter. Österreich ist bislang mit fünf buchbaren Angeboten vertreten. „Ein Aktivurlaub in Österreich muss auch Highlights abseits von Sport und Naturerlebnis beinhalten – etwa einen Tagesausflug nach Wien oder Salzburg oder den Besuch besonderer Sehenswürdigkeiten". Das Österreich-Angebot soll ausgebaut werden, die Österreich Werbung befindet sich bereits in Kooperation mit Pro Adventure.